Wer zur Kirchethür hinausgieng, sagte; das war auch eine Predigt!
Es war nämlich eine, wie die so predi- gen, keine halten, und keine halten dörfen. -- Denn das was sie auf der Kanzel sa- gen, und was man sie auf der Kanzel sa- gen lassen darf, ist in Formen und Model gegossen, in welchen es etwas ganz anders wird als die Lebensbeschreibung des Hum- mels -- Ihr werdet vielleicht sagen; aber etwas bessers: ich aber will fortfahren.
Es war dem Junker die ganze Zeit über, da der Pfarrer redte, nicht als ob er Wor- te hörte, sondern als ob sein Volk und sein Dorf ihm vor Augen stühnde; und mit je- dem Wort, das der Pfarrer mehr sagte,
A
[Abbildung]
§. 1. Ueber das Predigen, aber nicht viel.
Wer zur Kirchethuͤr hinausgieng, ſagte; das war auch eine Predigt!
Es war naͤmlich eine, wie die ſo predi- gen, keine halten, und keine halten doͤrfen. — Denn das was ſie auf der Kanzel ſa- gen, und was man ſie auf der Kanzel ſa- gen laſſen darf, iſt in Formen und Model gegoſſen, in welchen es etwas ganz anders wird als die Lebensbeſchreibung des Hum- mels — Ihr werdet vielleicht ſagen; aber etwas beſſers: ich aber will fortfahren.
Es war dem Junker die ganze Zeit uͤber, da der Pfarrer redte, nicht als ob er Wor- te hoͤrte, ſondern als ob ſein Volk und ſein Dorf ihm vor Augen ſtuͤhnde; und mit je- dem Wort, das der Pfarrer mehr ſagte,
A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0023"n="[1]"/><figure/><divn="1"><head>§. 1.<lb/>
Ueber das Predigen, aber nicht viel.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">W</hi>er zur Kirchethuͤr hinausgieng, ſagte;<lb/>
das war auch eine Predigt!</p><lb/><p>Es war naͤmlich eine, wie die ſo predi-<lb/>
gen, keine halten, und keine halten doͤrfen.<lb/>— Denn das was ſie auf der Kanzel ſa-<lb/>
gen, und was man ſie auf der Kanzel ſa-<lb/>
gen laſſen darf, iſt in Formen und Model<lb/>
gegoſſen, in welchen es etwas ganz anders<lb/>
wird als die Lebensbeſchreibung des Hum-<lb/>
mels — Ihr werdet vielleicht ſagen; aber<lb/>
etwas beſſers: ich aber will fortfahren.</p><lb/><p>Es war dem Junker die ganze Zeit uͤber,<lb/>
da der Pfarrer redte, nicht als ob er Wor-<lb/>
te hoͤrte, ſondern als ob ſein Volk und ſein<lb/>
Dorf ihm vor Augen ſtuͤhnde; und mit je-<lb/>
dem Wort, das der Pfarrer mehr ſagte,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[1]/0023]
[Abbildung]
§. 1.
Ueber das Predigen, aber nicht viel.
Wer zur Kirchethuͤr hinausgieng, ſagte;
das war auch eine Predigt!
Es war naͤmlich eine, wie die ſo predi-
gen, keine halten, und keine halten doͤrfen.
— Denn das was ſie auf der Kanzel ſa-
gen, und was man ſie auf der Kanzel ſa-
gen laſſen darf, iſt in Formen und Model
gegoſſen, in welchen es etwas ganz anders
wird als die Lebensbeſchreibung des Hum-
mels — Ihr werdet vielleicht ſagen; aber
etwas beſſers: ich aber will fortfahren.
Es war dem Junker die ganze Zeit uͤber,
da der Pfarrer redte, nicht als ob er Wor-
te hoͤrte, ſondern als ob ſein Volk und ſein
Dorf ihm vor Augen ſtuͤhnde; und mit je-
dem Wort, das der Pfarrer mehr ſagte,
A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/23>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.