ppe_440.001 in 49 Heften vor und stellen fast 20 verschiedenartige Versuche dar, ppe_440.002 worunter drei Fassungen vollständig ausgeführt sind. Keine konnte ppe_440.003 der Selbstkritik des Dichters, der die Kunst schließlich mit einer beinahe ppe_440.004 wissenschaftlichen Grübelei betrieb, voll genügen.
ppe_440.005 Im Abschluß von der Welt und in der stillen Konzentration kann ppe_440.006 der dichterische Schaffensvorgang mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise ppe_440.007 mancherlei Gemeinsames haben. Die eigentümlichen Begleiterscheinungen ppe_440.008 auf beiden Seiten sind individuell; sie sind weniger ppe_440.009 durch Konstitution und Seelenverfassung als durch äußere Lebensverhältnisse ppe_440.010 und Nerven bestimmt; auch gehören sie schwerlich dem ppe_440.011 Typus einer Rasse, eines Stammes oder eines Zeitalters allein an, ppe_440.012 noch entsprechen sie einer bestimmten Art geistiger Arbeit, sei es ppe_440.013 Kunst oder Wissenschaft. Das geht aus dem reichen Material anekdotischer ppe_440.014 Züge, den sogenannten "Idiergasten" hervor, die ein belesener ppe_440.015 Kuriositätensammler Heinrich Klenz in Aufsätzen der "Zeitschrift ppe_440.016 für Bücherfreunde" zusammengetragen hat. Aus allem ergibt ppe_440.017 sich, daß die Leistung, sei sie künstlerisch oder wissenschaftlich, in ppe_440.018 ihren letzten Ergebnissen gleich wenig von den äußeren Umständen ppe_440.019 ihres Entstehens und von den Schaffensgewohnheiten beeinflußt ist.
ppe_440.020 Selbst wenn die äußere Entstehungsgeschichte einzelner Werke ppe_440.021 durch Kenntnis solcher Umstände erhellt werden kann und, da Dichter ppe_440.022 und Werk eines sind, der Zusammenhang nicht als rein zufällig ppe_440.023 zu erachten ist, wird das Wesen des Schöpfers in seinem innersten ppe_440.024 Kern dadurch nicht berührt. Das eigentliche Sein von Dichter und ppe_440.025 Dichtung ist in seinem Sinn und Wert aus den äußeren Arbeitsverhältnissen ppe_440.026 nicht zu verstehen.
ppe_440.027 Für den Dichter selbst sind seine Arbeitsmethoden nur Behelfe, ppe_440.028 zur Entfaltung und Offenbarung der eigenen Existenz zu gelangen. ppe_440.029 Er pflegt wenig dafür übrig zu haben, daß man ihm nachrechnet, ppe_440.030 wann er aufgestanden und welchen Weg er gegangen ist und ob er ppe_440.031 mit Seil oder Steigeisen oder Kletterschuhen den Gipfel erreicht hat. ppe_440.032 Die Hilfen und Stützen fallen ab, wie das Gerüst eines Denkmals, ppe_440.033 sobald es in seiner Erscheinung vollendet ist. Auf seiner Höhe kann ppe_440.034 der Dichter, ohne der vorausgegangenen Handgriffe zu gedenken, ppe_440.035 gleich dem Menschenschöpfer Prometheus sagen: "So bin ich ewig, ppe_440.036 denn ich bin."
ppe_440.001 in 49 Heften vor und stellen fast 20 verschiedenartige Versuche dar, ppe_440.002 worunter drei Fassungen vollständig ausgeführt sind. Keine konnte ppe_440.003 der Selbstkritik des Dichters, der die Kunst schließlich mit einer beinahe ppe_440.004 wissenschaftlichen Grübelei betrieb, voll genügen.
ppe_440.005 Im Abschluß von der Welt und in der stillen Konzentration kann ppe_440.006 der dichterische Schaffensvorgang mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise ppe_440.007 mancherlei Gemeinsames haben. Die eigentümlichen Begleiterscheinungen ppe_440.008 auf beiden Seiten sind individuell; sie sind weniger ppe_440.009 durch Konstitution und Seelenverfassung als durch äußere Lebensverhältnisse ppe_440.010 und Nerven bestimmt; auch gehören sie schwerlich dem ppe_440.011 Typus einer Rasse, eines Stammes oder eines Zeitalters allein an, ppe_440.012 noch entsprechen sie einer bestimmten Art geistiger Arbeit, sei es ppe_440.013 Kunst oder Wissenschaft. Das geht aus dem reichen Material anekdotischer ppe_440.014 Züge, den sogenannten „Idiergasten“ hervor, die ein belesener ppe_440.015 Kuriositätensammler Heinrich Klenz in Aufsätzen der „Zeitschrift ppe_440.016 für Bücherfreunde“ zusammengetragen hat. Aus allem ergibt ppe_440.017 sich, daß die Leistung, sei sie künstlerisch oder wissenschaftlich, in ppe_440.018 ihren letzten Ergebnissen gleich wenig von den äußeren Umständen ppe_440.019 ihres Entstehens und von den Schaffensgewohnheiten beeinflußt ist.
ppe_440.020 Selbst wenn die äußere Entstehungsgeschichte einzelner Werke ppe_440.021 durch Kenntnis solcher Umstände erhellt werden kann und, da Dichter ppe_440.022 und Werk eines sind, der Zusammenhang nicht als rein zufällig ppe_440.023 zu erachten ist, wird das Wesen des Schöpfers in seinem innersten ppe_440.024 Kern dadurch nicht berührt. Das eigentliche Sein von Dichter und ppe_440.025 Dichtung ist in seinem Sinn und Wert aus den äußeren Arbeitsverhältnissen ppe_440.026 nicht zu verstehen.
ppe_440.027 Für den Dichter selbst sind seine Arbeitsmethoden nur Behelfe, ppe_440.028 zur Entfaltung und Offenbarung der eigenen Existenz zu gelangen. ppe_440.029 Er pflegt wenig dafür übrig zu haben, daß man ihm nachrechnet, ppe_440.030 wann er aufgestanden und welchen Weg er gegangen ist und ob er ppe_440.031 mit Seil oder Steigeisen oder Kletterschuhen den Gipfel erreicht hat. ppe_440.032 Die Hilfen und Stützen fallen ab, wie das Gerüst eines Denkmals, ppe_440.033 sobald es in seiner Erscheinung vollendet ist. Auf seiner Höhe kann ppe_440.034 der Dichter, ohne der vorausgegangenen Handgriffe zu gedenken, ppe_440.035 gleich dem Menschenschöpfer Prometheus sagen: „So bin ich ewig, ppe_440.036 denn ich bin.“
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/464>, abgerufen am 22.11.2024.
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