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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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noch unter der Thür gegen die Seithe der
Stube, wo des Rudis Kinder sassen, und
gieng einen ganz anderen Schritt die Treppe
hinunter und über die Gaß, als sonst.

Gertrud sah' ihr vom Fenster nach, und
fand an diesem Schritt und an allem; der
erste Wurf für den Rudi sey nicht übel aus-
gefallen.

§. 13.
Ein Lieutenant wird Dorf-Schulmei-
ster; und einer schönen Frau wird
ohnmächtig.

Es war Nacht, und man hatte mit dem
Essen schon lange gewartet, als der
Junker am Sonntag von Bonnal heim kam.
Er brachte Theresen des Mareyli Kram sel-
ber in der Hand auf den Tisch, und sie red-
ten das ganze Essen von nichts als ihm und
seinem Bruder; und wer am Tisch saß,
asse mit Freuden von seinen Bauren-Küch-
lenen. (Kuchen)

Der Junker aber blieb mit seinem Glü-
phi bis um Mitternacht auf, und redte mit
ihm über das was diese Leuthe von den Um-
ständen des Dorfes und der Schul mit ihm
geredet.


noch unter der Thuͤr gegen die Seithe der
Stube, wo des Rudis Kinder ſaſſen, und
gieng einen ganz anderen Schritt die Treppe
hinunter und uͤber die Gaß, als ſonſt.

Gertrud ſah’ ihr vom Fenſter nach, und
fand an dieſem Schritt und an allem; der
erſte Wurf fuͤr den Rudi ſey nicht uͤbel aus-
gefallen.

§. 13.
Ein Lieutenant wird Dorf-Schulmei-
ſter; und einer ſchoͤnen Frau wird
ohnmaͤchtig.

Es war Nacht, und man hatte mit dem
Eſſen ſchon lange gewartet, als der
Junker am Sonntag von Bonnal heim kam.
Er brachte Thereſen des Mareyli Kram ſel-
ber in der Hand auf den Tiſch, und ſie red-
ten das ganze Eſſen von nichts als ihm und
ſeinem Bruder; und wer am Tiſch ſaß,
aſſe mit Freuden von ſeinen Bauren-Kuͤch-
lenen. (Kuchen)

Der Junker aber blieb mit ſeinem Gluͤ-
phi bis um Mitternacht auf, und redte mit
ihm uͤber das was dieſe Leuthe von den Um-
ſtaͤnden des Dorfes und der Schul mit ihm
geredet.


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[56/0078] noch unter der Thuͤr gegen die Seithe der Stube, wo des Rudis Kinder ſaſſen, und gieng einen ganz anderen Schritt die Treppe hinunter und uͤber die Gaß, als ſonſt. Gertrud ſah’ ihr vom Fenſter nach, und fand an dieſem Schritt und an allem; der erſte Wurf fuͤr den Rudi ſey nicht uͤbel aus- gefallen. §. 13. Ein Lieutenant wird Dorf-Schulmei- ſter; und einer ſchoͤnen Frau wird ohnmaͤchtig. Es war Nacht, und man hatte mit dem Eſſen ſchon lange gewartet, als der Junker am Sonntag von Bonnal heim kam. Er brachte Thereſen des Mareyli Kram ſel- ber in der Hand auf den Tiſch, und ſie red- ten das ganze Eſſen von nichts als ihm und ſeinem Bruder; und wer am Tiſch ſaß, aſſe mit Freuden von ſeinen Bauren-Kuͤch- lenen. (Kuchen) Der Junker aber blieb mit ſeinem Gluͤ- phi bis um Mitternacht auf, und redte mit ihm uͤber das was dieſe Leuthe von den Um- ſtaͤnden des Dorfes und der Schul mit ihm geredet.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/78>, abgerufen am 25.11.2024.