men noch vor diesen Tagen her, aber freylich sey von ihrer Freud dem Volk nichts mehr übrig ge- blieben, als ein Pfund Brod auf den Kopf von einem jeden Kind, wie ich eben gesagt habe, auf die Ostern.
So meynte der Mann, im Grund sey alles alt, was der Junker machen wolle, aber es sey nichts desto schlimmer, die Prob sey dann schon da gewesen, daß es gut sey.
Sein Urtheil hatte viel ähnliches mit dem, was zwo Frauen von Edelleuten und eine Pfar- rersfrau darüber sagten, nemlich das zugleich Lernen und Arbeiten sey nichts anders, als was weuigstens in gemeinen Bürgershäusern vielfältig ausgeübt werde, daß die Mütter und Töchter miteinander um einen Tisch herumsitzen, in allem Ernst darauf losarbeiten, und doch zugleich etwas auswendig lernen, sich im französisch Lesen üben, und wirklich auch rechnen; es sey nicht daran zu zweifeln, daß ein Mann wie der Lieutenant eine Ordnung und Einrichtung könne angeben, bey der man diesen alten Hausvortheil bey vielen Töch- tern, die nicht gar reich seyen, und doch auch hinkommen möchten, noch gar viel weiters treiben könnte. Indessen werde es auch izt schon in vielen Pensions- und Lehranstalten für die gemei- nen Stände getrieben, daß man den Kindern bey
men noch vor dieſen Tagen her, aber freylich ſey von ihrer Freud dem Volk nichts mehr uͤbrig ge- blieben, als ein Pfund Brod auf den Kopf von einem jeden Kind, wie ich eben geſagt habe, auf die Oſtern.
So meynte der Mann, im Grund ſey alles alt, was der Junker machen wolle, aber es ſey nichts deſto ſchlimmer, die Prob ſey dann ſchon da geweſen, daß es gut ſey.
Sein Urtheil hatte viel aͤhnliches mit dem, was zwo Frauen von Edelleuten und eine Pfar- rersfrau daruͤber ſagten, nemlich das zugleich Lernen und Arbeiten ſey nichts anders, als was weuigſtens in gemeinen Buͤrgershaͤuſern vielfaͤltig ausgeuͤbt werde, daß die Muͤtter und Toͤchter miteinander um einen Tiſch herumſitzen, in allem Ernſt darauf losarbeiten, und doch zugleich etwas auswendig lernen, ſich im franzoͤſiſch Leſen uͤben, und wirklich auch rechnen; es ſey nicht daran zu zweifeln, daß ein Mann wie der Lieutenant eine Ordnung und Einrichtung koͤnne angeben, bey der man dieſen alten Hausvortheil bey vielen Toͤch- tern, die nicht gar reich ſeyen, und doch auch hinkommen moͤchten, noch gar viel weiters treiben koͤnnte. Indeſſen werde es auch izt ſchon in vielen Penſions- und Lehranſtalten fuͤr die gemei- nen Staͤnde getrieben, daß man den Kindern bey
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men noch vor dieſen Tagen her, aber freylich ſey
von ihrer Freud dem Volk nichts mehr uͤbrig ge-
blieben, als ein Pfund Brod auf den Kopf von
einem jeden Kind, wie ich eben geſagt habe, auf
die Oſtern.
So meynte der Mann, im Grund ſey alles
alt, was der Junker machen wolle, aber es ſey
nichts deſto ſchlimmer, die Prob ſey dann ſchon
da geweſen, daß es gut ſey.
Sein Urtheil hatte viel aͤhnliches mit dem,
was zwo Frauen von Edelleuten und eine Pfar-
rersfrau daruͤber ſagten, nemlich das zugleich
Lernen und Arbeiten ſey nichts anders, als was
weuigſtens in gemeinen Buͤrgershaͤuſern vielfaͤltig
ausgeuͤbt werde, daß die Muͤtter und Toͤchter
miteinander um einen Tiſch herumſitzen, in allem
Ernſt darauf losarbeiten, und doch zugleich etwas
auswendig lernen, ſich im franzoͤſiſch Leſen uͤben,
und wirklich auch rechnen; es ſey nicht daran zu
zweifeln, daß ein Mann wie der Lieutenant eine
Ordnung und Einrichtung koͤnne angeben, bey der
man dieſen alten Hausvortheil bey vielen Toͤch-
tern, die nicht gar reich ſeyen, und doch auch
hinkommen moͤchten, noch gar viel weiters treiben
koͤnnte. Indeſſen werde es auch izt ſchon in
vielen Penſions- und Lehranſtalten fuͤr die gemei-
nen Staͤnde getrieben, daß man den Kindern bey
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/488>, abgerufen am 24.11.2024.
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