Er hätte ihn auch sicher bis an Ort und Stell so hinter ihm her fortspazieren und den Korb nachtragen lassen, wenn ihm nicht ein Maurer ab dem Gerüst zugeruffen hätte, ob er sich nicht schäme, den Meister so hin- ter ihm her den Pflasterkorb hinauftragen zu lassen, und ihm demselben nicht abzunehmen; da kehrte er sich doch nach einigem Brum- men, er habe ihn doch nicht gesehen, und geglaubt es pressiere mit dem Schnürli, um, und wollte ihm denselben abnehmen, aber er gab ihn ihm nicht, und sagte: wenn du nicht ein Müssiggänger wärest, so hättest du ihn unten wieder nehmen und mit samt dem Schnürli hinauftragen können.
Der Kriecher gab zur Antwort: ich meyn' ich thue meine Sache so gut als ein andrer, und schnurrte von ihm weg.
Auch der Lehmann steht die halbe Zeit, herumzuschauen wo die Vögel herumfliegen; und wenn der Sigrist, oder der Todtengrä- ber, oder sonst ein altes Weib über den Kirchhof gehet, so hat er allemal etwas ganz nothwendiges mit ihnen zu reden.
Der Marx, der stihlt gar, und es ist kein Nagel, kein Seil, und sonst nichts bis auf die Spekschwarten, vor ihm sicher.
Einmal als er sein Brod aus seinem Schnappsak herausnahm, war es schnee-
C 2
Er haͤtte ihn auch ſicher bis an Ort und Stell ſo hinter ihm her fortſpazieren und den Korb nachtragen laſſen, wenn ihm nicht ein Maurer ab dem Geruͤſt zugeruffen haͤtte, ob er ſich nicht ſchaͤme, den Meiſter ſo hin- ter ihm her den Pflaſterkorb hinauftragen zu laſſen, und ihm demſelben nicht abzunehmen; da kehrte er ſich doch nach einigem Brum- men, er habe ihn doch nicht geſehen, und geglaubt es preſſiere mit dem Schnuͤrli, um, und wollte ihm denſelben abnehmen, aber er gab ihn ihm nicht, und ſagte: wenn du nicht ein Muͤſſiggaͤnger waͤreſt, ſo haͤtteſt du ihn unten wieder nehmen und mit ſamt dem Schnuͤrli hinauftragen koͤnnen.
Der Kriecher gab zur Antwort: ich meyn’ ich thue meine Sache ſo gut als ein andrer, und ſchnurrte von ihm weg.
Auch der Lehmann ſteht die halbe Zeit, herumzuſchauen wo die Voͤgel herumfliegen; und wenn der Sigriſt, oder der Todtengraͤ- ber, oder ſonſt ein altes Weib uͤber den Kirchhof gehet, ſo hat er allemal etwas ganz nothwendiges mit ihnen zu reden.
Der Marx, der ſtihlt gar, und es iſt kein Nagel, kein Seil, und ſonſt nichts bis auf die Spekſchwarten, vor ihm ſicher.
Einmal als er ſein Brod aus ſeinem Schnappſak herausnahm, war es ſchnee-
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Er haͤtte ihn auch ſicher bis an Ort und
Stell ſo hinter ihm her fortſpazieren und
den Korb nachtragen laſſen, wenn ihm nicht
ein Maurer ab dem Geruͤſt zugeruffen haͤtte,
ob er ſich nicht ſchaͤme, den Meiſter ſo hin-
ter ihm her den Pflaſterkorb hinauftragen zu
laſſen, und ihm demſelben nicht abzunehmen;
da kehrte er ſich doch nach einigem Brum-
men, er habe ihn doch nicht geſehen, und
geglaubt es preſſiere mit dem Schnuͤrli, um,
und wollte ihm denſelben abnehmen, aber er
gab ihn ihm nicht, und ſagte: wenn du nicht
ein Muͤſſiggaͤnger waͤreſt, ſo haͤtteſt du ihn
unten wieder nehmen und mit ſamt dem
Schnuͤrli hinauftragen koͤnnen.
Der Kriecher gab zur Antwort: ich meyn’
ich thue meine Sache ſo gut als ein andrer,
und ſchnurrte von ihm weg.
Auch der Lehmann ſteht die halbe Zeit,
herumzuſchauen wo die Voͤgel herumfliegen;
und wenn der Sigriſt, oder der Todtengraͤ-
ber, oder ſonſt ein altes Weib uͤber den
Kirchhof gehet, ſo hat er allemal etwas ganz
nothwendiges mit ihnen zu reden.
Der Marx, der ſtihlt gar, und es iſt kein
Nagel, kein Seil, und ſonſt nichts bis auf
die Spekſchwarten, vor ihm ſicher.
Einmal als er ſein Brod aus ſeinem
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/57>, abgerufen am 23.11.2024.
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