ppe_464.001 deren grundsätzliche Erörterung dem fünften Buche vorbehalten ppe_464.002 bleibt, so zeigt sich, daß die Sichtung nach Wert, Wirkung und ppe_464.003 Größenverhältnis durch die sinnbildhafte Bedeutung jedes Einzelnen ppe_464.004 bestimmt sein muß.
ppe_464.005 Jeder Dichter ist Vertreter seines Volkes und Stimme seiner Zeit, ppe_464.006 so wie der Baum in seiner Form Vertreter eines Waldes ist und in ppe_464.007 seinem Rauschen die Bewegung lautwerden läßt, von der alle berührt ppe_464.008 werden. Das Unterholz wächst aus demselben Boden wie die hochstämmigen ppe_464.009 Gipfel; es besteht aus Seitentrieben, die derselben Wurzel ppe_464.010 entstammen; es verbreitert die Wachstumsrichtung der großen ppe_464.011 Stämme in seinem niederen Lebenskreise. Wenn man es lichten muß, ppe_464.012 geschieht es, um Wege zu bahnen, Durchblicke zu schaffen und freien ppe_464.013 Zug zu gewinnen für den Sturmwind der Zeit.
ppe_464.014 Wie weit die Zahl der Kleineren zur Darstellung kommen kann ppe_464.015 und was von ihren Werken als charakteristisch hervorzuheben ist, ppe_464.016 hängt hauptsächlich von der Raumfüllung ab und von der Beschaffenheit ppe_464.017 des Bodens. Je nachdem es sich um das geistige Leben einer ppe_464.018 Stadt, einer Landschaft, einer Nation, eines Erdteils, einer Rasse oder ppe_464.019 der ganzen Menschheit handelt, ist die Bedeutung bemessen und ppe_464.020 die Auswahl der Vertreter beschränkt. Von der Stadtverordnetenversammlung, ppe_464.021 die der Lokalforschung entspricht und manche Größe ppe_464.022 zu Ehren bringt, die in der Gesamtvertretung keine Beachtung verdienen ppe_464.023 würde, bis zum Weltparlament oder Fürstenkongreß und der ppe_464.024 ihnen gleichenden Weltliteratur, die in Überwindung räumlicher ppe_464.025 Trennung die Größten als erkorene Vertreter ihrer Nationen zusammenführt ppe_464.026 und in gelegentlichem Treffen sich messen läßt, besteht ppe_464.027 eine Stufenfolge, die mit beschränkender Auslese und gesteigerten ppe_464.028 Anforderungen aufsteigt. Die Bedeutung des Einzelnen bestimmt den ppe_464.029 Aufwand, der an seine Einführung und Würdigung gesetzt wird. Nach ppe_464.030 den Verhältnissen des Raumes, in dem die Versammlung sich vereinigt, ppe_464.031 und nach dem Umkreis der Geladenen hat sich Rangordnung ppe_464.032 und Ausmaß der Berücksichtigung zu richten.
ppe_464.033 Die Werke sind die Reden, mit denen der auserwählte Vertreter ppe_464.034 seines Amtes waltet und seiner Berufung Folge leistet. Ob sie im ppe_464.035 engen Raum oder unter freiem Himmel, vor der Nation oder vor der ppe_464.036 Welt gehalten werden, sie sind kennzeichnend für die Größe dessen, ppe_464.037 der sich in ihnen ausspricht; sie sind sinnbildhaft für die Gemeinschaft, ppe_464.038 die hinter ihm steht; in ihrer Echtheit liegen Kraft und Tragweite, ppe_464.039 Wirkung und Widerhall begründet. So bedeutet die entscheidende ppe_464.040 Abstimmung ihrer Werte das Schicksal, das als Literaturgeschichte ppe_464.041 zu betrachten und darzustellen uns zufällt.
ppe_464.001 deren grundsätzliche Erörterung dem fünften Buche vorbehalten ppe_464.002 bleibt, so zeigt sich, daß die Sichtung nach Wert, Wirkung und ppe_464.003 Größenverhältnis durch die sinnbildhafte Bedeutung jedes Einzelnen ppe_464.004 bestimmt sein muß.
ppe_464.005 Jeder Dichter ist Vertreter seines Volkes und Stimme seiner Zeit, ppe_464.006 so wie der Baum in seiner Form Vertreter eines Waldes ist und in ppe_464.007 seinem Rauschen die Bewegung lautwerden läßt, von der alle berührt ppe_464.008 werden. Das Unterholz wächst aus demselben Boden wie die hochstämmigen ppe_464.009 Gipfel; es besteht aus Seitentrieben, die derselben Wurzel ppe_464.010 entstammen; es verbreitert die Wachstumsrichtung der großen ppe_464.011 Stämme in seinem niederen Lebenskreise. Wenn man es lichten muß, ppe_464.012 geschieht es, um Wege zu bahnen, Durchblicke zu schaffen und freien ppe_464.013 Zug zu gewinnen für den Sturmwind der Zeit.
ppe_464.014 Wie weit die Zahl der Kleineren zur Darstellung kommen kann ppe_464.015 und was von ihren Werken als charakteristisch hervorzuheben ist, ppe_464.016 hängt hauptsächlich von der Raumfüllung ab und von der Beschaffenheit ppe_464.017 des Bodens. Je nachdem es sich um das geistige Leben einer ppe_464.018 Stadt, einer Landschaft, einer Nation, eines Erdteils, einer Rasse oder ppe_464.019 der ganzen Menschheit handelt, ist die Bedeutung bemessen und ppe_464.020 die Auswahl der Vertreter beschränkt. Von der Stadtverordnetenversammlung, ppe_464.021 die der Lokalforschung entspricht und manche Größe ppe_464.022 zu Ehren bringt, die in der Gesamtvertretung keine Beachtung verdienen ppe_464.023 würde, bis zum Weltparlament oder Fürstenkongreß und der ppe_464.024 ihnen gleichenden Weltliteratur, die in Überwindung räumlicher ppe_464.025 Trennung die Größten als erkorene Vertreter ihrer Nationen zusammenführt ppe_464.026 und in gelegentlichem Treffen sich messen läßt, besteht ppe_464.027 eine Stufenfolge, die mit beschränkender Auslese und gesteigerten ppe_464.028 Anforderungen aufsteigt. Die Bedeutung des Einzelnen bestimmt den ppe_464.029 Aufwand, der an seine Einführung und Würdigung gesetzt wird. Nach ppe_464.030 den Verhältnissen des Raumes, in dem die Versammlung sich vereinigt, ppe_464.031 und nach dem Umkreis der Geladenen hat sich Rangordnung ppe_464.032 und Ausmaß der Berücksichtigung zu richten.
ppe_464.033 Die Werke sind die Reden, mit denen der auserwählte Vertreter ppe_464.034 seines Amtes waltet und seiner Berufung Folge leistet. Ob sie im ppe_464.035 engen Raum oder unter freiem Himmel, vor der Nation oder vor der ppe_464.036 Welt gehalten werden, sie sind kennzeichnend für die Größe dessen, ppe_464.037 der sich in ihnen ausspricht; sie sind sinnbildhaft für die Gemeinschaft, ppe_464.038 die hinter ihm steht; in ihrer Echtheit liegen Kraft und Tragweite, ppe_464.039 Wirkung und Widerhall begründet. So bedeutet die entscheidende ppe_464.040 Abstimmung ihrer Werte das Schicksal, das als Literaturgeschichte ppe_464.041 zu betrachten und darzustellen uns zufällt.
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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