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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Wann Buben Vögel fangen, haben sie kei-
ne größere Freude, als Sylvia, wann der Jäger
solche Nachrichten heimbrachte. -- Das ist Waare
-- für den Dickhals -- sagte sie bey sich selbst, ich
könnte keine bessere wünschen, und plagte dann noch
den guten Onkle damit, daß sie ihm alles erzählte,
und noch mehr ihm als der Jäger ihr selbst prophe-
zeyte, mit der ganzen Behaglichkeit eines den gu-
ten Mann drückenden Wohlgefallens, wie des Vet-
ters großer Ruhm sich gewiß mit einer lustigen Hof-
komödie endigen werde!

Es machte dem armen Alten so angst, und je
mehr es ihm angst machte, je mehr glaubte er es;
und je mehr er es glaubte, je mehr kam die böse
Laune wieder in ihn hinein: der Vetter könnte auch
anderst seyn -- wenn es dennoch nichts nütze, so
sey es doch widrig, daß er auch nicht sey wie an-
dere Leute, und wie seines gleichen.

Auf diesem Wege ward er wieder unzufrieden,
wenn nur ein Bauer kam; und wenn einer kam,
zeigte ihn ihm Sylvia schon von Weitem, und machte
gemeiniglich dabey noch die Anmerkung, es kommt
wieder jemand für ihn, er wird euch izt wohl ste-
hen lassen.

Das begegnete alle Tage, und alle Tage ward
der Alte darüber empfindlicher, und das um so

Wann Buben Voͤgel fangen, haben ſie kei-
ne groͤßere Freude, als Sylvia, wann der Jaͤger
ſolche Nachrichten heimbrachte. — Das iſt Waare
— fuͤr den Dickhals — ſagte ſie bey ſich ſelbſt, ich
koͤnnte keine beſſere wuͤnſchen, und plagte dann noch
den guten Onkle damit, daß ſie ihm alles erzaͤhlte,
und noch mehr ihm als der Jaͤger ihr ſelbſt prophe-
zeyte, mit der ganzen Behaglichkeit eines den gu-
ten Mann druͤckenden Wohlgefallens, wie des Vet-
ters großer Ruhm ſich gewiß mit einer luſtigen Hof-
komoͤdie endigen werde!

Es machte dem armen Alten ſo angſt, und je
mehr es ihm angſt machte, je mehr glaubte er es;
und je mehr er es glaubte, je mehr kam die boͤſe
Laune wieder in ihn hinein: der Vetter koͤnnte auch
anderſt ſeyn — wenn es dennoch nichts nuͤtze, ſo
ſey es doch widrig, daß er auch nicht ſey wie an-
dere Leute, und wie ſeines gleichen.

Auf dieſem Wege ward er wieder unzufrieden,
wenn nur ein Bauer kam; und wenn einer kam,
zeigte ihn ihm Sylvia ſchon von Weitem, und machte
gemeiniglich dabey noch die Anmerkung, es kommt
wieder jemand fuͤr ihn, er wird euch izt wohl ſte-
hen laſſen.

Das begegnete alle Tage, und alle Tage ward
der Alte daruͤber empfindlicher, und das um ſo

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[24/0042] Wann Buben Voͤgel fangen, haben ſie kei- ne groͤßere Freude, als Sylvia, wann der Jaͤger ſolche Nachrichten heimbrachte. — Das iſt Waare — fuͤr den Dickhals — ſagte ſie bey ſich ſelbſt, ich koͤnnte keine beſſere wuͤnſchen, und plagte dann noch den guten Onkle damit, daß ſie ihm alles erzaͤhlte, und noch mehr ihm als der Jaͤger ihr ſelbſt prophe- zeyte, mit der ganzen Behaglichkeit eines den gu- ten Mann druͤckenden Wohlgefallens, wie des Vet- ters großer Ruhm ſich gewiß mit einer luſtigen Hof- komoͤdie endigen werde! Es machte dem armen Alten ſo angſt, und je mehr es ihm angſt machte, je mehr glaubte er es; und je mehr er es glaubte, je mehr kam die boͤſe Laune wieder in ihn hinein: der Vetter koͤnnte auch anderſt ſeyn — wenn es dennoch nichts nuͤtze, ſo ſey es doch widrig, daß er auch nicht ſey wie an- dere Leute, und wie ſeines gleichen. Auf dieſem Wege ward er wieder unzufrieden, wenn nur ein Bauer kam; und wenn einer kam, zeigte ihn ihm Sylvia ſchon von Weitem, und machte gemeiniglich dabey noch die Anmerkung, es kommt wieder jemand fuͤr ihn, er wird euch izt wohl ſte- hen laſſen. Das begegnete alle Tage, und alle Tage ward der Alte daruͤber empfindlicher, und das um ſo

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/42>, abgerufen am 21.11.2024.