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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Epikuräer, um an der Echtheit der eingenommenen Haltung ppe_235.002
zu zweifeln. Man wird sie deshalb nicht geradezu verlogen ppe_235.003
nennen dürfen, denn sie gehört wie der Stil zur Haltung der Zeit ppe_235.004
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Wenn, um ein anderes Beispiel zu nennen, Detlev von Liliencron ppe_235.007
einmal in dem Gedicht "Betrunken", das trotz seiner Erlebtheit nicht ppe_235.008
zu den besten gehört, den abgegriffenen Metaphernschwall parodiert:

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Die Welt ist das Tal der Küsse, ppe_235.010
Die Welt ist der Berg des Kummers, ppe_235.011
Die Welt ist das Wasser der Flüssigkeit, ppe_235.012
Die Welt ist die Luft des Unsinns,
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so stellt sich das heulende Elend des Rausches dar als naturalistisches ppe_235.014
Gegenbild der sinnlichen Weltfreude, von der der impressionistische ppe_235.015
Dichter sonst beherrscht ist. Man hat, wie es beispielsweise durch ppe_235.016
Ermatinger geschehen ist, in der ideellen Leere Liliencronscher Stimmungslyrik ppe_235.017
ein künstlerisches Manko erblicken wollen; trotzdem wird ppe_235.018
der dem Idealismus abgewandten Haltung der Charakter eines Weltbildes ppe_235.019
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der einmal aussprach: "Man kann seinen Pessimismus auch in rot, ppe_235.021
ja in zeisiggrün kleiden. Mehr, man kann auch wirklich dabei heiter ppe_235.022
werden, vorausgesetzt, daß man ein glückliches Temperament hat."

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Gedankendichtungen können verschiedenartige weltanschauliche ppe_235.024
Haltungen antithetisch nebeneinander stellen, wie es Schiller mit den ppe_235.025
"Worten des Wahns" und den "Worten des Glaubens" tat. Rudolf ppe_235.026
Unger konnte darin eine Illustration der Diltheyschen Weltanschauungstypen ppe_235.027
erblicken und das eine Gedicht als Glaubensbekenntnis des ppe_235.028
objektiven Idealismus, das andere als das des Idealismus der Freiheit ppe_235.029
erklären. Immerhin verraten schon die Überschriften und noch mehr ppe_235.030
die im einen Fall warnende, im andern Fall preisende Haltung des ppe_235.031
Dichters, zu welcher Weltanschauung er sich selbst bekannte.

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Bei zusammenprallenden Weltanschauungsgegensätzen im Drama ppe_235.033
braucht dagegen die Haltung des Dichters nicht klar erkennbar zu ppe_235.034
sein; ja, es ist die Frage, ob sie anders als durch das Geschehen ppe_235.035
selbst ausgesprochen werden sollte. Oft muß die Weltanschauung des ppe_235.036
Gegenspielers als Motivierung seiner Handlungen bestimmter zur Aussprache ppe_235.037
gebracht werden, als die des Helden, selbst wenn diese mit ppe_235.038
der des Dichters übereinstimmt. In den "Räubern" entwickelt Franz ppe_235.039
Moor sein materialistisches System in folgerichtigeren Gedankenreihen ppe_235.040
als Karl Moor sein Gefühlsleben; in der "Jungfrau von Orleans" gibt

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Gedankendichtungen können verschiedenartige weltanschauliche ppe_235.024
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/259>, abgerufen am 22.11.2024.