Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Und an Leuten -- sagte der Pfarrer von Bon-
nal. --

Nein, erwiederte der Lieutenant, wenn man
Anstelligkeit und richtige Grundsätze darüber hat, so
kann man fast ohne Mühe Leute hierzu bilden, wie
man sie gebraucht, dafür will ich stehen!

Sie wurden bald einig, wenn man annehme,
das Volk würde gern helfen, dergleichen Leute zu
bezahlen, und auch zugleich, daß eine jede gute
Schule auf Arbeit müsse gegründet seyn, und hier-
mit, so sie recht eingerichtet, in sich selber einen Ver-
dienst finde, so falle die Sorge von großen Geld-
ausgaben, welche die Verbesserung der Schulen
nach sich ziehen würde, von selbst weg. Der Lieu-
tenant sagte wieder, wenn man sie schlecht macht,
und halb, so werden sie kosten; und wenn man sie
recht macht, und ganz, so werden sie eintragen.

Dann redte der Junker noch mit der Meyerin
über die Entlassung des Vogts. Sie sagte ihm,
er könne izt auch wieder zu einem Menschen wer-
den. -- Und die Renoldin fragte ihn, wer ihm ihn
auch gerathen? Der Herr Pfarrer, antwortete er.
-- Und sie -- das glaube sie -- er habe immer
auch bey den Leuten zu viel daraus gemacht, wenn
Sie mir gut gewesen. -- Sie sezte hinzu, der Herr
Lieutenant hätte ihn auch gewiß nicht gerathen --
Ich glaubs auch nicht, sagte der Junker, dankt[e]

P

Und an Leuten — ſagte der Pfarrer von Bon-
nal. —

Nein, erwiederte der Lieutenant, wenn man
Anſtelligkeit und richtige Grundſaͤtze daruͤber hat, ſo
kann man faſt ohne Muͤhe Leute hierzu bilden, wie
man ſie gebraucht, dafuͤr will ich ſtehen!

Sie wurden bald einig, wenn man annehme,
das Volk wuͤrde gern helfen, dergleichen Leute zu
bezahlen, und auch zugleich, daß eine jede gute
Schule auf Arbeit muͤſſe gegruͤndet ſeyn, und hier-
mit, ſo ſie recht eingerichtet, in ſich ſelber einen Ver-
dienſt finde, ſo falle die Sorge von großen Geld-
ausgaben, welche die Verbeſſerung der Schulen
nach ſich ziehen wuͤrde, von ſelbſt weg. Der Lieu-
tenant ſagte wieder, wenn man ſie ſchlecht macht,
und halb, ſo werden ſie koſten; und wenn man ſie
recht macht, und ganz, ſo werden ſie eintragen.

Dann redte der Junker noch mit der Meyerin
uͤber die Entlaſſung des Vogts. Sie ſagte ihm,
er koͤnne izt auch wieder zu einem Menſchen wer-
den. — Und die Renoldin fragte ihn, wer ihm ihn
auch gerathen? Der Herr Pfarrer, antwortete er.
— Und ſie — das glaube ſie — er habe immer
auch bey den Leuten zu viel daraus gemacht, wenn
Sie mir gut geweſen. — Sie ſezte hinzu, der Herr
Lieutenant haͤtte ihn auch gewiß nicht gerathen —
Ich glaubs auch nicht, ſagte der Junker, dankt[e]

P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0243" n="225"/>
        <p>Und an Leuten &#x2014; &#x017F;agte der Pfarrer von Bon-<lb/>
nal. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Nein, erwiederte der Lieutenant, wenn man<lb/>
An&#x017F;telligkeit und richtige Grund&#x017F;a&#x0364;tze daru&#x0364;ber hat, &#x017F;o<lb/>
kann man fa&#x017F;t ohne Mu&#x0364;he Leute hierzu bilden, wie<lb/>
man &#x017F;ie gebraucht, dafu&#x0364;r will ich &#x017F;tehen!</p><lb/>
        <p>Sie wurden bald einig, wenn man annehme,<lb/>
das Volk wu&#x0364;rde gern helfen, dergleichen Leute zu<lb/>
bezahlen, und auch zugleich, daß eine jede gute<lb/>
Schule auf Arbeit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gegru&#x0364;ndet &#x017F;eyn, und hier-<lb/>
mit, &#x017F;o &#x017F;ie recht eingerichtet, in &#x017F;ich &#x017F;elber einen Ver-<lb/>
dien&#x017F;t finde, &#x017F;o falle die Sorge von großen Geld-<lb/>
ausgaben, welche die Verbe&#x017F;&#x017F;erung der Schulen<lb/>
nach &#x017F;ich ziehen wu&#x0364;rde, von &#x017F;elb&#x017F;t weg. Der Lieu-<lb/>
tenant &#x017F;agte wieder, wenn man &#x017F;ie &#x017F;chlecht macht,<lb/>
und halb, &#x017F;o werden &#x017F;ie ko&#x017F;ten; und wenn man &#x017F;ie<lb/>
recht macht, und ganz, &#x017F;o werden &#x017F;ie eintragen.</p><lb/>
        <p>Dann redte der Junker noch mit der Meyerin<lb/>
u&#x0364;ber die Entla&#x017F;&#x017F;ung des Vogts. Sie &#x017F;agte ihm,<lb/>
er ko&#x0364;nne izt auch wieder zu einem Men&#x017F;chen wer-<lb/>
den. &#x2014; Und die Renoldin fragte ihn, wer ihm ihn<lb/>
auch gerathen? Der Herr Pfarrer, antwortete er.<lb/>
&#x2014; Und &#x017F;ie &#x2014; das glaube &#x017F;ie &#x2014; er habe immer<lb/>
auch bey den Leuten zu viel daraus gemacht, wenn<lb/>
Sie mir gut gewe&#x017F;en. &#x2014; Sie &#x017F;ezte hinzu, der Herr<lb/>
Lieutenant ha&#x0364;tte ihn auch gewiß nicht gerathen &#x2014;<lb/>
Ich glaubs auch nicht, &#x017F;agte der Junker, dankt<supplied>e</supplied><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0243] Und an Leuten — ſagte der Pfarrer von Bon- nal. — Nein, erwiederte der Lieutenant, wenn man Anſtelligkeit und richtige Grundſaͤtze daruͤber hat, ſo kann man faſt ohne Muͤhe Leute hierzu bilden, wie man ſie gebraucht, dafuͤr will ich ſtehen! Sie wurden bald einig, wenn man annehme, das Volk wuͤrde gern helfen, dergleichen Leute zu bezahlen, und auch zugleich, daß eine jede gute Schule auf Arbeit muͤſſe gegruͤndet ſeyn, und hier- mit, ſo ſie recht eingerichtet, in ſich ſelber einen Ver- dienſt finde, ſo falle die Sorge von großen Geld- ausgaben, welche die Verbeſſerung der Schulen nach ſich ziehen wuͤrde, von ſelbſt weg. Der Lieu- tenant ſagte wieder, wenn man ſie ſchlecht macht, und halb, ſo werden ſie koſten; und wenn man ſie recht macht, und ganz, ſo werden ſie eintragen. Dann redte der Junker noch mit der Meyerin uͤber die Entlaſſung des Vogts. Sie ſagte ihm, er koͤnne izt auch wieder zu einem Menſchen wer- den. — Und die Renoldin fragte ihn, wer ihm ihn auch gerathen? Der Herr Pfarrer, antwortete er. — Und ſie — das glaube ſie — er habe immer auch bey den Leuten zu viel daraus gemacht, wenn Sie mir gut geweſen. — Sie ſezte hinzu, der Herr Lieutenant haͤtte ihn auch gewiß nicht gerathen — Ich glaubs auch nicht, ſagte der Junker, dankte P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/243
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/243>, abgerufen am 21.11.2024.