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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Wer will sagen, es sey wider Gott, wenns
dem Menschen für Menschen bange macht? --
und es sey wider die Obrigkeit, wenn er für die
Armen und Elenden, und Unversorgten im Land
mit einem Feuer redet, das brennt? --

O! ihr Menschen, das Feuer des Eiferers,
der im Gefühl der Verwahrlosung unsers Geschlechts
dahinkommt, die Sprache der Verzweiflung zu re-
den, ist ein heiliges Feuer, und seine Sprache ist
wie ein Schatten der himmlischen Wahrheit, und
wie ein verblichenes Siegel der Göttlichkeit unserer
Natur --! -- Der Pfarrer aber sagte nicht nur
dieses.



§. 34.
Ein Staatsminister auf dem Dorf.

Indessen breitete sich das Gerücht von seiner Krank-
heit, und von ihren Ursachen, weit umher aus,
und kam schnell, wie auf den Flügeln des Windes
mit allen Zusätzen, die es auf dem Wege von 20
Stunden aufnehmen konnte, an den Hof des Für-
sten. -- Durch allen Wirwarr der Berichten schien
so viel gewiß, daß Arner sehr krank, und Sylvia
daran schuld seyn möchte. Der Herzog, der war-
men Antheil an Arners Krankheit nahm, und über

I 3

Wer will ſagen, es ſey wider Gott, wenns
dem Menſchen fuͤr Menſchen bange macht? —
und es ſey wider die Obrigkeit, wenn er fuͤr die
Armen und Elenden, und Unverſorgten im Land
mit einem Feuer redet, das brennt? —

O! ihr Menſchen, das Feuer des Eiferers,
der im Gefuͤhl der Verwahrloſung unſers Geſchlechts
dahinkommt, die Sprache der Verzweiflung zu re-
den, iſt ein heiliges Feuer, und ſeine Sprache iſt
wie ein Schatten der himmliſchen Wahrheit, und
wie ein verblichenes Siegel der Goͤttlichkeit unſerer
Natur —! — Der Pfarrer aber ſagte nicht nur
dieſes.



§. 34.
Ein Staatsminiſter auf dem Dorf.

Indeſſen breitete ſich das Geruͤcht von ſeiner Krank-
heit, und von ihren Urſachen, weit umher aus,
und kam ſchnell, wie auf den Fluͤgeln des Windes
mit allen Zuſaͤtzen, die es auf dem Wege von 20
Stunden aufnehmen konnte, an den Hof des Fuͤr-
ſten. — Durch allen Wirwarr der Berichten ſchien
ſo viel gewiß, daß Arner ſehr krank, und Sylvia
daran ſchuld ſeyn moͤchte. Der Herzog, der war-
men Antheil an Arners Krankheit nahm, und uͤber

I 3
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[133/0151] Wer will ſagen, es ſey wider Gott, wenns dem Menſchen fuͤr Menſchen bange macht? — und es ſey wider die Obrigkeit, wenn er fuͤr die Armen und Elenden, und Unverſorgten im Land mit einem Feuer redet, das brennt? — O! ihr Menſchen, das Feuer des Eiferers, der im Gefuͤhl der Verwahrloſung unſers Geſchlechts dahinkommt, die Sprache der Verzweiflung zu re- den, iſt ein heiliges Feuer, und ſeine Sprache iſt wie ein Schatten der himmliſchen Wahrheit, und wie ein verblichenes Siegel der Goͤttlichkeit unſerer Natur —! — Der Pfarrer aber ſagte nicht nur dieſes. §. 34. Ein Staatsminiſter auf dem Dorf. Indeſſen breitete ſich das Geruͤcht von ſeiner Krank- heit, und von ihren Urſachen, weit umher aus, und kam ſchnell, wie auf den Fluͤgeln des Windes mit allen Zuſaͤtzen, die es auf dem Wege von 20 Stunden aufnehmen konnte, an den Hof des Fuͤr- ſten. — Durch allen Wirwarr der Berichten ſchien ſo viel gewiß, daß Arner ſehr krank, und Sylvia daran ſchuld ſeyn moͤchte. Der Herzog, der war- men Antheil an Arners Krankheit nahm, und uͤber I 3

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/151>, abgerufen am 21.11.2024.