gegeben; und beyde Säk im Rok sind denn noch voll gedörrte Biren und Zwetschgen ge- wesen.
Jezt einsmals sah das Mareylj den Jun- ker an, wie wenn es ihn durchsehen wollte, und sagte denn: Herr Jesus! ihr sehet ihr auch gleich -- es ist mir sie stehe jezt wie- der vor mir. --
Und ich meyne denn noch, sie habe euch an der Hand gehabt, da sie das andere mal die Treppe hinunter kam; einmal hat sie einen schönen jungen Buben, der ihr nahe am Her- zen gelegen seyn muß, bey sich gehabt, und hat die ganze Zeit, da sie mich angekleidet hat, fast nur mit ihm geredt; und ich meyne ich woll- te noch sagen können, was sie zu ihm gesagt.
Der Junker konnte es nicht mehr aushal- ten; er mußte beyseits gehen und seinen Thrä- nen den Lauf lassen: Es war sein leztes Den- ken, und er wußte sich noch aller Umständen zu erinneren wie ihn die liebe Ahnfrau in des Bauren Stuben neben das Kind auf den Ofenbank hingesezt, und während sie ihn an- kleidete, zu ihm gesagt, lieber Carl! Ich bin nicht mehr lang bey dir, aber denk an das; die Zeiten werden schlimm, und man macht sich nichts mehr draus, ob die Menschen die einem zugehören, verfaulen oder verderben. Um Gottes willen Carl! trachte daß du mit
E
gegeben; und beyde Saͤk im Rok ſind denn noch voll gedoͤrrte Biren und Zwetſchgen ge- weſen.
Jezt einsmals ſah das Mareylj den Jun- ker an, wie wenn es ihn durchſehen wollte, und ſagte denn: Herr Jeſus! ihr ſehet ihr auch gleich — es iſt mir ſie ſtehe jezt wie- der vor mir. —
Und ich meyne denn noch, ſie habe euch an der Hand gehabt, da ſie das andere mal die Treppe hinunter kam; einmal hat ſie einen ſchoͤnen jungen Buben, der ihr nahe am Her- zen gelegen ſeyn muß, bey ſich gehabt, und hat die ganze Zeit, da ſie mich angekleidet hat, faſt nur mit ihm geredt; und ich meyne ich woll- te noch ſagen koͤnnen, was ſie zu ihm geſagt.
Der Junker konnte es nicht mehr aushal- ten; er mußte beyſeits gehen und ſeinen Thraͤ- nen den Lauf laſſen: Es war ſein leztes Den- ken, und er wußte ſich noch aller Umſtaͤnden zu erinneren wie ihn die liebe Ahnfrau in des Bauren Stuben neben das Kind auf den Ofenbank hingeſezt, und waͤhrend ſie ihn an- kleidete, zu ihm geſagt, lieber Carl! Ich bin nicht mehr lang bey dir, aber denk an das; die Zeiten werden ſchlimm, und man macht ſich nichts mehr draus, ob die Menſchen die einem zugehoͤren, verfaulen oder verderben. Um Gottes willen Carl! trachte daß du mit
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gegeben; und beyde Saͤk im Rok ſind denn
noch voll gedoͤrrte Biren und Zwetſchgen ge-
weſen.
Jezt einsmals ſah das Mareylj den Jun-
ker an, wie wenn es ihn durchſehen wollte,
und ſagte denn: Herr Jeſus! ihr ſehet ihr
auch gleich — es iſt mir ſie ſtehe jezt wie-
der vor mir. —
Und ich meyne denn noch, ſie habe euch an
der Hand gehabt, da ſie das andere mal die
Treppe hinunter kam; einmal hat ſie einen
ſchoͤnen jungen Buben, der ihr nahe am Her-
zen gelegen ſeyn muß, bey ſich gehabt, und hat
die ganze Zeit, da ſie mich angekleidet hat,
faſt nur mit ihm geredt; und ich meyne ich woll-
te noch ſagen koͤnnen, was ſie zu ihm geſagt.
Der Junker konnte es nicht mehr aushal-
ten; er mußte beyſeits gehen und ſeinen Thraͤ-
nen den Lauf laſſen: Es war ſein leztes Den-
ken, und er wußte ſich noch aller Umſtaͤnden
zu erinneren wie ihn die liebe Ahnfrau in des
Bauren Stuben neben das Kind auf den
Ofenbank hingeſezt, und waͤhrend ſie ihn an-
kleidete, zu ihm geſagt, lieber Carl! Ich bin
nicht mehr lang bey dir, aber denk an das;
die Zeiten werden ſchlimm, und man macht
ſich nichts mehr draus, ob die Menſchen die
einem zugehoͤren, verfaulen oder verderben.
Um Gottes willen Carl! trachte daß du mit
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/87>, abgerufen am 26.11.2024.
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