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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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sem Geschäft also zu Werk zu gehen, wie wann sie
Morgen Feinde mit einander würden, und in La-
gen kommen könnten, wo eine ängstliche Vorsich-
tigkeit gegen einander ihnen unumgänglich noth-
wendig werden könnte.

So bog er den Dorfstreitigkeiten über das Ei-
genthum vor, und glaubte, auch ihre Händel über
Ehrensachen kommen von der gleichen Quelle her,
wie ihre Streitigkeiten über das Eigenthum, nem-
lich von ihrer Unordnung. Er behauptete, die
Bauern haben sicher auch in dem Grad weniger
Ehrenstreit, als sie zu sorgfältigen und ordentlichen
Haushältern gemacht werden; desnahen fand er,
er habe durch die oben berührte Bildung seines
Volks, zu sorgfältiger Aufmerksamkeit auf sein Ei-
genthum und seine wahre Rechte, auch den Nar-
reneinbildungen falscher Ehrenanmaßungen, die
sonst freylich auch in jeder Kohlenhütte die grösten
Verwirrungen anrichten können, ihren giftigsten
Stachel benommen.



ſem Geſchaͤft alſo zu Werk zu gehen, wie wann ſie
Morgen Feinde mit einander wuͤrden, und in La-
gen kommen koͤnnten, wo eine aͤngſtliche Vorſich-
tigkeit gegen einander ihnen unumgaͤnglich noth-
wendig werden koͤnnte.

So bog er den Dorfſtreitigkeiten uͤber das Ei-
genthum vor, und glaubte, auch ihre Haͤndel uͤber
Ehrenſachen kommen von der gleichen Quelle her,
wie ihre Streitigkeiten uͤber das Eigenthum, nem-
lich von ihrer Unordnung. Er behauptete, die
Bauern haben ſicher auch in dem Grad weniger
Ehrenſtreit, als ſie zu ſorgfaͤltigen und ordentlichen
Haushaͤltern gemacht werden; desnahen fand er,
er habe durch die oben beruͤhrte Bildung ſeines
Volks, zu ſorgfaͤltiger Aufmerkſamkeit auf ſein Ei-
genthum und ſeine wahre Rechte, auch den Nar-
reneinbildungen falſcher Ehrenanmaßungen, die
ſonſt freylich auch in jeder Kohlenhuͤtte die groͤſten
Verwirrungen anrichten koͤnnen, ihren giftigſten
Stachel benommen.



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[282/0300] ſem Geſchaͤft alſo zu Werk zu gehen, wie wann ſie Morgen Feinde mit einander wuͤrden, und in La- gen kommen koͤnnten, wo eine aͤngſtliche Vorſich- tigkeit gegen einander ihnen unumgaͤnglich noth- wendig werden koͤnnte. So bog er den Dorfſtreitigkeiten uͤber das Ei- genthum vor, und glaubte, auch ihre Haͤndel uͤber Ehrenſachen kommen von der gleichen Quelle her, wie ihre Streitigkeiten uͤber das Eigenthum, nem- lich von ihrer Unordnung. Er behauptete, die Bauern haben ſicher auch in dem Grad weniger Ehrenſtreit, als ſie zu ſorgfaͤltigen und ordentlichen Haushaͤltern gemacht werden; desnahen fand er, er habe durch die oben beruͤhrte Bildung ſeines Volks, zu ſorgfaͤltiger Aufmerkſamkeit auf ſein Ei- genthum und ſeine wahre Rechte, auch den Nar- reneinbildungen falſcher Ehrenanmaßungen, die ſonſt freylich auch in jeder Kohlenhuͤtte die groͤſten Verwirrungen anrichten koͤnnen, ihren giftigſten Stachel benommen.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/300>, abgerufen am 21.11.2024.