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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Obenauer). In dieser Anwendung gehört der Begriff zur Psychologie ppe_170.002
des dichterischen Schaffens, während innerhalb der Dichtung das ppe_170.003
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Eine Reihe weiterer Erklärungen sieht im Motiv ein Bindeglied ppe_170.006
zwischen Stoff und Idee. Diesen Platz nimmt es auch in unserem ppe_170.007
Schema ein, nur daß sich der Spielraum einengt; man kann ihn auf ppe_170.008
die Vermittlung zwischen Erlebnis und Problem einschränken oder ppe_170.009
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und ebenso können sie aus der Mitte hervorgehen, aus Stimmung und ppe_170.012
Selbstdarstellung. Es gibt also vielerlei Motive, und trotzdem ist ihre ppe_170.013
Zahl nicht unbegrenzt. Im Schaffen jedes Dichters kehren gewisse Urmotive ppe_170.014
wieder, die auf tiefgehende Erlebnisse zurückführen. Gemäß ppe_170.015
ihrer seelischen Zusammenhänge aber sind sie auf typische Möglichkeiten ppe_170.016
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er die Entwicklung dieser begrenzten Möglichkeiten als Feld der ppe_170.018
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Felix Trojan hat in diesem Sinne für alte Heldenepik und Dramatik ppe_170.020
organische Motivkomplexe (wie Kampf und Reise für den Unterschied ppe_170.021
zwischen Ilias und Odyssee) aufgestellt. In moderner Prosa- ppe_170.022
Epik könnte man ähnliche typische Verkettungen finden, etwa in ppe_170.023
Olaf Duuns "Juwikingern" die Wiederkehr von Leichenschmaus und ppe_170.024
Hochzeitsfeier als Wendepunkten des Lebens und Treffpunkten der ppe_170.025
bäuerlichen Gemeinschaft. Wenn solche typischen Ereignisse als ppe_170.026
Motivkörper zu bezeichnen sind, so bedeuten die einzelnen Motive ppe_170.027
nur Glieder dieser Zusammenhänge. Aber nicht aus der Addition ppe_170.028
oder Multiplikation der Motive entsteht das Problem, sondern eher ppe_170.029
aus der Subtraktion, indem eines als Hauptmotiv übrig bleibt und ppe_170.030
zum besonderen Problemträger wird.

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Eine viel weitergehende Teilung hat Robert Petsch vorgenommen, ppe_170.032
indem er wieder vom Stoff als einer Motivzusammensetzung ausging. ppe_170.033
Er faßte als Beispiel den Stoff der Faustsage ins Auge, in der folgende ppe_170.034
Motive verknüpft sind: Aufstieg eines strebsamen Jünglings, Pakt ppe_170.035
eines Menschen mit dem Teufel, Vermählung mit einem Gespenst, ppe_170.036
Höllenfahrt eines Sünders. Jedes dieser Motive konnte auch in einen ppe_170.037
anderen Sinnzusammenhang eingegliedert sein, wie die Rolle des ppe_170.038
Teufelsvertrages bei Simon Magus, Theophilus, Militarius und der ppe_170.039
Päpstin Johanna zeigt. Jedesmal ist die Motivierung des Teufelsbündnisses ppe_170.040
eine andere; sie wechselt zwischen Ehrgeiz, Liebe, Armut, Wißbegier. ppe_170.041
Demgemäß muß die Problemstellung eine verschiedene sein.

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Obenauer). In dieser Anwendung gehört der Begriff zur Psychologie ppe_170.002
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Felix Trojan hat in diesem Sinne für alte Heldenepik und Dramatik ppe_170.020
organische Motivkomplexe (wie Kampf und Reise für den Unterschied ppe_170.021
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Epik könnte man ähnliche typische Verkettungen finden, etwa in ppe_170.023
Olaf Duuns „Juwikingern“ die Wiederkehr von Leichenschmaus und ppe_170.024
Hochzeitsfeier als Wendepunkten des Lebens und Treffpunkten der ppe_170.025
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oder Multiplikation der Motive entsteht das Problem, sondern eher ppe_170.029
aus der Subtraktion, indem eines als Hauptmotiv übrig bleibt und ppe_170.030
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Eine viel weitergehende Teilung hat Robert Petsch vorgenommen, ppe_170.032
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Er faßte als Beispiel den Stoff der Faustsage ins Auge, in der folgende ppe_170.034
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/194>, abgerufen am 21.11.2024.