Er gieng', aber er bekam von seiner Schwe- ster zur Antwort -- sie brauche keine Anschicksmän- ner, wie sie ihm schon einmal gesagt, und er solle nur schweigen, sie verliere kein Wort mit ihm über diesen Punkt. --
Es machte sie wild, beydes, daß sie glaubten, sie nehme den Rudi nur um des Junkers willen, und denn, daß sie izt wie Schelmen des guten Herren seine Krankheit dazu brauchen wollen, sie dem armen Rudi auf eine solche hinterlistige Art abzujagen, und gleichsam abzustehlen.
Nein! erst izt muß er mich haben, sagte sie zu sich selber -- so bald ihr Bruder, der mehr aus- richten sollte, und minder ausrichtete, als seiner Frauen Wäscherin wieder fort war. --
Und ich will ihnen izt zeigen, sezte sie hinzu, daß ich ihn nicht um des Junkers willen genom- men -- aber weil es so ist, und sie es so machen, so muß es izt seyn -- er hat lange genug gewar- tet -- so sagt sie -- ihr Herz schlägt -- sie staunt -- Thränen fallen über ihre Wangen -- und sie sagt wieder -- ich will ihn in Gottes Namen neh- men -- staunt wieder -- denkt izt nicht mehr an den Vogt, und nicht mehr an die Vögtin -- und eben so wenig, wie sie zu dem Entschlusse ihn izt heute zu nehmen gekommen sey -- sie sieht ihn izt sel-
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Er gieng', aber er bekam von ſeiner Schwe- ſter zur Antwort — ſie brauche keine Anſchicksmaͤn- ner, wie ſie ihm ſchon einmal geſagt, und er ſolle nur ſchweigen, ſie verliere kein Wort mit ihm uͤber dieſen Punkt. —
Es machte ſie wild, beydes, daß ſie glaubten, ſie nehme den Rudi nur um des Junkers willen, und denn, daß ſie izt wie Schelmen des guten Herren ſeine Krankheit dazu brauchen wollen, ſie dem armen Rudi auf eine ſolche hinterliſtige Art abzujagen, und gleichſam abzuſtehlen.
Nein! erſt izt muß er mich haben, ſagte ſie zu ſich ſelber — ſo bald ihr Bruder, der mehr aus- richten ſollte, und minder ausrichtete, als ſeiner Frauen Waͤſcherin wieder fort war. —
Und ich will ihnen izt zeigen, ſezte ſie hinzu, daß ich ihn nicht um des Junkers willen genom- men — aber weil es ſo iſt, und ſie es ſo machen, ſo muß es izt ſeyn — er hat lange genug gewar- tet — ſo ſagt ſie — ihr Herz ſchlaͤgt — ſie ſtaunt — Thraͤnen fallen uͤber ihre Wangen — und ſie ſagt wieder — ich will ihn in Gottes Namen neh- men — ſtaunt wieder — denkt izt nicht mehr an den Vogt, und nicht mehr an die Voͤgtin — und eben ſo wenig, wie ſie zu dem Entſchluſſe ihn izt heute zu nehmen gekommen ſey — ſie ſieht ihn izt ſel-
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Er gieng', aber er bekam von ſeiner Schwe-
ſter zur Antwort — ſie brauche keine Anſchicksmaͤn-
ner, wie ſie ihm ſchon einmal geſagt, und er ſolle
nur ſchweigen, ſie verliere kein Wort mit ihm uͤber
dieſen Punkt. —
Es machte ſie wild, beydes, daß ſie glaubten,
ſie nehme den Rudi nur um des Junkers willen,
und denn, daß ſie izt wie Schelmen des guten
Herren ſeine Krankheit dazu brauchen wollen, ſie
dem armen Rudi auf eine ſolche hinterliſtige Art
abzujagen, und gleichſam abzuſtehlen.
Nein! erſt izt muß er mich haben, ſagte ſie zu
ſich ſelber — ſo bald ihr Bruder, der mehr aus-
richten ſollte, und minder ausrichtete, als ſeiner
Frauen Waͤſcherin wieder fort war. —
Und ich will ihnen izt zeigen, ſezte ſie hinzu,
daß ich ihn nicht um des Junkers willen genom-
men — aber weil es ſo iſt, und ſie es ſo machen,
ſo muß es izt ſeyn — er hat lange genug gewar-
tet — ſo ſagt ſie — ihr Herz ſchlaͤgt — ſie ſtaunt
— Thraͤnen fallen uͤber ihre Wangen — und ſie
ſagt wieder — ich will ihn in Gottes Namen neh-
men — ſtaunt wieder — denkt izt nicht mehr an
den Vogt, und nicht mehr an die Voͤgtin — und
eben ſo wenig, wie ſie zu dem Entſchluſſe ihn izt
heute zu nehmen gekommen ſey — ſie ſieht ihn izt ſel-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/131>, abgerufen am 21.11.2024.
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