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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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nicht thun, und auch denken was der Junker
und das ganze Dorf sagen würde, wenn es
sich so in der Hoffart zeigte.

Die Reinoldin gab ihm zur Antwort, laß
das jezt nur mich verantworten, es ist für
den ganzen Zug, und des Junkers wegen, daß
du jezt must so hoffärtig seyn, und nicht für
dich; und damit legte, sie ihm den Rok an.

Es konnte seinen Spruch geschwind, und
die Reinoldin kam bald mit ihm wieder in des
Mareylis Matten.

In ihrem Leben ist sie nie über Kleider
stolz gewesen, aber jezt war sie stolz über das
Kleid in dem sie das arme Kind als die Köni-
gin des Zugs unter den reichen Kindern hin-
einstellte, die jezt alle Maul und Augen ob
ihm aufthaten. -- Man kann aber auch keinen
Engel schöner mahlen als das Kind jezt ware.

Sein Kleid war weiß, wie ein gefallener
Schnee, und glänzte wie dieser, wenn nach ei-
nem Regen seine Oberfläche verhärtet, und
dann die Sonne darauf scheint.

Ein breiter rother Gürtel umwand das
glänzende Kleid, und flog in doppeltem Band
an seiner Seite bis an den Boden. --

Seine Goldzopfen wallten um und über
seine gleissende Gotten-Crone; und zwey weisse
Sternenblumen glänzten zwischen Rosen auf
den Bändern des Brusttuchs, die weiß und

nicht thun, und auch denken was der Junker
und das ganze Dorf ſagen wuͤrde, wenn es
ſich ſo in der Hoffart zeigte.

Die Reinoldin gab ihm zur Antwort, laß
das jezt nur mich verantworten, es iſt fuͤr
den ganzen Zug, und des Junkers wegen, daß
du jezt muſt ſo hoffaͤrtig ſeyn, und nicht fuͤr
dich; und damit legte, ſie ihm den Rok an.

Es konnte ſeinen Spruch geſchwind, und
die Reinoldin kam bald mit ihm wieder in des
Mareylis Matten.

In ihrem Leben iſt ſie nie uͤber Kleider
ſtolz geweſen, aber jezt war ſie ſtolz uͤber das
Kleid in dem ſie das arme Kind als die Koͤni-
gin des Zugs unter den reichen Kindern hin-
einſtellte, die jezt alle Maul und Augen ob
ihm aufthaten. — Man kann aber auch keinen
Engel ſchoͤner mahlen als das Kind jezt ware.

Sein Kleid war weiß, wie ein gefallener
Schnee, und glaͤnzte wie dieſer, wenn nach ei-
nem Regen ſeine Oberflaͤche verhaͤrtet, und
dann die Sonne darauf ſcheint.

Ein breiter rother Guͤrtel umwand das
glaͤnzende Kleid, und flog in doppeltem Band
an ſeiner Seite bis an den Boden. —

Seine Goldzopfen wallten um und uͤber
ſeine gleiſſende Gotten-Crone; und zwey weiſſe
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[214/0236] nicht thun, und auch denken was der Junker und das ganze Dorf ſagen wuͤrde, wenn es ſich ſo in der Hoffart zeigte. Die Reinoldin gab ihm zur Antwort, laß das jezt nur mich verantworten, es iſt fuͤr den ganzen Zug, und des Junkers wegen, daß du jezt muſt ſo hoffaͤrtig ſeyn, und nicht fuͤr dich; und damit legte, ſie ihm den Rok an. Es konnte ſeinen Spruch geſchwind, und die Reinoldin kam bald mit ihm wieder in des Mareylis Matten. In ihrem Leben iſt ſie nie uͤber Kleider ſtolz geweſen, aber jezt war ſie ſtolz uͤber das Kleid in dem ſie das arme Kind als die Koͤni- gin des Zugs unter den reichen Kindern hin- einſtellte, die jezt alle Maul und Augen ob ihm aufthaten. — Man kann aber auch keinen Engel ſchoͤner mahlen als das Kind jezt ware. Sein Kleid war weiß, wie ein gefallener Schnee, und glaͤnzte wie dieſer, wenn nach ei- nem Regen ſeine Oberflaͤche verhaͤrtet, und dann die Sonne darauf ſcheint. Ein breiter rother Guͤrtel umwand das glaͤnzende Kleid, und flog in doppeltem Band an ſeiner Seite bis an den Boden. — Seine Goldzopfen wallten um und uͤber ſeine gleiſſende Gotten-Crone; und zwey weiſſe Sternenblumen glaͤnzten zwiſchen Roſen auf den Baͤndern des Bruſttuchs, die weiß und

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/236>, abgerufen am 25.11.2024.