Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Er hätte nicht leicht etwas thun können,
das diesen verdrüßlicher machen können. Er
befahl ihm auf der Stell wieder nach Bonnal
zu laufen, und bey allen Häusern, vor denen
er so Teufel ausgerufen zu sagen, daß wenn
er noch einmal nüchtern oder im Rausch so ei-
nen Streich spiele, so habe er für den Junker
seiner Lebtag genug jung Dauben und jung
Güggel ausgerufen und eingekauft.

Auch bey den Torfgräbern erfuhr der Jun-
ker, daß die so es mit ihm hielten und so zu reden
seine Parthie ausmachten, dem so er suchte die
größten Hinternisse in den Weg legten.

Von der ersten Stund an, die er bey diesen
Arbeitern zubrachte, zeichneten sich ihm zwey
Brüder bey jedem Anlaß als die arbeitsamsten
ordentlichsten und gutmüthigsten vor allen an-
dern aus; und er suchte wie natürlich gegen
sie besonders liebreich zu seyn, aber sie wurden
allemal beyde roth, wenn er nur ein Wort zu
ihnen sagte.

Er wußte lange nicht, was das bedeute?
Endlich erfuhr er, sie seyen dem Siegrist und
dem Schulmeister verwandt, und erschreken
darob, wenn er nur ein Wort zu ihnen sage,
weil sie glauben, er wüsse nicht, daß sie in eint
und anderm nicht seiner Meynung.

Der Junker verdoppelte auf diesen Bericht
seine Freundlichkeit gegen sie, sie wurden aber

Er haͤtte nicht leicht etwas thun koͤnnen,
das dieſen verdruͤßlicher machen koͤnnen. Er
befahl ihm auf der Stell wieder nach Bonnal
zu laufen, und bey allen Haͤuſern, vor denen
er ſo Teufel ausgerufen zu ſagen, daß wenn
er noch einmal nuͤchtern oder im Rauſch ſo ei-
nen Streich ſpiele, ſo habe er fuͤr den Junker
ſeiner Lebtag genug jung Dauben und jung
Guͤggel ausgerufen und eingekauft.

Auch bey den Torfgraͤbern erfuhr der Jun-
ker, daß die ſo es mit ihm hielten und ſo zu reden
ſeine Parthie ausmachten, dem ſo er ſuchte die
groͤßten Hinterniſſe in den Weg legten.

Von der erſten Stund an, die er bey dieſen
Arbeitern zubrachte, zeichneten ſich ihm zwey
Bruͤder bey jedem Anlaß als die arbeitſamſten
ordentlichſten und gutmuͤthigſten vor allen an-
dern aus; und er ſuchte wie natuͤrlich gegen
ſie beſonders liebreich zu ſeyn, aber ſie wurden
allemal beyde roth, wenn er nur ein Wort zu
ihnen ſagte.

Er wußte lange nicht, was das bedeute?
Endlich erfuhr er, ſie ſeyen dem Siegriſt und
dem Schulmeiſter verwandt, und erſchreken
darob, wenn er nur ein Wort zu ihnen ſage,
weil ſie glauben, er wuͤſſe nicht, daß ſie in eint
und anderm nicht ſeiner Meynung.

Der Junker verdoppelte auf dieſen Bericht
ſeine Freundlichkeit gegen ſie, ſie wurden aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0355" n="333"/>
        <p>Er ha&#x0364;tte nicht leicht etwas thun ko&#x0364;nnen,<lb/>
das die&#x017F;en verdru&#x0364;ßlicher machen ko&#x0364;nnen. Er<lb/>
befahl ihm auf der Stell wieder nach Bonnal<lb/>
zu laufen, und bey allen Ha&#x0364;u&#x017F;ern, vor denen<lb/>
er &#x017F;o Teufel ausgerufen zu &#x017F;agen, daß wenn<lb/>
er noch einmal nu&#x0364;chtern oder im Rau&#x017F;ch &#x017F;o ei-<lb/>
nen Streich &#x017F;piele, &#x017F;o habe er fu&#x0364;r den Junker<lb/>
&#x017F;einer Lebtag genug jung Dauben und jung<lb/>
Gu&#x0364;ggel ausgerufen und eingekauft.</p><lb/>
        <p>Auch bey den Torfgra&#x0364;bern erfuhr der Jun-<lb/>
ker, daß die &#x017F;o es mit ihm hielten und &#x017F;o zu reden<lb/>
&#x017F;eine Parthie ausmachten, dem &#x017F;o er &#x017F;uchte die<lb/>
gro&#x0364;ßten Hinterni&#x017F;&#x017F;e in den Weg legten.</p><lb/>
        <p>Von der er&#x017F;ten Stund an, die er bey die&#x017F;en<lb/>
Arbeitern zubrachte, zeichneten &#x017F;ich ihm zwey<lb/>
Bru&#x0364;der bey jedem Anlaß als die arbeit&#x017F;am&#x017F;ten<lb/>
ordentlich&#x017F;ten und gutmu&#x0364;thig&#x017F;ten vor allen an-<lb/>
dern aus; und er &#x017F;uchte wie natu&#x0364;rlich gegen<lb/>
&#x017F;ie be&#x017F;onders liebreich zu &#x017F;eyn, aber &#x017F;ie wurden<lb/>
allemal beyde roth, wenn er nur ein Wort zu<lb/>
ihnen &#x017F;agte.</p><lb/>
        <p>Er wußte lange nicht, was das bedeute?<lb/>
Endlich erfuhr er, &#x017F;ie &#x017F;eyen dem Siegri&#x017F;t und<lb/>
dem Schulmei&#x017F;ter verwandt, und er&#x017F;chreken<lb/>
darob, wenn er nur ein Wort zu ihnen &#x017F;age,<lb/>
weil &#x017F;ie glauben, er wu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht, daß &#x017F;ie in eint<lb/>
und anderm nicht &#x017F;einer Meynung.</p><lb/>
        <p>Der Junker verdoppelte auf die&#x017F;en Bericht<lb/>
&#x017F;eine Freundlichkeit gegen &#x017F;ie, &#x017F;ie wurden aber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0355] Er haͤtte nicht leicht etwas thun koͤnnen, das dieſen verdruͤßlicher machen koͤnnen. Er befahl ihm auf der Stell wieder nach Bonnal zu laufen, und bey allen Haͤuſern, vor denen er ſo Teufel ausgerufen zu ſagen, daß wenn er noch einmal nuͤchtern oder im Rauſch ſo ei- nen Streich ſpiele, ſo habe er fuͤr den Junker ſeiner Lebtag genug jung Dauben und jung Guͤggel ausgerufen und eingekauft. Auch bey den Torfgraͤbern erfuhr der Jun- ker, daß die ſo es mit ihm hielten und ſo zu reden ſeine Parthie ausmachten, dem ſo er ſuchte die groͤßten Hinterniſſe in den Weg legten. Von der erſten Stund an, die er bey dieſen Arbeitern zubrachte, zeichneten ſich ihm zwey Bruͤder bey jedem Anlaß als die arbeitſamſten ordentlichſten und gutmuͤthigſten vor allen an- dern aus; und er ſuchte wie natuͤrlich gegen ſie beſonders liebreich zu ſeyn, aber ſie wurden allemal beyde roth, wenn er nur ein Wort zu ihnen ſagte. Er wußte lange nicht, was das bedeute? Endlich erfuhr er, ſie ſeyen dem Siegriſt und dem Schulmeiſter verwandt, und erſchreken darob, wenn er nur ein Wort zu ihnen ſage, weil ſie glauben, er wuͤſſe nicht, daß ſie in eint und anderm nicht ſeiner Meynung. Der Junker verdoppelte auf dieſen Bericht ſeine Freundlichkeit gegen ſie, ſie wurden aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/355
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/355>, abgerufen am 24.11.2024.