denn nicht auf, bis man ihm denn wieder et- was anders sagte.
Wenn euch jezt das geringste begegnet, sagte die Reinoldin zu ihrem Aeltesten, so ruf du nur: Diane, gieb du Bescheid; und laß ihn denn nur seine Sach recht machen, ehe du ihm wieder rufst, schweig jezt, du hast genug geredt. --
Es kam ihnen wohl, daß sie den Hund bey sich hatten, dann es war bey allen grossen Häu- sern ein Kopfzusammenstossen, lachen, ausspot- ten und nachrufen, daß das Reinoldlj sieben- mal den Hund gehezt hätte, wenn ihm nicht die Rikenbergerin immer zugerufen, es soll es doch nicht thun, sie wollen lieber geschwind vorbey und weiter. --
Aber bey des Kalberleders war seine Geduld aus, der junge Bengel ladte eben Mist, und sein Wagen stuhnd an der Straß als sie vor- beyzogen, da warf er eine grosse Gabel voll so stark darüber aus, daß er auf der andern Seiten hinunter in die Gaß, und vollends so an den Zug anftel, daß es keinen halben Schuh gefehlt, des Krumhäuslers Bethelj wäre über und über voll Mist worden.
Jezt rufte das Kind: Diane, gieb du da Bescheid, und zeigte ihm mit dem Finger den Kalberleder, jenseits des Mistwagens.
Der kleine Hund wie ein Bliz, darunter durch, sprang den grossen Bengel an. Er
denn nicht auf, bis man ihm denn wieder et- was anders ſagte.
Wenn euch jezt das geringſte begegnet, ſagte die Reinoldin zu ihrem Aelteſten, ſo ruf du nur: Diane, gieb du Beſcheid; und laß ihn denn nur ſeine Sach recht machen, ehe du ihm wieder rufſt, ſchweig jezt, du haſt genug geredt. —
Es kam ihnen wohl, daß ſie den Hund bey ſich hatten, dann es war bey allen groſſen Haͤu- ſern ein Kopfzuſammenſtoſſen, lachen, ausſpot- ten und nachrufen, daß das Reinoldlj ſieben- mal den Hund gehezt haͤtte, wenn ihm nicht die Rikenbergerin immer zugerufen, es ſoll es doch nicht thun, ſie wollen lieber geſchwind vorbey und weiter. —
Aber bey des Kalberleders war ſeine Geduld aus, der junge Bengel ladte eben Miſt, und ſein Wagen ſtuhnd an der Straß als ſie vor- beyzogen, da warf er eine groſſe Gabel voll ſo ſtark daruͤber aus, daß er auf der andern Seiten hinunter in die Gaß, und vollends ſo an den Zug anftel, daß es keinen halben Schuh gefehlt, des Krumhaͤuslers Bethelj waͤre uͤber und uͤber voll Miſt worden.
Jezt rufte das Kind: Diane, gieb du da Beſcheid, und zeigte ihm mit dem Finger den Kalberleder, jenſeits des Miſtwagens.
Der kleine Hund wie ein Bliz, darunter durch, ſprang den groſſen Bengel an. Er
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0238"n="216"/>
denn nicht auf, bis man ihm denn wieder et-<lb/>
was anders ſagte.</p><lb/><p>Wenn euch jezt das geringſte begegnet, ſagte<lb/>
die Reinoldin zu ihrem Aelteſten, ſo ruf du nur:<lb/>
Diane, gieb du Beſcheid; und laß ihn denn nur<lb/>ſeine Sach recht machen, ehe du ihm wieder<lb/>
rufſt, ſchweig jezt, du haſt genug geredt. —</p><lb/><p>Es kam ihnen wohl, daß ſie den Hund bey<lb/>ſich hatten, dann es war bey allen groſſen Haͤu-<lb/>ſern ein Kopfzuſammenſtoſſen, lachen, ausſpot-<lb/>
ten und nachrufen, daß das Reinoldlj ſieben-<lb/>
mal den Hund gehezt haͤtte, wenn ihm nicht<lb/>
die Rikenbergerin immer zugerufen, es ſoll es<lb/>
doch nicht thun, ſie wollen lieber geſchwind<lb/>
vorbey und weiter. —</p><lb/><p>Aber bey des Kalberleders war ſeine Geduld<lb/>
aus, der junge Bengel ladte eben Miſt, und<lb/>ſein Wagen ſtuhnd an der Straß als ſie vor-<lb/>
beyzogen, da warf er eine groſſe Gabel voll ſo<lb/>ſtark daruͤber aus, daß er auf der andern<lb/>
Seiten hinunter in die Gaß, und vollends ſo<lb/>
an den Zug anftel, daß es keinen halben Schuh<lb/>
gefehlt, des Krumhaͤuslers Bethelj waͤre uͤber<lb/>
und uͤber voll Miſt worden.</p><lb/><p>Jezt rufte das Kind: Diane, gieb du da<lb/>
Beſcheid, und zeigte ihm mit dem Finger den<lb/>
Kalberleder, jenſeits des Miſtwagens.</p><lb/><p>Der kleine Hund wie ein Bliz, darunter<lb/>
durch, ſprang den groſſen Bengel an. Er<lb/></p></div></body></text></TEI>
[216/0238]
denn nicht auf, bis man ihm denn wieder et-
was anders ſagte.
Wenn euch jezt das geringſte begegnet, ſagte
die Reinoldin zu ihrem Aelteſten, ſo ruf du nur:
Diane, gieb du Beſcheid; und laß ihn denn nur
ſeine Sach recht machen, ehe du ihm wieder
rufſt, ſchweig jezt, du haſt genug geredt. —
Es kam ihnen wohl, daß ſie den Hund bey
ſich hatten, dann es war bey allen groſſen Haͤu-
ſern ein Kopfzuſammenſtoſſen, lachen, ausſpot-
ten und nachrufen, daß das Reinoldlj ſieben-
mal den Hund gehezt haͤtte, wenn ihm nicht
die Rikenbergerin immer zugerufen, es ſoll es
doch nicht thun, ſie wollen lieber geſchwind
vorbey und weiter. —
Aber bey des Kalberleders war ſeine Geduld
aus, der junge Bengel ladte eben Miſt, und
ſein Wagen ſtuhnd an der Straß als ſie vor-
beyzogen, da warf er eine groſſe Gabel voll ſo
ſtark daruͤber aus, daß er auf der andern
Seiten hinunter in die Gaß, und vollends ſo
an den Zug anftel, daß es keinen halben Schuh
gefehlt, des Krumhaͤuslers Bethelj waͤre uͤber
und uͤber voll Miſt worden.
Jezt rufte das Kind: Diane, gieb du da
Beſcheid, und zeigte ihm mit dem Finger den
Kalberleder, jenſeits des Miſtwagens.
Der kleine Hund wie ein Bliz, darunter
durch, ſprang den groſſen Bengel an. Er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/238>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.