bin ich einmal darinn gewesen; und fieng dann an zu erzehlen:
Es war um die Weyhnacht herum, und ich hab in Gottes Nahmen gebettlet, und bin vor Kälte fast erstarret, ehe mich je- mand gesehen; da ist die steinalte Frau, die mich am Fenster muß geachtet haben, die beyden Treppen vor dem Schloß zu mir hin- untergekommen -- und Junker! wenn sie schon meine Mutter gewesen wäre, sie hätte nicht können besser mit mir seyn -- Sie hat mich im Augenblik an der Hand in ei- ne warme Stube geführt, die unten im Hof war. Aber man sagt: es sey jezt al- les anderst -- Sie ließ mir eine Milchsup- pe kochen und Brod geben so viel ich mochte; ich konnte vor frieren im Anfang fast nicht essen, und wärmte mich zuerst am Ofen und weinete; da ist sie zu mir gestanden, und hat Stuk für Stuk alle Fezzen, (Kleider) die ich angehabt, in die Hände genohmen; und es ist mir ich sehe sie noch jezt vor mir zu, den Kopf schüttlen, und ein paar mal seufzen, da ich auch gar nichts ganzes und nichts warmes an mir hatte: Sie ist da fort- gegangen, und eine Viertelstund darauf mit einem ganzen Bündel Kleider wieder herunter- gekommen und hat sie mir selber vom Kopf bis zu den Füssen anlegen helfen, und Schuh
gegeben;
bin ich einmal darinn geweſen; und fieng dann an zu erzehlen:
Es war um die Weyhnacht herum, und ich hab in Gottes Nahmen gebettlet, und bin vor Kaͤlte faſt erſtarret, ehe mich je- mand geſehen; da iſt die ſteinalte Frau, die mich am Fenſter muß geachtet haben, die beyden Treppen vor dem Schloß zu mir hin- untergekommen — und Junker! wenn ſie ſchon meine Mutter geweſen waͤre, ſie haͤtte nicht koͤnnen beſſer mit mir ſeyn — Sie hat mich im Augenblik an der Hand in ei- ne warme Stube gefuͤhrt, die unten im Hof war. Aber man ſagt: es ſey jezt al- les anderſt — Sie ließ mir eine Milchſup- pe kochen und Brod geben ſo viel ich mochte; ich konnte vor frieren im Anfang faſt nicht eſſen, und waͤrmte mich zuerſt am Ofen und weinete; da iſt ſie zu mir geſtanden, und hat Stuk fuͤr Stuk alle Fezzen, (Kleider) die ich angehabt, in die Haͤnde genohmen; und es iſt mir ich ſehe ſie noch jezt vor mir zu, den Kopf ſchuͤttlen, und ein paar mal ſeufzen, da ich auch gar nichts ganzes und nichts warmes an mir hatte: Sie iſt da fort- gegangen, und eine Viertelſtund darauf mit einem ganzen Buͤndel Kleider wieder herunter- gekommen und hat ſie mir ſelber vom Kopf bis zu den Fuͤſſen anlegen helfen, und Schuh
gegeben;
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bin ich einmal darinn geweſen; und fieng
dann an zu erzehlen:
Es war um die Weyhnacht herum, und
ich hab in Gottes Nahmen gebettlet, und
bin vor Kaͤlte faſt erſtarret, ehe mich je-
mand geſehen; da iſt die ſteinalte Frau, die
mich am Fenſter muß geachtet haben, die
beyden Treppen vor dem Schloß zu mir hin-
untergekommen — und Junker! wenn ſie
ſchon meine Mutter geweſen waͤre, ſie haͤtte
nicht koͤnnen beſſer mit mir ſeyn — Sie
hat mich im Augenblik an der Hand in ei-
ne warme Stube gefuͤhrt, die unten im
Hof war. Aber man ſagt: es ſey jezt al-
les anderſt — Sie ließ mir eine Milchſup-
pe kochen und Brod geben ſo viel ich mochte;
ich konnte vor frieren im Anfang faſt nicht
eſſen, und waͤrmte mich zuerſt am Ofen und
weinete; da iſt ſie zu mir geſtanden, und
hat Stuk fuͤr Stuk alle Fezzen, (Kleider)
die ich angehabt, in die Haͤnde genohmen;
und es iſt mir ich ſehe ſie noch jezt vor mir
zu, den Kopf ſchuͤttlen, und ein paar mal
ſeufzen, da ich auch gar nichts ganzes und
nichts warmes an mir hatte: Sie iſt da fort-
gegangen, und eine Viertelſtund darauf mit
einem ganzen Buͤndel Kleider wieder herunter-
gekommen und hat ſie mir ſelber vom Kopf
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/86>, abgerufen am 26.11.2024.
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