-- Solltest du keiner Wahrheit Zeugniß geben, die verdreht werden kann, wenn du nicht mehr da bist? -- Kannst du nicht mehr thun als du thust, vor deinem Ende sicher zu werden, daß keines der Dei- nigen dem andern Unrecht thun könne? -- Siehest du mit Ruhe über das Grab? Und werden deine Enkel Gott loben, wenn sie deinen Namen hören und von dir sagen, er war wahrlich unser Vater -- sie war wahrlich unsere Mutter? --
Dann antwortete einer der Alten --
Diener Gottes! unsere Stärke ist dahin, und unsere Kraft ist vergangen, wir sind worden wie die Blätter eines Baums, die den Winter über am leeren Ast hangen geblieben. -- Sey der Stab unsers Alters, Diener Gottes! führe uns an deiner Hand zu allem was wir noch thun können, damit keiner unserer wenigen Tagen mehr verloren gehe -- es sind ihrer genug verloren. --
Dann las er ihnen mit kurzen Worten das Bild alter Leute vor, die in ihrer Schwäche noch der Segen der Nachwelt, und bis ans Grab die Freude der Ihrigen sind. --
Aber das Bild der Fehlern und Schwächen des grauen Alters las er ihnen vor der Gemeinde nicht vor. Er wußte daß der Mensch in der spä- ten Neige seiner Tage nicht mehr zu ändern ist,
— Sollteſt du keiner Wahrheit Zeugniß geben, die verdreht werden kann, wenn du nicht mehr da biſt? — Kannſt du nicht mehr thun als du thuſt, vor deinem Ende ſicher zu werden, daß keines der Dei- nigen dem andern Unrecht thun koͤnne? — Sieheſt du mit Ruhe uͤber das Grab? Und werden deine Enkel Gott loben, wenn ſie deinen Namen hoͤren und von dir ſagen, er war wahrlich unſer Vater — ſie war wahrlich unſere Mutter? —
Dann antwortete einer der Alten —
Diener Gottes! unſere Staͤrke iſt dahin, und unſere Kraft iſt vergangen, wir ſind worden wie die Blaͤtter eines Baums, die den Winter uͤber am leeren Aſt hangen geblieben. — Sey der Stab unſers Alters, Diener Gottes! fuͤhre uns an deiner Hand zu allem was wir noch thun koͤnnen, damit keiner unſerer wenigen Tagen mehr verloren gehe — es ſind ihrer genug verloren. —
Dann las er ihnen mit kurzen Worten das Bild alter Leute vor, die in ihrer Schwaͤche noch der Segen der Nachwelt, und bis ans Grab die Freude der Ihrigen ſind. —
Aber das Bild der Fehlern und Schwaͤchen des grauen Alters las er ihnen vor der Gemeinde nicht vor. Er wußte daß der Menſch in der ſpaͤ- ten Neige ſeiner Tage nicht mehr zu aͤndern iſt,
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— Sollteſt du keiner Wahrheit Zeugniß geben, die
verdreht werden kann, wenn du nicht mehr da biſt?
— Kannſt du nicht mehr thun als du thuſt, vor
deinem Ende ſicher zu werden, daß keines der Dei-
nigen dem andern Unrecht thun koͤnne? — Sieheſt
du mit Ruhe uͤber das Grab? Und werden deine
Enkel Gott loben, wenn ſie deinen Namen hoͤren
und von dir ſagen, er war wahrlich unſer Vater
— ſie war wahrlich unſere Mutter? —
Dann antwortete einer der Alten —
Diener Gottes! unſere Staͤrke iſt dahin, und
unſere Kraft iſt vergangen, wir ſind worden wie
die Blaͤtter eines Baums, die den Winter uͤber am
leeren Aſt hangen geblieben. — Sey der Stab
unſers Alters, Diener Gottes! fuͤhre uns an deiner
Hand zu allem was wir noch thun koͤnnen, damit
keiner unſerer wenigen Tagen mehr verloren gehe
— es ſind ihrer genug verloren. —
Dann las er ihnen mit kurzen Worten das
Bild alter Leute vor, die in ihrer Schwaͤche noch
der Segen der Nachwelt, und bis ans Grab die
Freude der Ihrigen ſind. —
Aber das Bild der Fehlern und Schwaͤchen
des grauen Alters las er ihnen vor der Gemeinde
nicht vor. Er wußte daß der Menſch in der ſpaͤ-
ten Neige ſeiner Tage nicht mehr zu aͤndern iſt,
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/374>, abgerufen am 21.11.2024.
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