studierte, was die Menschen sind, und was die Menschen nöthig haben, und wie man mit ihnen umgehen müsse, daß sie trühen, (gedeyen) als man, er wolle nicht sagen bey Rossen und Kühen, sondern auch nur bey Krotten und Fröschen, und Eidexen forschet, und studieret, was sie seyen, und wie man mit ihnen umgehen müsse, daß sie trühen, so wurde man es sicher nicht einem jeden Stubenbrüter überlassen, Jahr aus und Jahr ein Stunden lang vor dem Volk Reden zu halten, und nicht gestat- ten, daß der guten Menschenheerde Sachen, die ihr als wichtig vorgetragen werden, von dem einen deutsch, von dem andern welsch, von dem einen links, und von dem andern rechts, von dem einen kraus, und von dem andern glatt, von dem einen hoh, und dem andern nieder vorgetragen werde.
Und was man ihm auch immer dagegen einwandte, so ließ er sich nicht ausreden, das Predigen sey an das Maul brauchen und Maul wäschen, gegen welches die Menschen als ge- gen ihr Todgift auf der Hut seyn können, wie angebunden, und sehe ohne weiters, besonders wie es jezt getrieben werde, zu bunt, zu viel- färbig, und Seelenlos aus, als daß man nur daran denken dorfte, daß es beym Volk eine gleiche feste allgemeine und einfache Wirkung zu seinem Wohl hervorbringen könne.
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ſtudierte, was die Menſchen ſind, und was die Menſchen noͤthig haben, und wie man mit ihnen umgehen muͤſſe, daß ſie truͤhen, (gedeyen) als man, er wolle nicht ſagen bey Roſſen und Kuͤhen, ſondern auch nur bey Krotten und Froͤſchen, und Eidexen forſchet, und ſtudieret, was ſie ſeyen, und wie man mit ihnen umgehen muͤſſe, daß ſie truͤhen, ſo wurde man es ſicher nicht einem jeden Stubenbruͤter uͤberlaſſen, Jahr aus und Jahr ein Stunden lang vor dem Volk Reden zu halten, und nicht geſtat- ten, daß der guten Menſchenheerde Sachen, die ihr als wichtig vorgetragen werden, von dem einen deutſch, von dem andern welſch, von dem einen links, und von dem andern rechts, von dem einen kraus, und von dem andern glatt, von dem einen hoh, und dem andern nieder vorgetragen werde.
Und was man ihm auch immer dagegen einwandte, ſo ließ er ſich nicht ausreden, das Predigen ſey an das Maul brauchen und Maul waͤſchen, gegen welches die Menſchen als ge- gen ihr Todgift auf der Hut ſeyn koͤnnen, wie angebunden, und ſehe ohne weiters, beſonders wie es jezt getrieben werde, zu bunt, zu viel- faͤrbig, und Seelenlos aus, als daß man nur daran denken dorfte, daß es beym Volk eine gleiche feſte allgemeine und einfache Wirkung zu ſeinem Wohl hervorbringen koͤnne.
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ſtudierte, was die Menſchen ſind, und was
die Menſchen noͤthig haben, und wie man mit
ihnen umgehen muͤſſe, daß ſie truͤhen, (gedeyen)
als man, er wolle nicht ſagen bey Roſſen und
Kuͤhen, ſondern auch nur bey Krotten und
Froͤſchen, und Eidexen forſchet, und ſtudieret,
was ſie ſeyen, und wie man mit ihnen umgehen
muͤſſe, daß ſie truͤhen, ſo wurde man es ſicher
nicht einem jeden Stubenbruͤter uͤberlaſſen,
Jahr aus und Jahr ein Stunden lang vor
dem Volk Reden zu halten, und nicht geſtat-
ten, daß der guten Menſchenheerde Sachen,
die ihr als wichtig vorgetragen werden, von
dem einen deutſch, von dem andern welſch,
von dem einen links, und von dem andern
rechts, von dem einen kraus, und von dem
andern glatt, von dem einen hoh, und dem
andern nieder vorgetragen werde.
Und was man ihm auch immer dagegen
einwandte, ſo ließ er ſich nicht ausreden, das
Predigen ſey an das Maul brauchen und Maul
waͤſchen, gegen welches die Menſchen als ge-
gen ihr Todgift auf der Hut ſeyn koͤnnen, wie
angebunden, und ſehe ohne weiters, beſonders
wie es jezt getrieben werde, zu bunt, zu viel-
faͤrbig, und Seelenlos aus, als daß man nur
daran denken dorfte, daß es beym Volk eine
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/297>, abgerufen am 24.11.2024.
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