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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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er, du wirst gar eifrig -- und ich möchte doch izt
bald wieder schlafen -- damit schickte er ihn --
Aber er empfande doch, daß der Kerl ein seltenes
Stück von Ehrlichkeit für einen Knecht sey, und
daß zwischen ihm und allen Diensten, die er noch
gehabt, ein größerer Unterschied sey, als zwischen
einem Offizier und einem Gemeinen; auch wollte
er ihm ein Trinkgeld geben, aber Klaus nahm es
nicht, und sagte, ich werde euch sonst immer dar-
für danken, wenn ihr mir etwas geben wollet, aber
in der Stunde, in der ich etwas böses über jemand
gesagt, wäre es mir nicht anderst, als ich würde
einen Judas-Pfenning fürs Verrathen annehmen
-- und ich scheue dergleichen Pfenninge. --

Nun, nun, sagte der General -- wenn du es
lieber ein Andermal willt, so sey es, aber für den
Mann, den mein Hund gebissen, must du etwas
anders abnehmen, du must mir Morgen Brod,
Fleisch, und Wein für ihn kaufen, und sag' ihm
nur, ich wolle ihn nicht vergessen, bis er wieder
gesund sey, und es sey mir so leid als es mir nur
seyn kann, daß dieses begegnet sey, er solle es mir
verzeihen.

Der Klaus sagte, er kenne den Mann, und
wisse, daß diese Worte ihm mehr als ein Pflaster
auf seine Wunden wohlthun werden.



er, du wirſt gar eifrig — und ich moͤchte doch izt
bald wieder ſchlafen — damit ſchickte er ihn —
Aber er empfande doch, daß der Kerl ein ſeltenes
Stuͤck von Ehrlichkeit fuͤr einen Knecht ſey, und
daß zwiſchen ihm und allen Dienſten, die er noch
gehabt, ein groͤßerer Unterſchied ſey, als zwiſchen
einem Offizier und einem Gemeinen; auch wollte
er ihm ein Trinkgeld geben, aber Klaus nahm es
nicht, und ſagte, ich werde euch ſonſt immer dar-
fuͤr danken, wenn ihr mir etwas geben wollet, aber
in der Stunde, in der ich etwas boͤſes uͤber jemand
geſagt, waͤre es mir nicht anderſt, als ich wuͤrde
einen Judas-Pfenning fuͤrs Verrathen annehmen
— und ich ſcheue dergleichen Pfenninge. —

Nun, nun, ſagte der General — wenn du es
lieber ein Andermal willt, ſo ſey es, aber fuͤr den
Mann, den mein Hund gebiſſen, muſt du etwas
anders abnehmen, du muſt mir Morgen Brod,
Fleiſch, und Wein fuͤr ihn kaufen, und ſag' ihm
nur, ich wolle ihn nicht vergeſſen, bis er wieder
geſund ſey, und es ſey mir ſo leid als es mir nur
ſeyn kann, daß dieſes begegnet ſey, er ſolle es mir
verzeihen.

Der Klaus ſagte, er kenne den Mann, und
wiſſe, daß dieſe Worte ihm mehr als ein Pflaſter
auf ſeine Wunden wohlthun werden.



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[50/0068] er, du wirſt gar eifrig — und ich moͤchte doch izt bald wieder ſchlafen — damit ſchickte er ihn — Aber er empfande doch, daß der Kerl ein ſeltenes Stuͤck von Ehrlichkeit fuͤr einen Knecht ſey, und daß zwiſchen ihm und allen Dienſten, die er noch gehabt, ein groͤßerer Unterſchied ſey, als zwiſchen einem Offizier und einem Gemeinen; auch wollte er ihm ein Trinkgeld geben, aber Klaus nahm es nicht, und ſagte, ich werde euch ſonſt immer dar- fuͤr danken, wenn ihr mir etwas geben wollet, aber in der Stunde, in der ich etwas boͤſes uͤber jemand geſagt, waͤre es mir nicht anderſt, als ich wuͤrde einen Judas-Pfenning fuͤrs Verrathen annehmen — und ich ſcheue dergleichen Pfenninge. — Nun, nun, ſagte der General — wenn du es lieber ein Andermal willt, ſo ſey es, aber fuͤr den Mann, den mein Hund gebiſſen, muſt du etwas anders abnehmen, du muſt mir Morgen Brod, Fleiſch, und Wein fuͤr ihn kaufen, und ſag' ihm nur, ich wolle ihn nicht vergeſſen, bis er wieder geſund ſey, und es ſey mir ſo leid als es mir nur ſeyn kann, daß dieſes begegnet ſey, er ſolle es mir verzeihen. Der Klaus ſagte, er kenne den Mann, und wiſſe, daß dieſe Worte ihm mehr als ein Pflaſter auf ſeine Wunden wohlthun werden.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/68>, abgerufen am 29.11.2024.