Junker. Das ist ein Punkt, aber weißest du die andern auch noch?
Kind. Ja -- mit dem Wüstreden, und mit dem Schlagen, und Stein nachwerfen den Geißen.
Junker. Ja, wie gehts mit diesen?
Kind. Gut -- seit dem der Herr Lieutenant die Kinder so ordentlich macht das Haar strehlen, Händ und Gesicht waschen, und in allem, bis auf die Treppe hinunter zu gehen, eine Ordnung hat, daß keines an den andern nur anstoßen darf, so sind die rauhesten Buben nicht mehr so wild, und alle Kinder gewöhnen sich in der Schule Sorge zu haben, Niemanden nichts zu Leid zu thun; und denn haben wir darinn auch mit einander abge- redt, wir wollen zweymal einander ein wüstes Wort schenken, aber dann das Drittemal müsse ei- ner angegeben seyn.
Junker. Hat das geholfen?
Kind. Ja. --
Junker. Es freut mich. --
Kind. Und dann hat das auch wieder ge- holfen, daß du krank worden, es hätte in dieser Zeit gewiß keines dem andern etwas nachgerufen.
Junker. Weiß doch nicht, wenn ein Ka- minfeger oder ein Schneider bey der Weyd vorbey gegangen wär --!
Kind. Nein gewiß nicht. -- Die andern
Junker. Das iſt ein Punkt, aber weißeſt du die andern auch noch?
Kind. Ja — mit dem Wuͤſtreden, und mit dem Schlagen, und Stein nachwerfen den Geißen.
Junker. Ja, wie gehts mit dieſen?
Kind. Gut — ſeit dem der Herr Lieutenant die Kinder ſo ordentlich macht das Haar ſtrehlen, Haͤnd und Geſicht waſchen, und in allem, bis auf die Treppe hinunter zu gehen, eine Ordnung hat, daß keines an den andern nur anſtoßen darf, ſo ſind die rauheſten Buben nicht mehr ſo wild, und alle Kinder gewoͤhnen ſich in der Schule Sorge zu haben, Niemanden nichts zu Leid zu thun; und denn haben wir darinn auch mit einander abge- redt, wir wollen zweymal einander ein wuͤſtes Wort ſchenken, aber dann das Drittemal muͤſſe ei- ner angegeben ſeyn.
Junker. Hat das geholfen?
Kind. Ja. —
Junker. Es freut mich. —
Kind. Und dann hat das auch wieder ge- holfen, daß du krank worden, es haͤtte in dieſer Zeit gewiß keines dem andern etwas nachgerufen.
Junker. Weiß doch nicht, wenn ein Ka- minfeger oder ein Schneider bey der Weyd vorbey gegangen waͤr —!
Kind. Nein gewiß nicht. — Die andern
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Junker. Das iſt ein Punkt, aber weißeſt
du die andern auch noch?
Kind. Ja — mit dem Wuͤſtreden, und mit
dem Schlagen, und Stein nachwerfen den Geißen.
Junker. Ja, wie gehts mit dieſen?
Kind. Gut — ſeit dem der Herr Lieutenant
die Kinder ſo ordentlich macht das Haar ſtrehlen,
Haͤnd und Geſicht waſchen, und in allem, bis auf
die Treppe hinunter zu gehen, eine Ordnung hat,
daß keines an den andern nur anſtoßen darf, ſo
ſind die rauheſten Buben nicht mehr ſo wild, und
alle Kinder gewoͤhnen ſich in der Schule Sorge zu
haben, Niemanden nichts zu Leid zu thun; und
denn haben wir darinn auch mit einander abge-
redt, wir wollen zweymal einander ein wuͤſtes
Wort ſchenken, aber dann das Drittemal muͤſſe ei-
ner angegeben ſeyn.
Junker. Hat das geholfen?
Kind. Ja. —
Junker. Es freut mich. —
Kind. Und dann hat das auch wieder ge-
holfen, daß du krank worden, es haͤtte in dieſer
Zeit gewiß keines dem andern etwas nachgerufen.
Junker. Weiß doch nicht, wenn ein Ka-
minfeger oder ein Schneider bey der Weyd vorbey
gegangen waͤr —!
Kind. Nein gewiß nicht. — Die andern
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/221>, abgerufen am 21.11.2024.
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