sem Geschäft also zu Werk zu gehen, wie wann sie Morgen Feinde mit einander würden, und in La- gen kommen könnten, wo eine ängstliche Vorsich- tigkeit gegen einander ihnen unumgänglich noth- wendig werden könnte.
So bog er den Dorfstreitigkeiten über das Ei- genthum vor, und glaubte, auch ihre Händel über Ehrensachen kommen von der gleichen Quelle her, wie ihre Streitigkeiten über das Eigenthum, nem- lich von ihrer Unordnung. Er behauptete, die Bauern haben sicher auch in dem Grad weniger Ehrenstreit, als sie zu sorgfältigen und ordentlichen Haushältern gemacht werden; desnahen fand er, er habe durch die oben berührte Bildung seines Volks, zu sorgfältiger Aufmerksamkeit auf sein Ei- genthum und seine wahre Rechte, auch den Nar- reneinbildungen falscher Ehrenanmaßungen, die sonst freylich auch in jeder Kohlenhütte die grösten Verwirrungen anrichten können, ihren giftigsten Stachel benommen.
ſem Geſchaͤft alſo zu Werk zu gehen, wie wann ſie Morgen Feinde mit einander wuͤrden, und in La- gen kommen koͤnnten, wo eine aͤngſtliche Vorſich- tigkeit gegen einander ihnen unumgaͤnglich noth- wendig werden koͤnnte.
So bog er den Dorfſtreitigkeiten uͤber das Ei- genthum vor, und glaubte, auch ihre Haͤndel uͤber Ehrenſachen kommen von der gleichen Quelle her, wie ihre Streitigkeiten uͤber das Eigenthum, nem- lich von ihrer Unordnung. Er behauptete, die Bauern haben ſicher auch in dem Grad weniger Ehrenſtreit, als ſie zu ſorgfaͤltigen und ordentlichen Haushaͤltern gemacht werden; desnahen fand er, er habe durch die oben beruͤhrte Bildung ſeines Volks, zu ſorgfaͤltiger Aufmerkſamkeit auf ſein Ei- genthum und ſeine wahre Rechte, auch den Nar- reneinbildungen falſcher Ehrenanmaßungen, die ſonſt freylich auch in jeder Kohlenhuͤtte die groͤſten Verwirrungen anrichten koͤnnen, ihren giftigſten Stachel benommen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0300"n="282"/>ſem Geſchaͤft alſo zu Werk zu gehen, wie wann ſie<lb/>
Morgen Feinde mit einander wuͤrden, und in La-<lb/>
gen kommen koͤnnten, wo eine aͤngſtliche Vorſich-<lb/>
tigkeit gegen einander ihnen unumgaͤnglich noth-<lb/>
wendig werden koͤnnte.</p><lb/><p>So bog er den Dorfſtreitigkeiten uͤber das Ei-<lb/>
genthum vor, und glaubte, auch ihre Haͤndel uͤber<lb/>
Ehrenſachen kommen von der gleichen Quelle her,<lb/>
wie ihre Streitigkeiten uͤber das Eigenthum, nem-<lb/>
lich von ihrer Unordnung. Er behauptete, die<lb/>
Bauern haben ſicher auch in dem Grad weniger<lb/>
Ehrenſtreit, als ſie zu ſorgfaͤltigen und ordentlichen<lb/>
Haushaͤltern gemacht werden; desnahen fand er,<lb/>
er habe durch die oben beruͤhrte Bildung ſeines<lb/>
Volks, zu ſorgfaͤltiger Aufmerkſamkeit auf ſein Ei-<lb/>
genthum und ſeine wahre Rechte, auch den Nar-<lb/>
reneinbildungen falſcher Ehrenanmaßungen, die<lb/>ſonſt freylich auch in jeder Kohlenhuͤtte die groͤſten<lb/>
Verwirrungen anrichten koͤnnen, ihren giftigſten<lb/>
Stachel benommen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></body></text></TEI>
[282/0300]
ſem Geſchaͤft alſo zu Werk zu gehen, wie wann ſie
Morgen Feinde mit einander wuͤrden, und in La-
gen kommen koͤnnten, wo eine aͤngſtliche Vorſich-
tigkeit gegen einander ihnen unumgaͤnglich noth-
wendig werden koͤnnte.
So bog er den Dorfſtreitigkeiten uͤber das Ei-
genthum vor, und glaubte, auch ihre Haͤndel uͤber
Ehrenſachen kommen von der gleichen Quelle her,
wie ihre Streitigkeiten uͤber das Eigenthum, nem-
lich von ihrer Unordnung. Er behauptete, die
Bauern haben ſicher auch in dem Grad weniger
Ehrenſtreit, als ſie zu ſorgfaͤltigen und ordentlichen
Haushaͤltern gemacht werden; desnahen fand er,
er habe durch die oben beruͤhrte Bildung ſeines
Volks, zu ſorgfaͤltiger Aufmerkſamkeit auf ſein Ei-
genthum und ſeine wahre Rechte, auch den Nar-
reneinbildungen falſcher Ehrenanmaßungen, die
ſonſt freylich auch in jeder Kohlenhuͤtte die groͤſten
Verwirrungen anrichten koͤnnen, ihren giftigſten
Stachel benommen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/300>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.