Ruhe alt werdest, und nichts so auf deinem Gewissen habest: wehre den Anfängen, und mach daß dein Lebtag dir kein Kind aus dei- nen Dörferen so vor die Augen komme wie das.
Der Junker ließ das Mareylj gehen, und war jezt allein bis es neune schlug.
Man sagt so viel was es brauche, Land und Leuth zu regieren; ich möchte jezt sagen; es braucht so eine Großmutter und ein Herz das dreyßig Jahr so an ein Groß-Mutterwort sinnet (denkt) ohne es zu vergessen, dazu; ein- mal wer das hat, kann viel anders entbeh- ren. --
Der Werth der Menschen war in dieser Stund groß in Arners Augen.
§. 15. Das Menschen-Herz; und ein Hans, der gut und bös ist.
Er stuhnd noch da wie in einem Traum, da es 9 Uhr schlug, und er an seine Ge- schäfte unter die Linde sollte.
Das Vertheilen des Rieds that den Reichen noch immer gleich weh, sie suchten es zwahr zu verbergen; doch floß hie und da ein Wort, das deutlich zeigte, wie es immer noch dieß-
Ruhe alt werdeſt, und nichts ſo auf deinem Gewiſſen habeſt: wehre den Anfaͤngen, und mach daß dein Lebtag dir kein Kind aus dei- nen Doͤrferen ſo vor die Augen komme wie das.
Der Junker ließ das Mareylj gehen, und war jezt allein bis es neune ſchlug.
Man ſagt ſo viel was es brauche, Land und Leuth zu regieren; ich moͤchte jezt ſagen; es braucht ſo eine Großmutter und ein Herz das dreyßig Jahr ſo an ein Groß-Mutterwort ſinnet (denkt) ohne es zu vergeſſen, dazu; ein- mal wer das hat, kann viel anders entbeh- ren. —
Der Werth der Menſchen war in dieſer Stund groß in Arners Augen.
§. 15. Das Menſchen-Herz; und ein Hans, der gut und boͤs iſt.
Er ſtuhnd noch da wie in einem Traum, da es 9 Uhr ſchlug, und er an ſeine Ge- ſchaͤfte unter die Linde ſollte.
Das Vertheilen des Rieds that den Reichen noch immer gleich weh, ſie ſuchten es zwahr zu verbergen; doch floß hie und da ein Wort, das deutlich zeigte, wie es immer noch dieß-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0088"n="66"/>
Ruhe alt werdeſt, und nichts ſo auf deinem<lb/>
Gewiſſen habeſt: wehre den Anfaͤngen, und<lb/>
mach daß dein Lebtag dir kein Kind aus dei-<lb/>
nen Doͤrferen ſo vor die Augen komme wie<lb/>
das.</p><lb/><p>Der Junker ließ das Mareylj gehen, und<lb/>
war jezt allein bis es neune ſchlug.</p><lb/><p>Man ſagt ſo viel was es brauche, Land und<lb/>
Leuth zu regieren; ich moͤchte jezt ſagen; es<lb/>
braucht ſo eine Großmutter und ein Herz das<lb/>
dreyßig Jahr ſo an ein Groß-Mutterwort<lb/>ſinnet (denkt) ohne es zu vergeſſen, dazu; ein-<lb/>
mal wer das hat, kann viel anders entbeh-<lb/>
ren. —</p><lb/><p>Der Werth der Menſchen war in dieſer<lb/>
Stund groß in Arners Augen.</p></div><lb/><divn="1"><head>§. 15.<lb/>
Das Menſchen-Herz; und ein Hans,<lb/>
der gut und boͤs iſt.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>r ſtuhnd noch da wie in einem Traum,<lb/>
da es 9 Uhr ſchlug, und er an ſeine Ge-<lb/>ſchaͤfte unter die Linde ſollte.</p><lb/><p>Das Vertheilen des Rieds that den Reichen<lb/>
noch immer gleich weh, ſie ſuchten es zwahr zu<lb/>
verbergen; doch floß hie und da ein Wort,<lb/>
das deutlich zeigte, wie es immer noch dieß-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[66/0088]
Ruhe alt werdeſt, und nichts ſo auf deinem
Gewiſſen habeſt: wehre den Anfaͤngen, und
mach daß dein Lebtag dir kein Kind aus dei-
nen Doͤrferen ſo vor die Augen komme wie
das.
Der Junker ließ das Mareylj gehen, und
war jezt allein bis es neune ſchlug.
Man ſagt ſo viel was es brauche, Land und
Leuth zu regieren; ich moͤchte jezt ſagen; es
braucht ſo eine Großmutter und ein Herz das
dreyßig Jahr ſo an ein Groß-Mutterwort
ſinnet (denkt) ohne es zu vergeſſen, dazu; ein-
mal wer das hat, kann viel anders entbeh-
ren. —
Der Werth der Menſchen war in dieſer
Stund groß in Arners Augen.
§. 15.
Das Menſchen-Herz; und ein Hans,
der gut und boͤs iſt.
Er ſtuhnd noch da wie in einem Traum,
da es 9 Uhr ſchlug, und er an ſeine Ge-
ſchaͤfte unter die Linde ſollte.
Das Vertheilen des Rieds that den Reichen
noch immer gleich weh, ſie ſuchten es zwahr zu
verbergen; doch floß hie und da ein Wort,
das deutlich zeigte, wie es immer noch dieß-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/88>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.