tet. Der große Blumenstrauß, den er auf seinem Kleid hatte, war mit dem Perlenband, das ihm Therese geschenkt, umwunden; stille Freude in sei- nem Auge, und eine Thräne, leicht und dünn wie ein Morgennebel in heißen Tagen, zeugte von der Erhebung seines Herzens. Er stand eine Weile still, dann hob er die Hand auf zum Zeichen des Schwei- gens -- eine Stille erfolgte, und das Volk und die Kinder, die nahe an ihm stunden, richteten die Augen auf ihn, dann sagte er die einzigen Worte --
Lasset uns Gott danken, daß er uns unsern Vater Arner wieder geschenkt! -- sah dann hinab zu seinen Kindern -- und sagte -- ihr habet mit mir an dieser Stelle viele Thränen vergossen; freuet euch izt, daß Gott das Gebet euerer guten Herzen erhört hat -- kommt, lasset uns ihm danken -- da bog er sich nieder und kniete -- die Kinder knieten mit ihm, und in einem Augenblick lag die ganze Gemeinde, und auch Therese, und seine Kin- der, und der General, vor seinen Auger auf den Knien -- Er stand allein noch -- sah die ganze Gemeinde als niedergebogen Gott für sein Leben danken.
Wer kann den Anblick beschreiben, und die Erhebung des Manns (Arners), der in diesem Au- genblick an seine Pflicht dachte, diesem Volk, das vor ihm kniete, auf Kind und Kindeskinder hinun-
tet. Der große Blumenſtrauß, den er auf ſeinem Kleid hatte, war mit dem Perlenband, das ihm Thereſe geſchenkt, umwunden; ſtille Freude in ſei- nem Auge, und eine Thraͤne, leicht und duͤnn wie ein Morgennebel in heißen Tagen, zeugte von der Erhebung ſeines Herzens. Er ſtand eine Weile ſtill, dann hob er die Hand auf zum Zeichen des Schwei- gens — eine Stille erfolgte, und das Volk und die Kinder, die nahe an ihm ſtunden, richteten die Augen auf ihn, dann ſagte er die einzigen Worte —
Laſſet uns Gott danken, daß er uns unſern Vater Arner wieder geſchenkt! — ſah dann hinab zu ſeinen Kindern — und ſagte — ihr habet mit mir an dieſer Stelle viele Thraͤnen vergoſſen; freuet euch izt, daß Gott das Gebet euerer guten Herzen erhoͤrt hat — kommt, laſſet uns ihm danken — da bog er ſich nieder und kniete — die Kinder knieten mit ihm, und in einem Augenblick lag die ganze Gemeinde, und auch Thereſe, und ſeine Kin- der, und der General, vor ſeinen Auger auf den Knien — Er ſtand allein noch — ſah die ganze Gemeinde als niedergebogen Gott fuͤr ſein Leben danken.
Wer kann den Anblick beſchreiben, und die Erhebung des Manns (Arners), der in dieſem Au- genblick an ſeine Pflicht dachte, dieſem Volk, das vor ihm kniete, auf Kind und Kindeskinder hinun-
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tet. Der große Blumenſtrauß, den er auf ſeinem
Kleid hatte, war mit dem Perlenband, das ihm
Thereſe geſchenkt, umwunden; ſtille Freude in ſei-
nem Auge, und eine Thraͤne, leicht und duͤnn wie
ein Morgennebel in heißen Tagen, zeugte von der
Erhebung ſeines Herzens. Er ſtand eine Weile ſtill,
dann hob er die Hand auf zum Zeichen des Schwei-
gens — eine Stille erfolgte, und das Volk und
die Kinder, die nahe an ihm ſtunden, richteten die
Augen auf ihn, dann ſagte er die einzigen Worte —
Laſſet uns Gott danken, daß er uns unſern
Vater Arner wieder geſchenkt! — ſah dann hinab
zu ſeinen Kindern — und ſagte — ihr habet mit
mir an dieſer Stelle viele Thraͤnen vergoſſen; freuet
euch izt, daß Gott das Gebet euerer guten Herzen
erhoͤrt hat — kommt, laſſet uns ihm danken —
da bog er ſich nieder und kniete — die Kinder
knieten mit ihm, und in einem Augenblick lag die
ganze Gemeinde, und auch Thereſe, und ſeine Kin-
der, und der General, vor ſeinen Auger auf den
Knien — Er ſtand allein noch — ſah die ganze
Gemeinde als niedergebogen Gott fuͤr ſein Leben
danken.
Wer kann den Anblick beſchreiben, und die
Erhebung des Manns (Arners), der in dieſem Au-
genblick an ſeine Pflicht dachte, dieſem Volk, das
vor ihm kniete, auf Kind und Kindeskinder hinun-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/246>, abgerufen am 16.02.2025.
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