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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Und wer im Anfang ermüdete, sah in Zukunft
nichts bessers voraus. Die Prozeßform wurde in
dem Grade, als die Partheyen es weiter kommen
ließen, immer drückender und beschämender, und
führte sie in ein Meer von Unannehmlichkeiten,
in dem sie sicher in dem Grad oft und viel baden
mußten, als sie unsauber erfunden worden.

Wenn die rechtliche Freundlichkeit sie nicht zum
Ziel brachte, so mußte der Dorfrath, ehe die Par-
theyen weiter schreiten durften, untersuchen, ob die
Ursache des Streits nicht von ihm, oder von den
Gassenaufsehern, oder von den Partheyen selber,
hätte können vorgebogen werden; und es mußte
protokollirt werden, wenn es sich fand, daß der
Streit sich durch Versäumnis dieses oder jenes Vor-
beugungsmittel, oder durch die Fahrläßigkeit dieser
oder jener Personen sich entsponnen; und diesen
ward dann von Seiten des Junkers sein Misfallen
bezeuget, und ihnen angezeiget, man habe um ih-
res Fehlers willen ein besonderes Recht, von ihnen
zu erwarten, daß sie sich die Beylegung dieser Sa-
che, als ihre eigene, auf die ernsthafteste Art lassen
angelegen seyn.

Endlich war der Fortgang des Rechtshandels
für den Betrüger voller Schlingen, und das Oeffent-
liche aller Handlungen, das Interesse so vieler Men-
schen dagegen, machten die gewöhnlichen Krüm-

Und wer im Anfang ermuͤdete, ſah in Zukunft
nichts beſſers voraus. Die Prozeßform wurde in
dem Grade, als die Partheyen es weiter kommen
ließen, immer druͤckender und beſchaͤmender, und
fuͤhrte ſie in ein Meer von Unannehmlichkeiten,
in dem ſie ſicher in dem Grad oft und viel baden
mußten, als ſie unſauber erfunden worden.

Wenn die rechtliche Freundlichkeit ſie nicht zum
Ziel brachte, ſo mußte der Dorfrath, ehe die Par-
theyen weiter ſchreiten durften, unterſuchen, ob die
Urſache des Streits nicht von ihm, oder von den
Gaſſenaufſehern, oder von den Partheyen ſelber,
haͤtte koͤnnen vorgebogen werden; und es mußte
protokollirt werden, wenn es ſich fand, daß der
Streit ſich durch Verſaͤumnis dieſes oder jenes Vor-
beugungsmittel, oder durch die Fahrlaͤßigkeit dieſer
oder jener Perſonen ſich entſponnen; und dieſen
ward dann von Seiten des Junkers ſein Misfallen
bezeuget, und ihnen angezeiget, man habe um ih-
res Fehlers willen ein beſonderes Recht, von ihnen
zu erwarten, daß ſie ſich die Beylegung dieſer Sa-
che, als ihre eigene, auf die ernſthafteſte Art laſſen
angelegen ſeyn.

Endlich war der Fortgang des Rechtshandels
fuͤr den Betruͤger voller Schlingen, und das Oeffent-
liche aller Handlungen, das Intereſſe ſo vieler Men-
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[292/0310] Und wer im Anfang ermuͤdete, ſah in Zukunft nichts beſſers voraus. Die Prozeßform wurde in dem Grade, als die Partheyen es weiter kommen ließen, immer druͤckender und beſchaͤmender, und fuͤhrte ſie in ein Meer von Unannehmlichkeiten, in dem ſie ſicher in dem Grad oft und viel baden mußten, als ſie unſauber erfunden worden. Wenn die rechtliche Freundlichkeit ſie nicht zum Ziel brachte, ſo mußte der Dorfrath, ehe die Par- theyen weiter ſchreiten durften, unterſuchen, ob die Urſache des Streits nicht von ihm, oder von den Gaſſenaufſehern, oder von den Partheyen ſelber, haͤtte koͤnnen vorgebogen werden; und es mußte protokollirt werden, wenn es ſich fand, daß der Streit ſich durch Verſaͤumnis dieſes oder jenes Vor- beugungsmittel, oder durch die Fahrlaͤßigkeit dieſer oder jener Perſonen ſich entſponnen; und dieſen ward dann von Seiten des Junkers ſein Misfallen bezeuget, und ihnen angezeiget, man habe um ih- res Fehlers willen ein beſonderes Recht, von ihnen zu erwarten, daß ſie ſich die Beylegung dieſer Sa- che, als ihre eigene, auf die ernſthafteſte Art laſſen angelegen ſeyn. Endlich war der Fortgang des Rechtshandels fuͤr den Betruͤger voller Schlingen, und das Oeffent- liche aller Handlungen, das Intereſſe ſo vieler Men- ſchen dagegen, machten die gewoͤhnlichen Kruͤm-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/310>, abgerufen am 21.11.2024.