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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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ist Klopstocks Valediktion in Schulpforta, die den werdenden ppe_329.002
Messias-Dichter mit erstaunlicher Zielbewußtheit in die Zukunft ppe_329.003
blicken läßt, gegen jeden Einwand gesichert. Goethes "Labores juveniles" ppe_329.004
reizen in der Handschrift des Knaben zur graphologischen Untersuchung, ppe_329.005
ob in den Ergebnissen des Schönschreibunterrichts bereits ppe_329.006
selbständige Charakterzüge zu finden sind. Ebenso stellt der Inhalt vor ppe_329.007
die Frage, ob es sich um Diktat handelt, oder ob eine muntere Erfindungsgabe ppe_329.008
sich frei betätigte.

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Aus der Stuttgarter Militärakademie sind viele Schulreden überliefert, ppe_329.010
in denen die Zöglinge vom Herzog gestellte Themen zu behandeln ppe_329.011
hatten. Nur wo es protokollarisch feststeht, daß Schiller der Redner ppe_329.012
war, darf ihm der Text zugeschrieben werden. Alle diese oratorischen ppe_329.013
Übungen sind uniformiert und tragen des Herzogs Rock; sucht man ppe_329.014
das Schillersche darin, so wird man das gestaute Pathos der Auflehnung ppe_329.015
eher aus dem, was nicht gesagt wird, heraushören. Der Psychiater ppe_329.016
Kretschmer spricht von biologischen Entwicklungshemmungen ppe_329.017
des Pubertätsablaufes, die den üblichen Protest gegen die Autorität, ppe_329.018
der sonst nur eine kurze Durchgangsphase bildet, bei Schiller fortdauern ppe_329.019
lassen als Leitmotiv seines ganzen Schaffens und persönlichen ppe_329.020
Empfindens bis zum ethischen Freiheitsidealismus der Reifezeit. Wenn ppe_329.021
diese Diagnose richtig ist, so wäre das ganze Leben und Dichten eine ppe_329.022
fortgesetzte Selbstbefreiung von dem in jungen Jahren erlittenen Zwang ppe_329.023
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Belege des positiven Wertes der Karlsschulbildung sind dagegen ppe_329.025
in nachgeschriebenen Kollegheften erhalten, die zeigen, in welchem ppe_329.026
Maße der Hochschulcharakter der Anstalt bereits für Schillers spätere ppe_329.027
historische und ästhetische Schriftstellerei den Grund legte. Ein Vergleich ppe_329.028
mit den eigenen Veröffentlichungen der nicht unbedeutenden ppe_329.029
Lehrkräfte läßt erkennen, daß der Jenaer Professor noch für kleine ppe_329.030
historische Aufsätze seiner "Neuen Thalia" die Vorlesungen seines ppe_329.031
Lehrers Nast nutzte, während der als engelgleicher Mann verehrte ppe_329.032
Professor Abel ihm ein Fundament ästhetischer Anschauungen vermittelt ppe_329.033
hat, das englische und schottische Grundsätze eklektisch zusammenzog ppe_329.034
und das er noch beim Übergang zur Kantschen Ästhetik ppe_329.035
brauchen konnte. Die neueste Schiller-Biographie von Reinhard Buchwald ppe_329.036
tat recht daran, die Mittlertätigkeit dieses Lehrers auf Grund ppe_329.037
seiner eigenen Schriften in neues Licht zu setzen, während die Nachlese, ppe_329.038
die aus Karlsschulakten noch zu den persönlichen Verhältnissen ppe_329.039
des Eleven Schiller beigebracht werden konnten, das Bild der Anstalt ppe_329.040
und ihres Einflusses nicht mehr wesentlich verändert.

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Die Gemeinschaftserziehung im Internat, gleichviel ob sie militärisch,

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Messias-Dichter mit erstaunlicher Zielbewußtheit in die Zukunft ppe_329.003
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Aus der Stuttgarter Militärakademie sind viele Schulreden überliefert, ppe_329.010
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Kretschmer spricht von biologischen Entwicklungshemmungen ppe_329.017
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Belege des positiven Wertes der Karlsschulbildung sind dagegen ppe_329.025
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historische und ästhetische Schriftstellerei den Grund legte. Ein Vergleich ppe_329.028
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/353>, abgerufen am 22.11.2024.