eigenthümliche Wort Gottes an mich seyn? das auf eine Art an mich gerichtet ist, und mein eigen gehört, wie es an keinen andern gerichtet, und keinem andern gehört; und das ist gewiß von Gott, und ich kann mich gewiß nicht verirren, wenn ich mir das andere Wort Gottes durch nichts in der Welt als das, er- klären lassen will.
Und die Spinnerweiber konnten ihm nicht abseyn, daß Sonn und Mond und Sternen, und des Menschen Herz, und seine Umstände einem jeden Menschen das Wort Gottes für ihn recht und unverirrlich und genugsam erklären.
§. 76. Vom Aendern alter Maschinen, und vom Aufweken von den Todten.
So faßte von Tag zu Tag der Saame des Guten und Wahren in Bonnal immer mehr Wurzel. Doch waren die Früchte ihrer Arbeit nichts weniger als allgemein; das alte Volk, das im Sumpf des vorigen Lebens grau geworden, kam mit Kopf und Herzen nicht mehr nach.
Der Pfarrer hatte sich auch an die schlimm- sten gewaget, aber wenn er denn alle Mühe und Arbeit verschwendet; so wars am End
eigenthuͤmliche Wort Gottes an mich ſeyn? das auf eine Art an mich gerichtet iſt, und mein eigen gehoͤrt, wie es an keinen andern gerichtet, und keinem andern gehoͤrt; und das iſt gewiß von Gott, und ich kann mich gewiß nicht verirren, wenn ich mir das andere Wort Gottes durch nichts in der Welt als das, er- klaͤren laſſen will.
Und die Spinnerweiber konnten ihm nicht abſeyn, daß Sonn und Mond und Sternen, und des Menſchen Herz, und ſeine Umſtaͤnde einem jeden Menſchen das Wort Gottes fuͤr ihn recht und unverirrlich und genugſam erklaͤren.
§. 76. Vom Aendern alter Maſchinen, und vom Aufweken von den Todten.
So faßte von Tag zu Tag der Saame des Guten und Wahren in Bonnal immer mehr Wurzel. Doch waren die Fruͤchte ihrer Arbeit nichts weniger als allgemein; das alte Volk, das im Sumpf des vorigen Lebens grau geworden, kam mit Kopf und Herzen nicht mehr nach.
Der Pfarrer hatte ſich auch an die ſchlimm- ſten gewaget, aber wenn er denn alle Muͤhe und Arbeit verſchwendet; ſo wars am End
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eigenthuͤmliche Wort Gottes an mich ſeyn?
das auf eine Art an mich gerichtet iſt, und
mein eigen gehoͤrt, wie es an keinen andern
gerichtet, und keinem andern gehoͤrt; und das
iſt gewiß von Gott, und ich kann mich gewiß
nicht verirren, wenn ich mir das andere Wort
Gottes durch nichts in der Welt als das, er-
klaͤren laſſen will.
Und die Spinnerweiber konnten ihm nicht
abſeyn, daß Sonn und Mond und Sternen,
und des Menſchen Herz, und ſeine Umſtaͤnde
einem jeden Menſchen das Wort Gottes fuͤr ihn
recht und unverirrlich und genugſam erklaͤren.
§. 76.
Vom Aendern alter Maſchinen, und vom
Aufweken von den Todten.
So faßte von Tag zu Tag der Saame des
Guten und Wahren in Bonnal immer
mehr Wurzel. Doch waren die Fruͤchte ihrer
Arbeit nichts weniger als allgemein; das alte
Volk, das im Sumpf des vorigen Lebens grau
geworden, kam mit Kopf und Herzen nicht
mehr nach.
Der Pfarrer hatte ſich auch an die ſchlimm-
ſten gewaget, aber wenn er denn alle Muͤhe
und Arbeit verſchwendet; ſo wars am End
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/368>, abgerufen am 24.11.2024.
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