im Dunkeln lassen, er entscheide gänzlich, ob man links oder rechts mit der Volksführung hinlenken müsse; ein einziger Schritt auf die unrechte Seite sey hierinn in den Folgen unabsehbar. --
Entweder, sagte er, ist das Christenthum für einen Glauben, bey dem man die natürlichen Mittel der Sorgfalt für sich und die Seinigen auf Gott hin vernachläßigen darf, ohne dabey für sich und seine Nachkommen zu gefahren. In diesem Fall sind tägliche Wunder unumgänglich nöthig, oder das Christenthum müßte seiner Natur nach das offe- ne Grab des Menschengeschlechts werden; aber die Kraft unserer Natur und des schlichten Menschen- verstands wirket auch hierinn den Verirrungen sei- nes Kunstsystems entgegen, wie sie den Verirrungen aller menschlichen Kunst und Systemen durch Got- tes Vorsehung zur Rettung des Menschengeschlechts entgegen gewirkt hat.
Ist es aber nicht, ist das Christenthum für einen Glauben, bey dem man die natürlichen Mittel der Selbsterhaltung und Sorgfalt für die Seinigen auf Gott hin vernachläßigen darf, und ist es seine offe- ne, unzweydeutige, und allgemeine Meynung, es sey Gott versucht, die Hände in den Schoos zu le- gen, und die natürlichen Mittel der Selbsterhal- tung und Vorsorge nicht mit aller nöthigen Auf- merksamkeit, Sorgfalt und Thätigkeit zu gebrau- chen; [so] kann es auf der andern Seite die Bemü-
im Dunkeln laſſen, er entſcheide gaͤnzlich, ob man links oder rechts mit der Volksfuͤhrung hinlenken muͤſſe; ein einziger Schritt auf die unrechte Seite ſey hierinn in den Folgen unabſehbar. —
Entweder, ſagte er, iſt das Chriſtenthum fuͤr einen Glauben, bey dem man die natuͤrlichen Mittel der Sorgfalt fuͤr ſich und die Seinigen auf Gott hin vernachlaͤßigen darf, ohne dabey fuͤr ſich und ſeine Nachkommen zu gefahren. In dieſem Fall ſind taͤgliche Wunder unumgaͤnglich noͤthig, oder das Chriſtenthum muͤßte ſeiner Natur nach das offe- ne Grab des Menſchengeſchlechts werden; aber die Kraft unſerer Natur und des ſchlichten Menſchen- verſtands wirket auch hierinn den Verirrungen ſei- nes Kunſtſyſtems entgegen, wie ſie den Verirrungen aller menſchlichen Kunſt und Syſtemen durch Got- tes Vorſehung zur Rettung des Menſchengeſchlechts entgegen gewirkt hat.
Iſt es aber nicht, iſt das Chriſtenthum fuͤr einen Glauben, bey dem man die natuͤrlichen Mittel der Selbſterhaltung und Sorgfalt fuͤr die Seinigen auf Gott hin vernachlaͤßigen darf, und iſt es ſeine offe- ne, unzweydeutige, und allgemeine Meynung, es ſey Gott verſucht, die Haͤnde in den Schoos zu le- gen, und die natuͤrlichen Mittel der Selbſterhal- tung und Vorſorge nicht mit aller noͤthigen Auf- merkſamkeit, Sorgfalt und Thaͤtigkeit zu gebrau- chen; [ſo] kann es auf der andern Seite die Bemuͤ-
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im Dunkeln laſſen, er entſcheide gaͤnzlich, ob man
links oder rechts mit der Volksfuͤhrung hinlenken
muͤſſe; ein einziger Schritt auf die unrechte Seite
ſey hierinn in den Folgen unabſehbar. —
Entweder, ſagte er, iſt das Chriſtenthum fuͤr
einen Glauben, bey dem man die natuͤrlichen Mittel
der Sorgfalt fuͤr ſich und die Seinigen auf Gott
hin vernachlaͤßigen darf, ohne dabey fuͤr ſich und
ſeine Nachkommen zu gefahren. In dieſem Fall
ſind taͤgliche Wunder unumgaͤnglich noͤthig, oder
das Chriſtenthum muͤßte ſeiner Natur nach das offe-
ne Grab des Menſchengeſchlechts werden; aber die
Kraft unſerer Natur und des ſchlichten Menſchen-
verſtands wirket auch hierinn den Verirrungen ſei-
nes Kunſtſyſtems entgegen, wie ſie den Verirrungen
aller menſchlichen Kunſt und Syſtemen durch Got-
tes Vorſehung zur Rettung des Menſchengeſchlechts
entgegen gewirkt hat.
Iſt es aber nicht, iſt das Chriſtenthum fuͤr einen
Glauben, bey dem man die natuͤrlichen Mittel der
Selbſterhaltung und Sorgfalt fuͤr die Seinigen auf
Gott hin vernachlaͤßigen darf, und iſt es ſeine offe-
ne, unzweydeutige, und allgemeine Meynung, es
ſey Gott verſucht, die Haͤnde in den Schoos zu le-
gen, und die natuͤrlichen Mittel der Selbſterhal-
tung und Vorſorge nicht mit aller noͤthigen Auf-
merkſamkeit, Sorgfalt und Thaͤtigkeit zu gebrau-
chen; ſo kann es auf der andern Seite die Bemuͤ-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/470>, abgerufen am 24.11.2024.
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