ken, so sammelt es noch ihre Blätter und Sten- gel. Seine ganze Bibel und sein grosses und kleines Bättbuch sind voll von diesen Blättern, und die dürren Stengel hat es in seinem Ka- sten in einer Schachtel, in der es das einzige schöne Halstuch das es von seiner Gotten her hat, und nie tragt, versorget. Es stehet oft Stunden lang vor dem Kasten, und nezet Hals- tuch und Stengel mit seinen Thränen.
Ich bin kein Veilchentändler, und lobe nichts wenigers, als daß der Mensch vor Blumen schmelze, und ob Müken weyne. Sie sind vorbey die Tage meiner Thränen, und ich habe erfahren, daß der Mensch der ob Blu- men schmelzt, sein Brod nicht gern im Schweiß des Angesichts ißt, und daß sein Weib nicht gern Kinder gebihrt, das sich abschwächt, und Gottes Ordnung wiederspricht. Darum mag ich dieses Geschlechts nichts. Es gehört nicht in unsre Welt, die Dorn und Distel trägt, sondern in eine, wo artige Engel mit Himmelszauber für sie den Boden bauen, und zu den Steinen sagen: "Werdet ihr Brod", damit die Müßiggänger essen.
Aber auf unserm Boden taugt es nicht, und ich sage es so gerade als ich es denke, ein Bau- renkind, das eine Blumentändlerin würde von dieser Art, würde ein armes elendes Mensch,
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ken, ſo ſammelt es noch ihre Blaͤtter und Sten- gel. Seine ganze Bibel und ſein groſſes und kleines Baͤttbuch ſind voll von dieſen Blaͤttern, und die duͤrren Stengel hat es in ſeinem Ka- ſten in einer Schachtel, in der es das einzige ſchoͤne Halstuch das es von ſeiner Gotten her hat, und nie tragt, verſorget. Es ſtehet oft Stunden lang vor dem Kaſten, und nezet Hals- tuch und Stengel mit ſeinen Thraͤnen.
Ich bin kein Veilchentaͤndler, und lobe nichts wenigers, als daß der Menſch vor Blumen ſchmelze, und ob Muͤken weyne. Sie ſind vorbey die Tage meiner Thraͤnen, und ich habe erfahren, daß der Menſch der ob Blu- men ſchmelzt, ſein Brod nicht gern im Schweiß des Angeſichts ißt, und daß ſein Weib nicht gern Kinder gebihrt, das ſich abſchwaͤcht, und Gottes Ordnung wiederſpricht. Darum mag ich dieſes Geſchlechts nichts. Es gehoͤrt nicht in unſre Welt, die Dorn und Diſtel traͤgt, ſondern in eine, wo artige Engel mit Himmelszauber fuͤr ſie den Boden bauen, und zu den Steinen ſagen: „Werdet ihr Brod“, damit die Muͤßiggaͤnger eſſen.
Aber auf unſerm Boden taugt es nicht, und ich ſage es ſo gerade als ich es denke, ein Bau- renkind, das eine Blumentaͤndlerin wuͤrde von dieſer Art, wuͤrde ein armes elendes Menſch,
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ken, ſo ſammelt es noch ihre Blaͤtter und Sten-
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kleines Baͤttbuch ſind voll von dieſen Blaͤttern,
und die duͤrren Stengel hat es in ſeinem Ka-
ſten in einer Schachtel, in der es das einzige
ſchoͤne Halstuch das es von ſeiner Gotten her
hat, und nie tragt, verſorget. Es ſtehet oft
Stunden lang vor dem Kaſten, und nezet Hals-
tuch und Stengel mit ſeinen Thraͤnen.
Ich bin kein Veilchentaͤndler, und lobe
nichts wenigers, als daß der Menſch vor
Blumen ſchmelze, und ob Muͤken weyne. Sie
ſind vorbey die Tage meiner Thraͤnen, und
ich habe erfahren, daß der Menſch der ob Blu-
men ſchmelzt, ſein Brod nicht gern im Schweiß
des Angeſichts ißt, und daß ſein Weib nicht
gern Kinder gebihrt, das ſich abſchwaͤcht,
und Gottes Ordnung wiederſpricht. Darum
mag ich dieſes Geſchlechts nichts. Es gehoͤrt
nicht in unſre Welt, die Dorn und Diſtel
traͤgt, ſondern in eine, wo artige Engel mit
Himmelszauber fuͤr ſie den Boden bauen, und
zu den Steinen ſagen: „Werdet ihr Brod“,
damit die Muͤßiggaͤnger eſſen.
Aber auf unſerm Boden taugt es nicht, und
ich ſage es ſo gerade als ich es denke, ein Bau-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/233>, abgerufen am 25.11.2024.
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