fähig, als er den Naturfehlern seines Geschlechts Meister, den Leichtsinn, die Gedankenlosigkeit, die Trägheit, die Unwissenheit, die Unbedachtsamkeit, die Leichtglaubigkeit, den Starrsinn, die Tollkühn- heit und Gewaltthätigkeit des wilden Naturlebens besiegen gelernt, und für seinen Beruf, und für seine Umstände zuverläßig, arbeitsam, bedächtlich, überlegend, anstellig gebildet, und als zu einem eben so gutmüthigen als weisen Betragen gegen alle seine Nebenmenschen geschickt gemacht worden.
So eng band er die Grundsätze seiner bürgerli- chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und an die Andachtshandlungen desselben; hielt beson- ders dafür, alle gottesdienstliche Versprechen müssen so viel als möglich ihre bürgerliche Kraft haben, und der Wortbruch gegen gottesdienstliche Verspre- chen müsse nothwendig auch bürgerlich entehren. Er brachte darum eine solche Deutlichkeit, Be- stimmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in diesel- ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der er im bürgerlichen Leben dem Leichtsinn, der Ge- dankenlosigkeit, und der Wortbrüchigen Untreu ent- gegen arbeitete, eben so diesen Fehlern in allen Re- ligionshandlungen entgegen, indem er es für das Fundament des reinen wahren Gottesdiensts achtete, daß der Mensch mit dem Werk seiner Andacht we- der sich selbst betrüge, noch dem lieben Gott ein Blendwerk damit für die Augen machen wolle. Er
faͤhig, als er den Naturfehlern ſeines Geſchlechts Meiſter, den Leichtſinn, die Gedankenloſigkeit, die Traͤgheit, die Unwiſſenheit, die Unbedachtſamkeit, die Leichtglaubigkeit, den Starrſinn, die Tollkuͤhn- heit und Gewaltthaͤtigkeit des wilden Naturlebens beſiegen gelernt, und fuͤr ſeinen Beruf, und fuͤr ſeine Umſtaͤnde zuverlaͤßig, arbeitſam, bedaͤchtlich, uͤberlegend, anſtellig gebildet, und als zu einem eben ſo gutmuͤthigen als weiſen Betragen gegen alle ſeine Nebenmenſchen geſchickt gemacht worden.
So eng band er die Grundſaͤtze ſeiner buͤrgerli- chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und an die Andachtshandlungen deſſelben; hielt beſon- ders dafuͤr, alle gottesdienſtliche Verſprechen muͤſſen ſo viel als moͤglich ihre buͤrgerliche Kraft haben, und der Wortbruch gegen gottesdienſtliche Verſpre- chen muͤſſe nothwendig auch buͤrgerlich entehren. Er brachte darum eine ſolche Deutlichkeit, Be- ſtimmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in dieſel- ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der er im buͤrgerlichen Leben dem Leichtſinn, der Ge- dankenloſigkeit, und der Wortbruͤchigen Untreu ent- gegen arbeitete, eben ſo dieſen Fehlern in allen Re- ligionshandlungen entgegen, indem er es fuͤr das Fundament des reinen wahren Gottesdienſts achtete, daß der Menſch mit dem Werk ſeiner Andacht we- der ſich ſelbſt betruͤge, noch dem lieben Gott ein Blendwerk damit fuͤr die Augen machen wolle. Er
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0384"n="366"/>
faͤhig, als er den Naturfehlern ſeines Geſchlechts<lb/>
Meiſter, den Leichtſinn, die Gedankenloſigkeit, die<lb/>
Traͤgheit, die Unwiſſenheit, die Unbedachtſamkeit,<lb/>
die Leichtglaubigkeit, den Starrſinn, die Tollkuͤhn-<lb/>
heit und Gewaltthaͤtigkeit des wilden Naturlebens<lb/>
beſiegen gelernt, und fuͤr ſeinen Beruf, und fuͤr<lb/>ſeine Umſtaͤnde zuverlaͤßig, arbeitſam, bedaͤchtlich,<lb/>
uͤberlegend, anſtellig gebildet, und als zu einem<lb/>
eben ſo gutmuͤthigen als weiſen Betragen gegen<lb/>
alle ſeine Nebenmenſchen geſchickt gemacht worden.</p><lb/><p>So eng band er die Grundſaͤtze ſeiner buͤrgerli-<lb/>
chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und<lb/>
an die Andachtshandlungen deſſelben; hielt beſon-<lb/>
ders dafuͤr, alle gottesdienſtliche Verſprechen muͤſſen<lb/>ſo viel als moͤglich ihre buͤrgerliche Kraft haben,<lb/>
und der Wortbruch gegen gottesdienſtliche Verſpre-<lb/>
chen muͤſſe nothwendig auch buͤrgerlich entehren.<lb/>
Er brachte darum eine ſolche Deutlichkeit, Be-<lb/>ſtimmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in dieſel-<lb/>
ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der<lb/>
er im buͤrgerlichen Leben dem Leichtſinn, der Ge-<lb/>
dankenloſigkeit, und der Wortbruͤchigen Untreu ent-<lb/>
gegen arbeitete, eben ſo dieſen Fehlern in allen Re-<lb/>
ligionshandlungen entgegen, indem er es fuͤr das<lb/>
Fundament des reinen wahren Gottesdienſts achtete,<lb/>
daß der Menſch mit dem Werk ſeiner Andacht we-<lb/>
der ſich ſelbſt betruͤge, noch dem lieben Gott ein<lb/>
Blendwerk damit fuͤr die Augen machen wolle. Er<lb/></p></div></body></text></TEI>
[366/0384]
faͤhig, als er den Naturfehlern ſeines Geſchlechts
Meiſter, den Leichtſinn, die Gedankenloſigkeit, die
Traͤgheit, die Unwiſſenheit, die Unbedachtſamkeit,
die Leichtglaubigkeit, den Starrſinn, die Tollkuͤhn-
heit und Gewaltthaͤtigkeit des wilden Naturlebens
beſiegen gelernt, und fuͤr ſeinen Beruf, und fuͤr
ſeine Umſtaͤnde zuverlaͤßig, arbeitſam, bedaͤchtlich,
uͤberlegend, anſtellig gebildet, und als zu einem
eben ſo gutmuͤthigen als weiſen Betragen gegen
alle ſeine Nebenmenſchen geſchickt gemacht worden.
So eng band er die Grundſaͤtze ſeiner buͤrgerli-
chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und
an die Andachtshandlungen deſſelben; hielt beſon-
ders dafuͤr, alle gottesdienſtliche Verſprechen muͤſſen
ſo viel als moͤglich ihre buͤrgerliche Kraft haben,
und der Wortbruch gegen gottesdienſtliche Verſpre-
chen muͤſſe nothwendig auch buͤrgerlich entehren.
Er brachte darum eine ſolche Deutlichkeit, Be-
ſtimmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in dieſel-
ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der
er im buͤrgerlichen Leben dem Leichtſinn, der Ge-
dankenloſigkeit, und der Wortbruͤchigen Untreu ent-
gegen arbeitete, eben ſo dieſen Fehlern in allen Re-
ligionshandlungen entgegen, indem er es fuͤr das
Fundament des reinen wahren Gottesdienſts achtete,
daß der Menſch mit dem Werk ſeiner Andacht we-
der ſich ſelbſt betruͤge, noch dem lieben Gott ein
Blendwerk damit fuͤr die Augen machen wolle. Er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/384>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.