§. 3. Von der adelichen Erziehung. Von den adelichen Rechten. Und auch etwas von Bauern Rechten.
Sich zu rächen, erzählte sie die ganze Unterredung, und noch mit Zusätzen, dem Arner, und dann noch in Gegenwart des Generals, von dem sie wußte, daß er auf des Adels hinterste Zugabe kindisch auf- merksam immer glaubte, man könne fast nicht ge- nug thun, ein adeliches Kind unterschieden genug von den andern zu erziehen. Dieser fand auch, wie natürlich, der Vetter sey mit einem solchen Menschen hiezu nicht versorget; und der Knabe werde für seinen Stand, und für seine hohen Rechte, bey weitem nicht in der Ordnung erzogen.
Bey diesem Worte fiel ihm Sylvia in die Re- de, und sagte -- ja Onkle, der Vetter achtet die hohen Rechte nicht viel, er achtet sie so wenig, daß er den schon angefangenen Weg über die Fel- sen, der das Schloß doppelt so viel werth machen würde, und den sein Großvater mit so vieler Mühe von den Bauern erstritten, eingehen läßt, wie wenn dieses Recht nichts wäre; aber er kann so den lie-
§. 3. Von der adelichen Erziehung. Von den adelichen Rechten. Und auch etwas von Bauern Rechten.
Sich zu raͤchen, erzaͤhlte ſie die ganze Unterredung, und noch mit Zuſaͤtzen, dem Arner, und dann noch in Gegenwart des Generals, von dem ſie wußte, daß er auf des Adels hinterſte Zugabe kindiſch auf- merkſam immer glaubte, man koͤnne faſt nicht ge- nug thun, ein adeliches Kind unterſchieden genug von den andern zu erziehen. Dieſer fand auch, wie natuͤrlich, der Vetter ſey mit einem ſolchen Menſchen hiezu nicht verſorget; und der Knabe werde fuͤr ſeinen Stand, und fuͤr ſeine hohen Rechte, bey weitem nicht in der Ordnung erzogen.
Bey dieſem Worte fiel ihm Sylvia in die Re- de, und ſagte — ja Onkle, der Vetter achtet die hohen Rechte nicht viel, er achtet ſie ſo wenig, daß er den ſchon angefangenen Weg uͤber die Fel- ſen, der das Schloß doppelt ſo viel werth machen wuͤrde, und den ſein Großvater mit ſo vieler Muͤhe von den Bauern erſtritten, eingehen laͤßt, wie wenn dieſes Recht nichts waͤre; aber er kann ſo den lie-
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§. 3.
Von der adelichen Erziehung.
Von den adelichen Rechten.
Und auch etwas von Bauern Rechten.
Sich zu raͤchen, erzaͤhlte ſie die ganze Unterredung,
und noch mit Zuſaͤtzen, dem Arner, und dann noch
in Gegenwart des Generals, von dem ſie wußte,
daß er auf des Adels hinterſte Zugabe kindiſch auf-
merkſam immer glaubte, man koͤnne faſt nicht ge-
nug thun, ein adeliches Kind unterſchieden genug
von den andern zu erziehen. Dieſer fand auch,
wie natuͤrlich, der Vetter ſey mit einem ſolchen
Menſchen hiezu nicht verſorget; und der Knabe
werde fuͤr ſeinen Stand, und fuͤr ſeine hohen Rechte,
bey weitem nicht in der Ordnung erzogen.
Bey dieſem Worte fiel ihm Sylvia in die Re-
de, und ſagte — ja Onkle, der Vetter achtet die
hohen Rechte nicht viel, er achtet ſie ſo wenig,
daß er den ſchon angefangenen Weg uͤber die Fel-
ſen, der das Schloß doppelt ſo viel werth machen
wuͤrde, und den ſein Großvater mit ſo vieler Muͤhe
von den Bauern erſtritten, eingehen laͤßt, wie wenn
dieſes Recht nichts waͤre; aber er kann ſo den lie-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/27>, abgerufen am 23.11.2024.
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