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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Hausordnung hat, nur da kann man das thun.

Es war auch für das Mareylj, wie wenns
nicht mehr im alten Dorf lebte, so fand un-
ter dem neuen Junker ein jedes gut gemeintes
Wort bey den Leuthen so gute Statt, und
seitdem der Eifer auf Spargeld zu spinnen in
sie hineingebracht worden, richtete es fast mit
allen Haushaltungen, die ihm spinnten, in die-
ser Absicht aus was es wollte.

§. 79.
Von der Wahrheit und vom Irrthum.

Es fiel bald jedermann in die Augen, daß
es sich im Dorf allenthalben ändere; denn
auch von den schlechtesten Leuthen kamen bald
in dieser, bald in jener Gaß einige sichtbar in
eine bessere Ordnung, so daß wo die Weiber
zusammenkamen, beym Brunnen auf dem
Kirchweg, und im Barthaus, wo die Männer,
seitdem das Wirthshaus zu ist, ihr altes und
neues zusammentragen, daß immer von nichts
anderm die Red war. Aber viel und lang hiel-
ten die meisten die neue Besserung der Leuthen
für eine Art von Bättags- und Festfrommkeit,
die so lang dauren werde, bis etwann eine Faß-
nacht, oder Kirchweih auf die heilige Zeit fol-
ge, die denn den Bättagsgesichtern ein End

machen

Hausordnung hat, nur da kann man das thun.

Es war auch fuͤr das Mareylj, wie wenns
nicht mehr im alten Dorf lebte, ſo fand un-
ter dem neuen Junker ein jedes gut gemeintes
Wort bey den Leuthen ſo gute Statt, und
ſeitdem der Eifer auf Spargeld zu ſpinnen in
ſie hineingebracht worden, richtete es faſt mit
allen Haushaltungen, die ihm ſpinnten, in die-
ſer Abſicht aus was es wollte.

§. 79.
Von der Wahrheit und vom Irrthum.

Es fiel bald jedermann in die Augen, daß
es ſich im Dorf allenthalben aͤndere; denn
auch von den ſchlechteſten Leuthen kamen bald
in dieſer, bald in jener Gaß einige ſichtbar in
eine beſſere Ordnung, ſo daß wo die Weiber
zuſammenkamen, beym Brunnen auf dem
Kirchweg, und im Barthaus, wo die Maͤnner,
ſeitdem das Wirthshaus zu iſt, ihr altes und
neues zuſammentragen, daß immer von nichts
anderm die Red war. Aber viel und lang hiel-
ten die meiſten die neue Beſſerung der Leuthen
fuͤr eine Art von Baͤttags- und Feſtfrommkeit,
die ſo lang dauren werde, bis etwann eine Faß-
nacht, oder Kirchweih auf die heilige Zeit fol-
ge, die denn den Baͤttagsgeſichtern ein End

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[368/0390] Hausordnung hat, nur da kann man das thun. Es war auch fuͤr das Mareylj, wie wenns nicht mehr im alten Dorf lebte, ſo fand un- ter dem neuen Junker ein jedes gut gemeintes Wort bey den Leuthen ſo gute Statt, und ſeitdem der Eifer auf Spargeld zu ſpinnen in ſie hineingebracht worden, richtete es faſt mit allen Haushaltungen, die ihm ſpinnten, in die- ſer Abſicht aus was es wollte. §. 79. Von der Wahrheit und vom Irrthum. Es fiel bald jedermann in die Augen, daß es ſich im Dorf allenthalben aͤndere; denn auch von den ſchlechteſten Leuthen kamen bald in dieſer, bald in jener Gaß einige ſichtbar in eine beſſere Ordnung, ſo daß wo die Weiber zuſammenkamen, beym Brunnen auf dem Kirchweg, und im Barthaus, wo die Maͤnner, ſeitdem das Wirthshaus zu iſt, ihr altes und neues zuſammentragen, daß immer von nichts anderm die Red war. Aber viel und lang hiel- ten die meiſten die neue Beſſerung der Leuthen fuͤr eine Art von Baͤttags- und Feſtfrommkeit, die ſo lang dauren werde, bis etwann eine Faß- nacht, oder Kirchweih auf die heilige Zeit fol- ge, die denn den Baͤttagsgeſichtern ein End machen

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/390>, abgerufen am 24.11.2024.