führen, vorlesen; während der Zeit berichtete der Weibel den Pfarrer, daß alles zur Freundlichkeit bey einander, dann mußte auch er des Amts hal- ber erscheinen; überbrachte, wenn er kam, in der, einen Hand das Kreuz Jesu, in der andern einen Todtenkopf, stund so in die Mitte der Stuben hin- ein, und stellte, wann der Schreiber mit seiner Er- klärung, wohin die Prozesse führen, fertig war, das Kreuz Jesu Christi und den Todtenkopf mitten auf den Tisch, um welchen die Partheyen herum sassen, sagte dann die einzigen Wort -- "lasset uns bedenken, daß wir Christen sind, und an eine Auferstehung der Todten glauben" --! -- Und einen Augenblick darauf -- "Gottes heiliger Geist bewahre euch alle vor aller Ungerechtigkeit, und vor aller Lieblosigkeit"! -- Mit dem bog er sich nie- der gegen das Kreuz Jesu Christi, wandte sein Angesicht weg, und gieng aus der Versammlung der Streitenden. Dann gab der Schreiber das Kreuz Christi und den Todtenkopf dem Kläger in seine Hand, der dann aufstehen, laut und vernem- lich sagen mußte: "Ich habe ernstlich bedacht, daß wir Christen sind, die an eine Auferstehung der Todten glauben, und daß aller Streit der Men- schen ihre Tage verkürzet"! -- Nach diesem that der Beklagte das gleiche, und redete die gleichen Worte. -- Dann mußte der Kläger abtreten, und der ältere seiner zwey sechszigjärigen Beystehern trug
fuͤhren, vorleſen; waͤhrend der Zeit berichtete der Weibel den Pfarrer, daß alles zur Freundlichkeit bey einander, dann mußte auch er des Amts hal- ber erſcheinen; uͤberbrachte, wenn er kam, in der, einen Hand das Kreuz Jeſu, in der andern einen Todtenkopf, ſtund ſo in die Mitte der Stuben hin- ein, und ſtellte, wann der Schreiber mit ſeiner Er- klaͤrung, wohin die Prozeſſe fuͤhren, fertig war, das Kreuz Jeſu Chriſti und den Todtenkopf mitten auf den Tiſch, um welchen die Partheyen herum ſaſſen, ſagte dann die einzigen Wort — „laſſet uns bedenken, daß wir Chriſten ſind, und an eine Auferſtehung der Todten glauben“ —! — Und einen Augenblick darauf — „Gottes heiliger Geiſt bewahre euch alle vor aller Ungerechtigkeit, und vor aller Liebloſigkeit“! — Mit dem bog er ſich nie- der gegen das Kreuz Jeſu Chriſti, wandte ſein Angeſicht weg, und gieng aus der Verſammlung der Streitenden. Dann gab der Schreiber das Kreuz Chriſti und den Todtenkopf dem Klaͤger in ſeine Hand, der dann aufſtehen, laut und vernem- lich ſagen mußte: „Ich habe ernſtlich bedacht, daß wir Chriſten ſind, die an eine Auferſtehung der Todten glauben, und daß aller Streit der Men- ſchen ihre Tage verkuͤrzet“! — Nach dieſem that der Beklagte das gleiche, und redete die gleichen Worte. — Dann mußte der Klaͤger abtreten, und der aͤltere ſeiner zwey ſechszigjaͤrigen Beyſtehern trug
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fuͤhren, vorleſen; waͤhrend der Zeit berichtete der
Weibel den Pfarrer, daß alles zur Freundlichkeit
bey einander, dann mußte auch er des Amts hal-
ber erſcheinen; uͤberbrachte, wenn er kam, in der,
einen Hand das Kreuz Jeſu, in der andern einen
Todtenkopf, ſtund ſo in die Mitte der Stuben hin-
ein, und ſtellte, wann der Schreiber mit ſeiner Er-
klaͤrung, wohin die Prozeſſe fuͤhren, fertig war,
das Kreuz Jeſu Chriſti und den Todtenkopf mitten
auf den Tiſch, um welchen die Partheyen herum
ſaſſen, ſagte dann die einzigen Wort — „laſſet
uns bedenken, daß wir Chriſten ſind, und an eine
Auferſtehung der Todten glauben“ —! — Und
einen Augenblick darauf — „Gottes heiliger Geiſt
bewahre euch alle vor aller Ungerechtigkeit, und vor
aller Liebloſigkeit“! — Mit dem bog er ſich nie-
der gegen das Kreuz Jeſu Chriſti, wandte ſein
Angeſicht weg, und gieng aus der Verſammlung
der Streitenden. Dann gab der Schreiber das
Kreuz Chriſti und den Todtenkopf dem Klaͤger in
ſeine Hand, der dann aufſtehen, laut und vernem-
lich ſagen mußte: „Ich habe ernſtlich bedacht,
daß wir Chriſten ſind, die an eine Auferſtehung
der Todten glauben, und daß aller Streit der Men-
ſchen ihre Tage verkuͤrzet“! — Nach dieſem that
der Beklagte das gleiche, und redete die gleichen
Worte. — Dann mußte der Klaͤger abtreten, und
der aͤltere ſeiner zwey ſechszigjaͤrigen Beyſtehern trug
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/305>, abgerufen am 21.11.2024.
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