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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Der Vogt versicherte sie noch einmal, daß sie
es gewiß können, und daß er ihnen gut dafür ste-
hen wolle.

Wenns so ist, sagten die Bauern, so ist es was
anders, und es läßt sich der Sache nachsinnen --

Er redete noch eine Weile mit ihnen, zeigte
ihnen in allem, wie, wo, und wann; sagte ihnen
auch noch das, wer gar nichts sezt, kann auch
nichts gewinnen; ließ sie dann heimgehen, und den
folgenden Tag, nach übernächtigen Rath, nahmen
sie seinen Vorschlag in allen Theilen an, beschlossen
mit dem neuen Jahr den ersten Beytrag an diesen
Steuerfond zu leisten, und dann in zwey oder drey
Jahren zu sehen, wie es mit der Sicherheit für
dieses Geld einzurichten. --

Wie gesagt, der Junker und der Lieutenant
erstaunten über diesen Entschluß. Man ist den
Geschäften nur Narren gegen die Donnersbauern,
wenn sie einmal einer Sache recht auf der Spur
sind, sagte der Lieutenant -- und der Junker --
ich habe noch nichts gesehen, daß diesem Entschluß
ähnlich ist -- und machte eilends den Vogt ins
Schloß kommen.

Dieser glaubte, sein Schritt habe misfallen,
aber sein Entschluß war genommen, will man das
nicht, so will ich nicht Vogt seyn. Er sagte den

Der Vogt verſicherte ſie noch einmal, daß ſie
es gewiß koͤnnen, und daß er ihnen gut dafuͤr ſte-
hen wolle.

Wenns ſo iſt, ſagten die Bauern, ſo iſt es was
anders, und es laͤßt ſich der Sache nachſinnen —

Er redete noch eine Weile mit ihnen, zeigte
ihnen in allem, wie, wo, und wann; ſagte ihnen
auch noch das, wer gar nichts ſezt, kann auch
nichts gewinnen; ließ ſie dann heimgehen, und den
folgenden Tag, nach uͤbernaͤchtigen Rath, nahmen
ſie ſeinen Vorſchlag in allen Theilen an, beſchloſſen
mit dem neuen Jahr den erſten Beytrag an dieſen
Steuerfond zu leiſten, und dann in zwey oder drey
Jahren zu ſehen, wie es mit der Sicherheit fuͤr
dieſes Geld einzurichten. —

Wie geſagt, der Junker und der Lieutenant
erſtaunten uͤber dieſen Entſchluß. Man iſt den
Geſchaͤften nur Narren gegen die Donnersbauern,
wenn ſie einmal einer Sache recht auf der Spur
ſind, ſagte der Lieutenant — und der Junker —
ich habe noch nichts geſehen, daß dieſem Entſchluß
aͤhnlich iſt — und machte eilends den Vogt ins
Schloß kommen.

Dieſer glaubte, ſein Schritt habe misfallen,
aber ſein Entſchluß war genommen, will man das
nicht, ſo will ich nicht Vogt ſeyn. Er ſagte den

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[378/0396] Der Vogt verſicherte ſie noch einmal, daß ſie es gewiß koͤnnen, und daß er ihnen gut dafuͤr ſte- hen wolle. Wenns ſo iſt, ſagten die Bauern, ſo iſt es was anders, und es laͤßt ſich der Sache nachſinnen — Er redete noch eine Weile mit ihnen, zeigte ihnen in allem, wie, wo, und wann; ſagte ihnen auch noch das, wer gar nichts ſezt, kann auch nichts gewinnen; ließ ſie dann heimgehen, und den folgenden Tag, nach uͤbernaͤchtigen Rath, nahmen ſie ſeinen Vorſchlag in allen Theilen an, beſchloſſen mit dem neuen Jahr den erſten Beytrag an dieſen Steuerfond zu leiſten, und dann in zwey oder drey Jahren zu ſehen, wie es mit der Sicherheit fuͤr dieſes Geld einzurichten. — Wie geſagt, der Junker und der Lieutenant erſtaunten uͤber dieſen Entſchluß. Man iſt den Geſchaͤften nur Narren gegen die Donnersbauern, wenn ſie einmal einer Sache recht auf der Spur ſind, ſagte der Lieutenant — und der Junker — ich habe noch nichts geſehen, daß dieſem Entſchluß aͤhnlich iſt — und machte eilends den Vogt ins Schloß kommen. Dieſer glaubte, ſein Schritt habe misfallen, aber ſein Entſchluß war genommen, will man das nicht, ſo will ich nicht Vogt ſeyn. Er ſagte den

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/396>, abgerufen am 21.11.2024.