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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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und der Wiederbelebte zu neuer Wirkung und Ausübung seiner ppe_463.002
Sendung erweckt wird, wie es Hans Sachs und Grimmelshausen durch ppe_463.003
Goethe und die Romantiker zuteil wurde, also durch Dichter, nicht ppe_463.004
durch Wissenschaft oder Kritik.

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Ist diese Existenz gleichzusetzen mit der sich immer erneuernden ppe_463.006
Gegenwart des Dichters, also mit der zeitlichen Dauer seiner Wirksamkeit, ppe_463.007
so läßt sich auf der anderen Seite die räumliche Ausdehnung ppe_463.008
als die Breite seines geschichtlichen und gegenwärtigen Wirkens erkennen ppe_463.009
und abgrenzen. Wir streifen damit den bereits im Eingang ppe_463.010
(S. 9 ff.) berührten Begriff der Weltliteratur, der erst im vierten ppe_463.011
Buche eingehende Erörterung finden kann. Für den einzelnen Dichter ppe_463.012
kommt es nicht nur auf die vielfältige Wandlung seiner Existenz ppe_463.013
durch Übersetzungen an, wobei sich außer der Sprache auch der ppe_463.014
Gehalt, der Glaube, die Sinnbildhaftigkeit und Bedeutung der Sendung ppe_463.015
leise verändern können, sondern ebenso sehr auf die Fortwirkung ppe_463.016
seines Geistes in fremden Dichtungen, für die er als Bildungsgut, ppe_463.017
Vorbild, Mythos und Maßstab ideeller Existenz in Anspruch genommen ppe_463.018
wird. Weltgrößen wie Homer, Dante, Shakespeare, Goethe ppe_463.019
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Lebenskraft in so unendlich viele Kanäle eingeflossen, daß, ppe_463.021
selbst wenn einmal niemand mehr sie läse, ihre Sendung nicht beendet ppe_463.022
wäre, sondern in mittelbarer Nachwirkung weiter bestände.

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Die Wirkung der Größten in ihrem vollen Umfang räumlich und ppe_463.024
zeitlich zu ermessen, ist eine darstellerisch kaum zu bewältigende ppe_463.025
Aufgabe. Michael Bernays, der den Plan hatte, die Geltung Homers ppe_463.026
in der Weltliteratur darzustellen, ist in der Sammlung eines unerschöpflichen ppe_463.027
Materials stecken geblieben; ein geglückter Versuch, wie ppe_463.028
er in Thaddäus Zielinskis Buch über das Nachleben Ciceros vorliegt, ppe_463.029
hat keinen eigentlichen Dichter zum Gegenstand. Die unübersehbare ppe_463.030
Wirkungsbreite eines Dante, eines Shakespeare, eines Goethe kann ppe_463.031
kein Ende und keine abschließende Darstellung finden. Vergleichende ppe_463.032
Zusammenfassung der bisher nur auf einzelne Länder gerichteten ppe_463.033
Untersuchungen könnte von völkerpsychologischer Bedeutung und ppe_463.034
Ergiebigkeit sein, indem sie zu den Fragen seelischer Verwandtschaft ppe_463.035
oder Gegensätzlichkeit hinführt, aber sie kann nicht von der Tatsache ppe_463.036
ablenken, daß der Dichter die erste und eigentliche Erfüllung ppe_463.037
seiner Sendung in seiner eigenen Sprache und beim eigenen Volke ppe_463.038
erlebt und daß seine Wirkung und Geltung in erster Linie innerhalb ppe_463.039
dieses Zusammenhanges Darstellung finden kann und muß.

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Wenn die Frage des Geltungsbereichs wieder zu den am Schluß ppe_463.041
des ersten Buches gestreiften Darstellungsaufgaben hinblicken läßt,

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Sendung erweckt wird, wie es Hans Sachs und Grimmelshausen durch ppe_463.003
Goethe und die Romantiker zuteil wurde, also durch Dichter, nicht ppe_463.004
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Die Wirkung der Größten in ihrem vollen Umfang räumlich und ppe_463.024
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/487>, abgerufen am 22.11.2024.