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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Mark versengt ist -- Umsonst treibt seine Wurzel
noch einigen Saft in die todten Gefäße, er stocket in
allen Adern bis auch seine Wurzel erstarret, und
es dann ganz mit ihm aus ist. Sein zerrüttetes
Leben stockete in allen Sinnen, und er konnte bey
Monaten nicht mehr einen beruhigenden menschli-
chen Gedanken fest halten.

Bis am Morgen dieses Tags, da alle Glocken
läuteten, und er den Rudi an der Hand des Jun-
kers, und die Meyerin an der Hand der Theresen,
und die Kinder des armen Manns an der Hand der
Kinder aus dem Schloß, unten an seiner Gaß vor-
über zur Kirchen gehen sah, und das Getümmel
des frohen Volks hörte -- da ward ihm in diesem
Augenblick wie anderst ums Herz, und wie, als ob
ihm Gott auch noch einen guten Gedanken zu seiner
lezten Erquickung in seine Seele gegossen -- er
konnte izt denken -- wann es zu seiner Zeit also
gewesen wär, so wär er auch nicht geworden, was
er geworden. --

So wirft eine Lampe noch vor ihrem Erlöschen
einen hellern Schimmer, und stirbt dann. --

Das Bettelweib, das ihm abwartete, sagte, er
habe diese Worte mehr als zehnmal nach einander
wiederholet, und dabey Thränen in den Augen ge-
habt, und ausgesehen wie ein anderer Mensch. --

Mark verſengt iſt — Umſonſt treibt ſeine Wurzel
noch einigen Saft in die todten Gefaͤße, er ſtocket in
allen Adern bis auch ſeine Wurzel erſtarret, und
es dann ganz mit ihm aus iſt. Sein zerruͤttetes
Leben ſtockete in allen Sinnen, und er konnte bey
Monaten nicht mehr einen beruhigenden menſchli-
chen Gedanken feſt halten.

Bis am Morgen dieſes Tags, da alle Glocken
laͤuteten, und er den Rudi an der Hand des Jun-
kers, und die Meyerin an der Hand der Thereſen,
und die Kinder des armen Manns an der Hand der
Kinder aus dem Schloß, unten an ſeiner Gaß vor-
uͤber zur Kirchen gehen ſah, und das Getuͤmmel
des frohen Volks hoͤrte — da ward ihm in dieſem
Augenblick wie anderſt ums Herz, und wie, als ob
ihm Gott auch noch einen guten Gedanken zu ſeiner
lezten Erquickung in ſeine Seele gegoſſen — er
konnte izt denken — wann es zu ſeiner Zeit alſo
geweſen waͤr, ſo waͤr er auch nicht geworden, was
er geworden. —

So wirft eine Lampe noch vor ihrem Erloͤſchen
einen hellern Schimmer, und ſtirbt dann. —

Das Bettelweib, das ihm abwartete, ſagte, er
habe dieſe Worte mehr als zehnmal nach einander
wiederholet, und dabey Thraͤnen in den Augen ge-
habt, und ausgeſehen wie ein anderer Menſch. —

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[242/0260] Mark verſengt iſt — Umſonſt treibt ſeine Wurzel noch einigen Saft in die todten Gefaͤße, er ſtocket in allen Adern bis auch ſeine Wurzel erſtarret, und es dann ganz mit ihm aus iſt. Sein zerruͤttetes Leben ſtockete in allen Sinnen, und er konnte bey Monaten nicht mehr einen beruhigenden menſchli- chen Gedanken feſt halten. Bis am Morgen dieſes Tags, da alle Glocken laͤuteten, und er den Rudi an der Hand des Jun- kers, und die Meyerin an der Hand der Thereſen, und die Kinder des armen Manns an der Hand der Kinder aus dem Schloß, unten an ſeiner Gaß vor- uͤber zur Kirchen gehen ſah, und das Getuͤmmel des frohen Volks hoͤrte — da ward ihm in dieſem Augenblick wie anderſt ums Herz, und wie, als ob ihm Gott auch noch einen guten Gedanken zu ſeiner lezten Erquickung in ſeine Seele gegoſſen — er konnte izt denken — wann es zu ſeiner Zeit alſo geweſen waͤr, ſo waͤr er auch nicht geworden, was er geworden. — So wirft eine Lampe noch vor ihrem Erloͤſchen einen hellern Schimmer, und ſtirbt dann. — Das Bettelweib, das ihm abwartete, ſagte, er habe dieſe Worte mehr als zehnmal nach einander wiederholet, und dabey Thraͤnen in den Augen ge- habt, und ausgeſehen wie ein anderer Menſch. —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/260>, abgerufen am 21.11.2024.