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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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überhaupt immer ihr Herz vor seinen Augen
offen liegend zu halten.

§. 68.
Wer Rechnungsgeist und Wahrheitssinn
trennet, der trennet was Gott zusam-
men gefügt.

So wie er für ihr Herz sorgte, sorgte er
auch für ihren Kopf, und forderte, daß
das so hinein müsse, heiter und klar seye, wie
der stille Mond am Himmel.

Er sagte: nur das heißt lehren, was so hin-
einkommt, was aber dunkel ist und blendet,
und schwindeln macht, das sagte er, ist nicht
lehren, und heißt nicht lehren, sonder Kopf
verkehren.

Und er bog diesem Kopfverkehren bey sei-
nen Kindern dardurch vor, daß er sie vor al-
lem aus genau sehen und hören lehrte, und
durch Arbeit und Fleiß die kaltblütige Auf-
merksamkeit übte, und zugleich den geraden Na-
tursinn, der in jedem Menschen liegt, in ihnen
stärkte; hauptsächlich machte er sie in dieser
Absicht viel rechnen. Er brachte es auch darmit
innert Jahr und Tagen dahin, daß sie vor
langer Zeit gähnten, wenn jemand vor ihnen
von den sieben Sachen, womit das Hartknop-

U

uͤberhaupt immer ihr Herz vor ſeinen Augen
offen liegend zu halten.

§. 68.
Wer Rechnungsgeiſt und Wahrheitsſinn
trennet, der trennet was Gott zuſam-
men gefuͤgt.

So wie er fuͤr ihr Herz ſorgte, ſorgte er
auch fuͤr ihren Kopf, und forderte, daß
das ſo hinein muͤſſe, heiter und klar ſeye, wie
der ſtille Mond am Himmel.

Er ſagte: nur das heißt lehren, was ſo hin-
einkommt, was aber dunkel iſt und blendet,
und ſchwindeln macht, das ſagte er, iſt nicht
lehren, und heißt nicht lehren, ſonder Kopf
verkehren.

Und er bog dieſem Kopfverkehren bey ſei-
nen Kindern dardurch vor, daß er ſie vor al-
lem aus genau ſehen und hoͤren lehrte, und
durch Arbeit und Fleiß die kaltbluͤtige Auf-
merkſamkeit uͤbte, und zugleich den geraden Na-
turſinn, der in jedem Menſchen liegt, in ihnen
ſtaͤrkte; hauptſaͤchlich machte er ſie in dieſer
Abſicht viel rechnen. Er brachte es auch darmit
innert Jahr und Tagen dahin, daß ſie vor
langer Zeit gaͤhnten, wenn jemand vor ihnen
von den ſieben Sachen, womit das Hartknop-

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[305/0327] uͤberhaupt immer ihr Herz vor ſeinen Augen offen liegend zu halten. §. 68. Wer Rechnungsgeiſt und Wahrheitsſinn trennet, der trennet was Gott zuſam- men gefuͤgt. So wie er fuͤr ihr Herz ſorgte, ſorgte er auch fuͤr ihren Kopf, und forderte, daß das ſo hinein muͤſſe, heiter und klar ſeye, wie der ſtille Mond am Himmel. Er ſagte: nur das heißt lehren, was ſo hin- einkommt, was aber dunkel iſt und blendet, und ſchwindeln macht, das ſagte er, iſt nicht lehren, und heißt nicht lehren, ſonder Kopf verkehren. Und er bog dieſem Kopfverkehren bey ſei- nen Kindern dardurch vor, daß er ſie vor al- lem aus genau ſehen und hoͤren lehrte, und durch Arbeit und Fleiß die kaltbluͤtige Auf- merkſamkeit uͤbte, und zugleich den geraden Na- turſinn, der in jedem Menſchen liegt, in ihnen ſtaͤrkte; hauptſaͤchlich machte er ſie in dieſer Abſicht viel rechnen. Er brachte es auch darmit innert Jahr und Tagen dahin, daß ſie vor langer Zeit gaͤhnten, wenn jemand vor ihnen von den ſieben Sachen, womit das Hartknop- U

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/327>, abgerufen am 24.11.2024.