Der Junker lächelte, und Christoph sagte, der Lindenberger hat Mühe mit uns genommen wie ein Pfarrer, und nicht nachgelassen, bis wir es, wie er, eingesehen, daß alle geistliche Brüderschaften das Menschliche ihrer Sachen dem lieben Gott an- binden, und so dahin kommen, daß sie auch das, was sie Fehlerhaftes an sich haben, für ein Heilig- thum achten müssen. Wir erkennen izt, daß den andern Menschen dadurch ein Unrecht geschiehet, und ihr Gutes nicht anderst als verunglimpfet, er- niedriget, und gehindert werden muß, so viele Früchte zu tragen, als es tragen könnte und müßte, wenn die Menschen von allerley Brüderschaftsmey- nungen die Eitelkeit ablegen würden, zu glauben, mit ihren Meynungen dem lieben Gott wie in dem Schoos zu sitzen. Es kann nicht anderst seyn, sagte er, so bald man eine geistliche Brüderschaft hat, und sich um Gottes, und um göttlich geheiße- ner Meynungen und Wörter willen, von andern Menschen söndert, so wird einem die ganze Welt wie Nichts gegen die Brüder und Schwestern, die von dieser gnadenreichen Meynung sind; und in diesem Fall sind auch die besten Menschen bey aller ungeheuchelten Ehrlichkeit in Gefahr, so wohl ob diesen Meynungen, die sie als das Band zwi- schen Gottund ihnen ansehen, als ob den Menschen, die sie bekennen, blind zu werden, und überhaupt alles in der Welt nur nach dem Maaß zu schätzen,
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Der Junker laͤchelte, und Chriſtoph ſagte, der Lindenberger hat Muͤhe mit uns genommen wie ein Pfarrer, und nicht nachgelaſſen, bis wir es, wie er, eingeſehen, daß alle geiſtliche Bruͤderſchaften das Menſchliche ihrer Sachen dem lieben Gott an- binden, und ſo dahin kommen, daß ſie auch das, was ſie Fehlerhaftes an ſich haben, fuͤr ein Heilig- thum achten muͤſſen. Wir erkennen izt, daß den andern Menſchen dadurch ein Unrecht geſchiehet, und ihr Gutes nicht anderſt als verunglimpfet, er- niedriget, und gehindert werden muß, ſo viele Fruͤchte zu tragen, als es tragen koͤnnte und muͤßte, wenn die Menſchen von allerley Bruͤderſchaftsmey- nungen die Eitelkeit ablegen wuͤrden, zu glauben, mit ihren Meynungen dem lieben Gott wie in dem Schoos zu ſitzen. Es kann nicht anderſt ſeyn, ſagte er, ſo bald man eine geiſtliche Bruͤderſchaft hat, und ſich um Gottes, und um goͤttlich geheiße- ner Meynungen und Woͤrter willen, von andern Menſchen ſoͤndert, ſo wird einem die ganze Welt wie Nichts gegen die Bruͤder und Schweſtern, die von dieſer gnadenreichen Meynung ſind; und in dieſem Fall ſind auch die beſten Menſchen bey aller ungeheuchelten Ehrlichkeit in Gefahr, ſo wohl ob dieſen Meynungen, die ſie als das Band zwi- ſchen Gottund ihnen anſehen, als ob den Menſchen, die ſie bekennen, blind zu werden, und uͤberhaupt alles in der Welt nur nach dem Maaß zu ſchaͤtzen,
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Der Junker laͤchelte, und Chriſtoph ſagte, der
Lindenberger hat Muͤhe mit uns genommen wie ein
Pfarrer, und nicht nachgelaſſen, bis wir es, wie
er, eingeſehen, daß alle geiſtliche Bruͤderſchaften
das Menſchliche ihrer Sachen dem lieben Gott an-
binden, und ſo dahin kommen, daß ſie auch das,
was ſie Fehlerhaftes an ſich haben, fuͤr ein Heilig-
thum achten muͤſſen. Wir erkennen izt, daß den
andern Menſchen dadurch ein Unrecht geſchiehet,
und ihr Gutes nicht anderſt als verunglimpfet, er-
niedriget, und gehindert werden muß, ſo viele
Fruͤchte zu tragen, als es tragen koͤnnte und muͤßte,
wenn die Menſchen von allerley Bruͤderſchaftsmey-
nungen die Eitelkeit ablegen wuͤrden, zu glauben,
mit ihren Meynungen dem lieben Gott wie in dem
Schoos zu ſitzen. Es kann nicht anderſt ſeyn,
ſagte er, ſo bald man eine geiſtliche Bruͤderſchaft
hat, und ſich um Gottes, und um goͤttlich geheiße-
ner Meynungen und Woͤrter willen, von andern
Menſchen ſoͤndert, ſo wird einem die ganze Welt
wie Nichts gegen die Bruͤder und Schweſtern, die
von dieſer gnadenreichen Meynung ſind; und in
dieſem Fall ſind auch die beſten Menſchen bey
aller ungeheuchelten Ehrlichkeit in Gefahr, ſo wohl
ob dieſen Meynungen, die ſie als das Band zwi-
ſchen Gottund ihnen anſehen, als ob den Menſchen,
die ſie bekennen, blind zu werden, und uͤberhaupt
alles in der Welt nur nach dem Maaß zu ſchaͤtzen,
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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