zerrten; seine Frau hielt ihm sogar ein Tuch fürs Maul, daß er schweigen mußte.
Das volle Volk aber, das noch nicht stehen konnte, wollte dem Claus jezt doch dies und das sagen, er solls nicht übel nehmen, und der- gleichen; aber er ließ ihnen nichts darausgehen, und erwiederte ihnen: sie denken das alle auch, was er gesagt habe, und er sey wohl sobald der ehrlichste unter allen.
Und mit diesem Wort verwirrte er die Kerl so, daß man ihre Sprach nicht mehr verstuhnd; halb sollten sie lachen, halb wollten sie derglei- chen thun, es sey ihnen Ernst, daß sie das nicht denken. Das einte dorften sie nicht, und thaten es doch, das andere konnten sie nicht, und woll- ten es doch, und dies machte ein Durcheinan- der, das unbeschreiblich; sie staggelten und gag- gelten, wie wenn der Rausch durch das Wort des Clausen wieder doppelt worden.
Hinter allen, erst nach diesem, kam die Spek- molchin aus ihrem Graben, diese, die den Wein noch stärker als alle andere im Kopf hatte, hielt den Claus, von dem sie reden hörte, vor einen ganz andern, lief mit offnen Armen auf ihn zu, und rief schon von Ferne einmal über das an- dere: mein lieber Claus! mein lieber Claus! bist du da? bist du da? und wie wärs uns auch gegangen, wenn du nicht da wärest? -- Aber der Claus verstuhnd es nicht so, und zog, sobald
sie
zerrten; ſeine Frau hielt ihm ſogar ein Tuch fuͤrs Maul, daß er ſchweigen mußte.
Das volle Volk aber, das noch nicht ſtehen konnte, wollte dem Claus jezt doch dies und das ſagen, er ſolls nicht uͤbel nehmen, und der- gleichen; aber er ließ ihnen nichts darausgehen, und erwiederte ihnen: ſie denken das alle auch, was er geſagt habe, und er ſey wohl ſobald der ehrlichſte unter allen.
Und mit dieſem Wort verwirrte er die Kerl ſo, daß man ihre Sprach nicht mehr verſtuhnd; halb ſollten ſie lachen, halb wollten ſie derglei- chen thun, es ſey ihnen Ernſt, daß ſie das nicht denken. Das einte dorften ſie nicht, und thaten es doch, das andere konnten ſie nicht, und woll- ten es doch, und dies machte ein Durcheinan- der, das unbeſchreiblich; ſie ſtaggelten und gag- gelten, wie wenn der Rauſch durch das Wort des Clauſen wieder doppelt worden.
Hinter allen, erſt nach dieſem, kam die Spek- molchin aus ihrem Graben, dieſe, die den Wein noch ſtaͤrker als alle andere im Kopf hatte, hielt den Claus, von dem ſie reden hoͤrte, vor einen ganz andern, lief mit offnen Armen auf ihn zu, und rief ſchon von Ferne einmal uͤber das an- dere: mein lieber Claus! mein lieber Claus! biſt du da? biſt du da? und wie waͤrs uns auch gegangen, wenn du nicht da waͤreſt? — Aber der Claus verſtuhnd es nicht ſo, und zog, ſobald
ſie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0406"n="384"/>
zerrten; ſeine Frau hielt ihm ſogar ein Tuch<lb/>
fuͤrs Maul, daß er ſchweigen mußte.</p><lb/><p>Das volle Volk aber, das noch nicht ſtehen<lb/>
konnte, wollte dem Claus jezt doch dies und<lb/>
das ſagen, er ſolls nicht uͤbel nehmen, und der-<lb/>
gleichen; aber er ließ ihnen nichts darausgehen,<lb/>
und erwiederte ihnen: ſie denken das alle auch,<lb/>
was er geſagt habe, und er ſey wohl ſobald der<lb/>
ehrlichſte unter allen.</p><lb/><p>Und mit dieſem Wort verwirrte er die Kerl<lb/>ſo, daß man ihre Sprach nicht mehr verſtuhnd;<lb/>
halb ſollten ſie lachen, halb wollten ſie derglei-<lb/>
chen thun, es ſey ihnen Ernſt, daß ſie das nicht<lb/>
denken. Das einte dorften ſie nicht, und thaten<lb/>
es doch, das andere konnten ſie nicht, und woll-<lb/>
ten es doch, und dies machte ein Durcheinan-<lb/>
der, das unbeſchreiblich; ſie ſtaggelten und gag-<lb/>
gelten, wie wenn der Rauſch durch das Wort<lb/>
des Clauſen wieder doppelt worden.</p><lb/><p>Hinter allen, erſt nach dieſem, kam die Spek-<lb/>
molchin aus ihrem Graben, dieſe, die den Wein<lb/>
noch ſtaͤrker als alle andere im Kopf hatte, hielt<lb/>
den Claus, von dem ſie reden hoͤrte, vor einen<lb/>
ganz andern, lief mit offnen Armen auf ihn zu,<lb/>
und rief ſchon von Ferne einmal uͤber das an-<lb/>
dere: mein lieber Claus! mein lieber Claus!<lb/>
biſt du da? biſt du da? und wie waͤrs uns auch<lb/>
gegangen, wenn du nicht da waͤreſt? — Aber<lb/>
der Claus verſtuhnd es nicht ſo, und zog, ſobald<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[384/0406]
zerrten; ſeine Frau hielt ihm ſogar ein Tuch
fuͤrs Maul, daß er ſchweigen mußte.
Das volle Volk aber, das noch nicht ſtehen
konnte, wollte dem Claus jezt doch dies und
das ſagen, er ſolls nicht uͤbel nehmen, und der-
gleichen; aber er ließ ihnen nichts darausgehen,
und erwiederte ihnen: ſie denken das alle auch,
was er geſagt habe, und er ſey wohl ſobald der
ehrlichſte unter allen.
Und mit dieſem Wort verwirrte er die Kerl
ſo, daß man ihre Sprach nicht mehr verſtuhnd;
halb ſollten ſie lachen, halb wollten ſie derglei-
chen thun, es ſey ihnen Ernſt, daß ſie das nicht
denken. Das einte dorften ſie nicht, und thaten
es doch, das andere konnten ſie nicht, und woll-
ten es doch, und dies machte ein Durcheinan-
der, das unbeſchreiblich; ſie ſtaggelten und gag-
gelten, wie wenn der Rauſch durch das Wort
des Clauſen wieder doppelt worden.
Hinter allen, erſt nach dieſem, kam die Spek-
molchin aus ihrem Graben, dieſe, die den Wein
noch ſtaͤrker als alle andere im Kopf hatte, hielt
den Claus, von dem ſie reden hoͤrte, vor einen
ganz andern, lief mit offnen Armen auf ihn zu,
und rief ſchon von Ferne einmal uͤber das an-
dere: mein lieber Claus! mein lieber Claus!
biſt du da? biſt du da? und wie waͤrs uns auch
gegangen, wenn du nicht da waͤreſt? — Aber
der Claus verſtuhnd es nicht ſo, und zog, ſobald
ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/406>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.