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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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und laß es dein tägliches Werk seyn, alle Abende
von einem jeden Menschen, mit dem du umge-
hest, aufzuschreiben, was du an ihm gesehen,
und von ihm gehört, das etwann ein Zeichen
seyn mag, wie es innwendig mit ihm stehe.

Wenn du das thust, so wird es dir nicht ge-
hen wie mir, und du wirst das Unglük nicht
ertragen, daß ich dich ohne Vermögen und
ohne Hilf, auf dieser armen Erde zurük lassen
muß.

Mit diesem quollen die lezten Thränen aus
den Augen des Manns, die nun bald erloschen.

Und von diesem Tag an hat Glüphi keine
Nacht unterlassen, zu thun was ihm sein Va-
ter befohlen, eh' er gestorben.

Er hat noch jezt diese Papiere von seiner
Jugend auf, bey einander.

Sie sind ein Schaz von Menschenkenntniß,
und wenn er davon redt, so heißt er sie nur
das gute Erb von seinem lieben Vater selig,
und nezt sie oft mit Thränen. Sie machten ihm
tausend schwere Stunden leicht, und waren
ihm auch in seiner Schul ein Leitfaden der ihn
schnell hinführte, wohin er wollte.

Er kannte seine Kinder in acht Tagen besser,
als ihre Eltern sie in acht Jahren nicht kann-
ten; und brauchte dieses seinen Grundsäzen
getreu, ihnen den Anstschweiß auszutreiben,
wenn sie ihm etwas verbergen wollten; -- und

überhaupt

und laß es dein taͤgliches Werk ſeyn, alle Abende
von einem jeden Menſchen, mit dem du umge-
heſt, aufzuſchreiben, was du an ihm geſehen,
und von ihm gehoͤrt, das etwann ein Zeichen
ſeyn mag, wie es innwendig mit ihm ſtehe.

Wenn du das thuſt, ſo wird es dir nicht ge-
hen wie mir, und du wirſt das Ungluͤk nicht
ertragen, daß ich dich ohne Vermoͤgen und
ohne Hilf, auf dieſer armen Erde zuruͤk laſſen
muß.

Mit dieſem quollen die lezten Thraͤnen aus
den Augen des Manns, die nun bald erloſchen.

Und von dieſem Tag an hat Gluͤphi keine
Nacht unterlaſſen, zu thun was ihm ſein Va-
ter befohlen, eh’ er geſtorben.

Er hat noch jezt dieſe Papiere von ſeiner
Jugend auf, bey einander.

Sie ſind ein Schaz von Menſchenkenntniß,
und wenn er davon redt, ſo heißt er ſie nur
das gute Erb von ſeinem lieben Vater ſelig,
und nezt ſie oft mit Thraͤnen. Sie machten ihm
tauſend ſchwere Stunden leicht, und waren
ihm auch in ſeiner Schul ein Leitfaden der ihn
ſchnell hinfuͤhrte, wohin er wollte.

Er kannte ſeine Kinder in acht Tagen beſſer,
als ihre Eltern ſie in acht Jahren nicht kann-
ten; und brauchte dieſes ſeinen Grundſaͤzen
getreu, ihnen den Anſtſchweiß auszutreiben,
wenn ſie ihm etwas verbergen wollten; — und

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[304/0326] und laß es dein taͤgliches Werk ſeyn, alle Abende von einem jeden Menſchen, mit dem du umge- heſt, aufzuſchreiben, was du an ihm geſehen, und von ihm gehoͤrt, das etwann ein Zeichen ſeyn mag, wie es innwendig mit ihm ſtehe. Wenn du das thuſt, ſo wird es dir nicht ge- hen wie mir, und du wirſt das Ungluͤk nicht ertragen, daß ich dich ohne Vermoͤgen und ohne Hilf, auf dieſer armen Erde zuruͤk laſſen muß. Mit dieſem quollen die lezten Thraͤnen aus den Augen des Manns, die nun bald erloſchen. Und von dieſem Tag an hat Gluͤphi keine Nacht unterlaſſen, zu thun was ihm ſein Va- ter befohlen, eh’ er geſtorben. Er hat noch jezt dieſe Papiere von ſeiner Jugend auf, bey einander. Sie ſind ein Schaz von Menſchenkenntniß, und wenn er davon redt, ſo heißt er ſie nur das gute Erb von ſeinem lieben Vater ſelig, und nezt ſie oft mit Thraͤnen. Sie machten ihm tauſend ſchwere Stunden leicht, und waren ihm auch in ſeiner Schul ein Leitfaden der ihn ſchnell hinfuͤhrte, wohin er wollte. Er kannte ſeine Kinder in acht Tagen beſſer, als ihre Eltern ſie in acht Jahren nicht kann- ten; und brauchte dieſes ſeinen Grundſaͤzen getreu, ihnen den Anſtſchweiß auszutreiben, wenn ſie ihm etwas verbergen wollten; — und uͤberhaupt

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/326>, abgerufen am 24.11.2024.