lernte Menschen für Menschen achten. -- Selbst die Aeltesten sprachen nichts dagegen -- sie sagten vielmehr mit allem Nachdruck, das sey etwas un- erhörtes, und bey Mannsdenken nicht mehr ge- schehen -- auch die schlechtesten und wildesten Jun- kern haben es seit dem man 1700 zähle, nicht mehr gewagt die Hunde wider einen Bauern zu hetzen, wie man sage, daß es vor Altem begegnet sey. --
Es war sogar, als wenn sie die Jugend noch aufhezten. -- Sie sagten einmal laut, man hätte unrecht, wenn man das wieder aufkommen lassen würde. --
Izt sieht sie der Mezger -- das ist sie -- erkennt sie -- klein, mager, gekleidet wie sonst keine -- voller Ekken und Schnörkel -- und so daß man auch etwas anders an ihr zu sehen habe als sie sel- ber -- so war sie beschrieben -- so war sie -- es ist sie! --
Dem Mezger wallet das Blut, er sieht sich um -- alles ist todt um ihn her wie die Nacht und wie um Sylvia -- er staunt -- lenkt über den Graben ins Gehölz -- sein junger Hund wädelt um ihn her -- und macht seine Sprünge, wie er sie macht wenn er meynt, er sey bey dem Stall, wo er sein Kalb findet.
-- Soll ich -- soll ich -- sagte der Mann, sein Herz schlug -- er war blaß -- ich will, sprach
lernte Menſchen fuͤr Menſchen achten. — Selbſt die Aelteſten ſprachen nichts dagegen — ſie ſagten vielmehr mit allem Nachdruck, das ſey etwas un- erhoͤrtes, und bey Mannsdenken nicht mehr ge- ſchehen — auch die ſchlechteſten und wildeſten Jun- kern haben es ſeit dem man 1700 zaͤhle, nicht mehr gewagt die Hunde wider einen Bauern zu hetzen, wie man ſage, daß es vor Altem begegnet ſey. —
Es war ſogar, als wenn ſie die Jugend noch aufhezten. — Sie ſagten einmal laut, man haͤtte unrecht, wenn man das wieder aufkommen laſſen wuͤrde. —
Izt ſieht ſie der Mezger — das iſt ſie — erkennt ſie — klein, mager, gekleidet wie ſonſt keine — voller Ekken und Schnoͤrkel — und ſo daß man auch etwas anders an ihr zu ſehen habe als ſie ſel- ber — ſo war ſie beſchrieben — ſo war ſie — es iſt ſie! —
Dem Mezger wallet das Blut, er ſieht ſich um — alles iſt todt um ihn her wie die Nacht und wie um Sylvia — er ſtaunt — lenkt uͤber den Graben ins Gehoͤlz — ſein junger Hund waͤdelt um ihn her — und macht ſeine Spruͤnge, wie er ſie macht wenn er meynt, er ſey bey dem Stall, wo er ſein Kalb findet.
— Soll ich — ſoll ich — ſagte der Mann, ſein Herz ſchlug — er war blaß — ich will, ſprach
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0086"n="68"/>
lernte Menſchen fuͤr Menſchen achten. — Selbſt<lb/>
die Aelteſten ſprachen nichts dagegen —ſie ſagten<lb/>
vielmehr mit allem Nachdruck, das ſey etwas un-<lb/>
erhoͤrtes, und bey Mannsdenken nicht mehr ge-<lb/>ſchehen — auch die ſchlechteſten und wildeſten Jun-<lb/>
kern haben es ſeit dem man 1700 zaͤhle, nicht mehr<lb/>
gewagt die Hunde wider einen Bauern zu hetzen,<lb/>
wie man ſage, daß es vor Altem begegnet ſey. —</p><lb/><p>Es war ſogar, als wenn ſie die Jugend noch<lb/>
aufhezten. — Sie ſagten einmal laut, man haͤtte<lb/>
unrecht, wenn man das wieder aufkommen laſſen<lb/>
wuͤrde. —</p><lb/><p>Izt ſieht ſie der Mezger — das iſt ſie — erkennt<lb/>ſie — klein, mager, gekleidet wie ſonſt keine —<lb/>
voller Ekken und Schnoͤrkel — und ſo daß man<lb/>
auch etwas anders an ihr zu ſehen habe als ſie ſel-<lb/>
ber —ſo war ſie beſchrieben —ſo war ſie — es<lb/>
iſt ſie! —</p><lb/><p>Dem Mezger wallet das Blut, er ſieht ſich um<lb/>— alles iſt todt um ihn her wie die Nacht und wie<lb/>
um Sylvia — er ſtaunt — lenkt uͤber den Graben<lb/>
ins Gehoͤlz —ſein junger Hund waͤdelt um ihn her<lb/>— und macht ſeine Spruͤnge, wie er ſie macht<lb/>
wenn er meynt, er ſey bey dem Stall, wo er ſein<lb/>
Kalb findet.</p><lb/><p>— Soll ich —ſoll ich —ſagte der Mann,<lb/>ſein Herz ſchlug — er war blaß — ich will, ſprach<lb/></p></div></body></text></TEI>
[68/0086]
lernte Menſchen fuͤr Menſchen achten. — Selbſt
die Aelteſten ſprachen nichts dagegen — ſie ſagten
vielmehr mit allem Nachdruck, das ſey etwas un-
erhoͤrtes, und bey Mannsdenken nicht mehr ge-
ſchehen — auch die ſchlechteſten und wildeſten Jun-
kern haben es ſeit dem man 1700 zaͤhle, nicht mehr
gewagt die Hunde wider einen Bauern zu hetzen,
wie man ſage, daß es vor Altem begegnet ſey. —
Es war ſogar, als wenn ſie die Jugend noch
aufhezten. — Sie ſagten einmal laut, man haͤtte
unrecht, wenn man das wieder aufkommen laſſen
wuͤrde. —
Izt ſieht ſie der Mezger — das iſt ſie — erkennt
ſie — klein, mager, gekleidet wie ſonſt keine —
voller Ekken und Schnoͤrkel — und ſo daß man
auch etwas anders an ihr zu ſehen habe als ſie ſel-
ber — ſo war ſie beſchrieben — ſo war ſie — es
iſt ſie! —
Dem Mezger wallet das Blut, er ſieht ſich um
— alles iſt todt um ihn her wie die Nacht und wie
um Sylvia — er ſtaunt — lenkt uͤber den Graben
ins Gehoͤlz — ſein junger Hund waͤdelt um ihn her
— und macht ſeine Spruͤnge, wie er ſie macht
wenn er meynt, er ſey bey dem Stall, wo er ſein
Kalb findet.
— Soll ich — ſoll ich — ſagte der Mann,
ſein Herz ſchlug — er war blaß — ich will, ſprach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/86>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.