Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

nach 6 Uhr, mit dem Pfarrer und dem Lieutenant
drey gleiche Modell von der Einrichtung, Form und
Ordnung eines realen Haus- Rechnungs- und Ei-
genthums-Buchs für einen Bauern, und nachdem
sie es alle, und ein jeder recht lang in den Händen
gehabt, und es sich aller Weitläufigkeit nach von
den drey Herren, auch vom Lindenberger und vom
Untervogt, und andern, die es zuerst begriffen,
erklären lassen, und izt sämtlich und einmüthig ein-
gestunden, ein solches Haus- Rechnungs- und Ei-
genthums-Buch würde die meisten Streitigkeiten in
den Dörfern so viel als möglich machen, und könn-
te nicht anderst, als beynahe in allen Fällen, fast
im Augenblick Licht schaffen, wer recht habe, er-
kannte er zur Stund, sie müssen alle ein solches
Buch haben und führen. --

Sie wandten ihm zwar ein, um deßwillen daß
sie erkennen, es wäre gut, daß sie ein solches Buch
hätten, könnten sie es noch nicht führen, und wenn
er drey oder vier finde, die es können, so werde er
alle bey einander haben. Er antwortete ihnen,
darüber wolle er Rath schaffen, aber es müsse seyn;
und wiederholte ihnen nochmals, daß in einem sol-
chen Buch nicht blos ihr tägliches Einnehmen und
Ausgeben, sondern auch ihr sämtliches Eigenthum,
bis auf den geringsten Hausrath, müsse aufgezeich-
net, und bey einem jeden Stück Land die Anstößer,
die Marchen, die Breite, die Länge, die Häge,

nach 6 Uhr, mit dem Pfarrer und dem Lieutenant
drey gleiche Modell von der Einrichtung, Form und
Ordnung eines realen Haus- Rechnungs- und Ei-
genthums-Buchs fuͤr einen Bauern, und nachdem
ſie es alle, und ein jeder recht lang in den Haͤnden
gehabt, und es ſich aller Weitlaͤufigkeit nach von
den drey Herren, auch vom Lindenberger und vom
Untervogt, und andern, die es zuerſt begriffen,
erklaͤren laſſen, und izt ſaͤmtlich und einmuͤthig ein-
geſtunden, ein ſolches Haus- Rechnungs- und Ei-
genthums-Buch wuͤrde die meiſten Streitigkeiten in
den Doͤrfern ſo viel als moͤglich machen, und koͤnn-
te nicht anderſt, als beynahe in allen Faͤllen, faſt
im Augenblick Licht ſchaffen, wer recht habe, er-
kannte er zur Stund, ſie muͤſſen alle ein ſolches
Buch haben und fuͤhren. —

Sie wandten ihm zwar ein, um deßwillen daß
ſie erkennen, es waͤre gut, daß ſie ein ſolches Buch
haͤtten, koͤnnten ſie es noch nicht fuͤhren, und wenn
er drey oder vier finde, die es koͤnnen, ſo werde er
alle bey einander haben. Er antwortete ihnen,
daruͤber wolle er Rath ſchaffen, aber es muͤſſe ſeyn;
und wiederholte ihnen nochmals, daß in einem ſol-
chen Buch nicht blos ihr taͤgliches Einnehmen und
Ausgeben, ſondern auch ihr ſaͤmtliches Eigenthum,
bis auf den geringſten Hausrath, muͤſſe aufgezeich-
net, und bey einem jeden Stuͤck Land die Anſtoͤßer,
die Marchen, die Breite, die Laͤnge, die Haͤge,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="270"/>
nach 6 Uhr, mit dem Pfarrer und dem Lieutenant<lb/>
drey gleiche Modell von der Einrichtung, Form und<lb/>
Ordnung eines realen Haus- Rechnungs- und Ei-<lb/>
genthums-Buchs fu&#x0364;r einen Bauern, und nachdem<lb/>
&#x017F;ie es alle, und ein jeder recht lang in den Ha&#x0364;nden<lb/>
gehabt, und es &#x017F;ich aller Weitla&#x0364;ufigkeit nach von<lb/>
den drey Herren, auch vom Lindenberger und vom<lb/>
Untervogt, und andern, die es zuer&#x017F;t begriffen,<lb/>
erkla&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en, und izt &#x017F;a&#x0364;mtlich und einmu&#x0364;thig ein-<lb/>
ge&#x017F;tunden, ein &#x017F;olches Haus- Rechnungs- und Ei-<lb/>
genthums-Buch wu&#x0364;rde die mei&#x017F;ten Streitigkeiten in<lb/>
den Do&#x0364;rfern &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich machen, und ko&#x0364;nn-<lb/>
te nicht ander&#x017F;t, als beynahe in allen Fa&#x0364;llen, fa&#x017F;t<lb/>
im Augenblick Licht &#x017F;chaffen, wer recht habe, er-<lb/>
kannte er zur Stund, &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle ein &#x017F;olches<lb/>
Buch haben und fu&#x0364;hren. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Sie wandten ihm zwar ein, um deßwillen daß<lb/>
&#x017F;ie erkennen, es wa&#x0364;re gut, daß &#x017F;ie ein &#x017F;olches Buch<lb/>
ha&#x0364;tten, ko&#x0364;nnten &#x017F;ie es noch nicht fu&#x0364;hren, und wenn<lb/>
er drey oder vier finde, die es ko&#x0364;nnen, &#x017F;o werde er<lb/>
alle bey einander haben. Er antwortete ihnen,<lb/>
daru&#x0364;ber wolle er Rath &#x017F;chaffen, aber es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eyn;<lb/>
und wiederholte ihnen nochmals, daß in einem &#x017F;ol-<lb/>
chen Buch nicht blos ihr ta&#x0364;gliches Einnehmen und<lb/>
Ausgeben, &#x017F;ondern auch ihr &#x017F;a&#x0364;mtliches Eigenthum,<lb/>
bis auf den gering&#x017F;ten Hausrath, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aufgezeich-<lb/>
net, und bey einem jeden Stu&#x0364;ck Land die An&#x017F;to&#x0364;ßer,<lb/>
die Marchen, die Breite, die La&#x0364;nge, die Ha&#x0364;ge,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0288] nach 6 Uhr, mit dem Pfarrer und dem Lieutenant drey gleiche Modell von der Einrichtung, Form und Ordnung eines realen Haus- Rechnungs- und Ei- genthums-Buchs fuͤr einen Bauern, und nachdem ſie es alle, und ein jeder recht lang in den Haͤnden gehabt, und es ſich aller Weitlaͤufigkeit nach von den drey Herren, auch vom Lindenberger und vom Untervogt, und andern, die es zuerſt begriffen, erklaͤren laſſen, und izt ſaͤmtlich und einmuͤthig ein- geſtunden, ein ſolches Haus- Rechnungs- und Ei- genthums-Buch wuͤrde die meiſten Streitigkeiten in den Doͤrfern ſo viel als moͤglich machen, und koͤnn- te nicht anderſt, als beynahe in allen Faͤllen, faſt im Augenblick Licht ſchaffen, wer recht habe, er- kannte er zur Stund, ſie muͤſſen alle ein ſolches Buch haben und fuͤhren. — Sie wandten ihm zwar ein, um deßwillen daß ſie erkennen, es waͤre gut, daß ſie ein ſolches Buch haͤtten, koͤnnten ſie es noch nicht fuͤhren, und wenn er drey oder vier finde, die es koͤnnen, ſo werde er alle bey einander haben. Er antwortete ihnen, daruͤber wolle er Rath ſchaffen, aber es muͤſſe ſeyn; und wiederholte ihnen nochmals, daß in einem ſol- chen Buch nicht blos ihr taͤgliches Einnehmen und Ausgeben, ſondern auch ihr ſaͤmtliches Eigenthum, bis auf den geringſten Hausrath, muͤſſe aufgezeich- net, und bey einem jeden Stuͤck Land die Anſtoͤßer, die Marchen, die Breite, die Laͤnge, die Haͤge,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/288
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/288>, abgerufen am 21.11.2024.