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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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durch Sumpf und Koth fort muß; geh es wie es
geh. Auch ist wahr, was Sylvia sagte: Er hieß
seine besten Minister gar oft Karrenroß -- freylich
gab er ihnen diesen Namen eben, wie gewisse Leute
ein wichtigers Scheltwort, der halben Welt nicht
mit Unwillen und Verachtung, sondern mit Be-
dauren und Mitleiden; aber sie hörtens doch nicht
gern, insonderheit weil er mit dem schlechtesten
Mann, der am Hof war, eine Ausnahme machte,
und diesen nicht so nannte, aber er that es um
deßwillen nicht minder.

Oft gieng er einsam von der Jagd weg in die
Hütte des Landmanns, aß von seinem Brod, trank
von seiner Milch, legte ihm Gold in die Becken,
floh dann wieder die niedere Hütte, und sagte, wär
ich doch wie ihrer einer, und hätte ichs wie sie! --

Er gab dem Bettler am Weg seine Uhr, und
dem Kind, das ihn um Brod bat, seine Börse;
sagte oft im ganzen Gefühl seines Unglücks laut
seufzend: "Ich meynte, ich wollte und könnte ih-
nen seyn wie ein Vater. Aber wären sie izt nur
vor mir sicher, sie sind nicht einmal das -- wer
mich kennt, den flieht das Volk, es zittert vor dem
Mann, der weißt, was meine Befehle ausweisen,
und mein Gesez ist in ihren Augen und in ihrem
Mund nichts anders, als der Schlüssel zu ihren
Geldkisten, den meine Knechte allenthalben wider
sie im Sack haben."

durch Sumpf und Koth fort muß; geh es wie es
geh. Auch iſt wahr, was Sylvia ſagte: Er hieß
ſeine beſten Miniſter gar oft Karrenroß — freylich
gab er ihnen dieſen Namen eben, wie gewiſſe Leute
ein wichtigers Scheltwort, der halben Welt nicht
mit Unwillen und Verachtung, ſondern mit Be-
dauren und Mitleiden; aber ſie hoͤrtens doch nicht
gern, inſonderheit weil er mit dem ſchlechteſten
Mann, der am Hof war, eine Ausnahme machte,
und dieſen nicht ſo nannte, aber er that es um
deßwillen nicht minder.

Oft gieng er einſam von der Jagd weg in die
Huͤtte des Landmanns, aß von ſeinem Brod, trank
von ſeiner Milch, legte ihm Gold in die Becken,
floh dann wieder die niedere Huͤtte, und ſagte, waͤr
ich doch wie ihrer einer, und haͤtte ichs wie ſie! —

Er gab dem Bettler am Weg ſeine Uhr, und
dem Kind, das ihn um Brod bat, ſeine Boͤrſe;
ſagte oft im ganzen Gefuͤhl ſeines Ungluͤcks laut
ſeufzend: „Ich meynte, ich wollte und koͤnnte ih-
nen ſeyn wie ein Vater. Aber waͤren ſie izt nur
vor mir ſicher, ſie ſind nicht einmal das — wer
mich kennt, den flieht das Volk, es zittert vor dem
Mann, der weißt, was meine Befehle ausweiſen,
und mein Geſez iſt in ihren Augen und in ihrem
Mund nichts anders, als der Schluͤſſel zu ihren
Geldkiſten, den meine Knechte allenthalben wider
ſie im Sack haben.„

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[156/0174] durch Sumpf und Koth fort muß; geh es wie es geh. Auch iſt wahr, was Sylvia ſagte: Er hieß ſeine beſten Miniſter gar oft Karrenroß — freylich gab er ihnen dieſen Namen eben, wie gewiſſe Leute ein wichtigers Scheltwort, der halben Welt nicht mit Unwillen und Verachtung, ſondern mit Be- dauren und Mitleiden; aber ſie hoͤrtens doch nicht gern, inſonderheit weil er mit dem ſchlechteſten Mann, der am Hof war, eine Ausnahme machte, und dieſen nicht ſo nannte, aber er that es um deßwillen nicht minder. Oft gieng er einſam von der Jagd weg in die Huͤtte des Landmanns, aß von ſeinem Brod, trank von ſeiner Milch, legte ihm Gold in die Becken, floh dann wieder die niedere Huͤtte, und ſagte, waͤr ich doch wie ihrer einer, und haͤtte ichs wie ſie! — Er gab dem Bettler am Weg ſeine Uhr, und dem Kind, das ihn um Brod bat, ſeine Boͤrſe; ſagte oft im ganzen Gefuͤhl ſeines Ungluͤcks laut ſeufzend: „Ich meynte, ich wollte und koͤnnte ih- nen ſeyn wie ein Vater. Aber waͤren ſie izt nur vor mir ſicher, ſie ſind nicht einmal das — wer mich kennt, den flieht das Volk, es zittert vor dem Mann, der weißt, was meine Befehle ausweiſen, und mein Geſez iſt in ihren Augen und in ihrem Mund nichts anders, als der Schluͤſſel zu ihren Geldkiſten, den meine Knechte allenthalben wider ſie im Sack haben.„

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/174>, abgerufen am 21.11.2024.