ppe_534.001 erzeugt wird. Für beides lassen sich Belege erbringen: die berühmte ppe_534.002 Duplizität der Fälle zeigt immer wieder, daß Menschen ppe_534.003 gleichen Alters ohne jede persönliche Berührung im gleichen Zeitpunkt ppe_534.004 auf dieselbe Fragestellung und gleichartige Lösung geführt ppe_534.005 werden; aber mindestens ebenso oft ist zu beobachten, daß der Funke ppe_534.006 überspringt, und daß das Neue als Ergebnis einer sich gegenseitig anregenden ppe_534.007 Gemeinschaft, als Bewußtwerden gleicher Ziele, als Inhalt ppe_534.008 gemeinsamer Offenbarung hervortritt.
ppe_534.009 Der geistesgeschichtliche Generationsbegriff, wie ihn etwa der spanische ppe_534.010 Philosoph Jose Ortega y Gasset formuliert hat, als "dynamische ppe_534.011 Verschmelzung von Masse und Individuum", als "ein neuer, ppe_534.012 in sich geschlossener sozialer Körper mit seiner eigenen erlauchten ppe_534.013 Minderheit und seiner eigenen Masse, der mit vorgegebener vitaler ppe_534.014 Geschwindigkeit und Richtung in den Kreis des Daseins hineingeschleudert ppe_534.015 ist", schließt beides in sich: Gleichaltrigkeit und Gleichrichtung. ppe_534.016 Aber es ist eine verschiedene Ursächlichkeit, ob die Gleichrichtung ppe_534.017 aus der Gleichaltrigkeit hervorgeht, oder ob die ungefähr ppe_534.018 Gleichaltrigen in eine bestehende Strömung hineinwachsen und dank ppe_534.019 ihrer Gleichaltrigkeit zur selben Zeit von ihr erfaßt werden. Es ist, ppe_534.020 mit einem Wort, die Frage, ob die Generationseinheit geboren wird ppe_534.021 oder sich bildet. Hier trennen sich zwei verschiedene Richtungen der ppe_534.022 Generationsforschung: für die eine ist, äußerlich gesehen, die Tabelle ppe_534.023 der Geburtsdaten Material und Ausgangspunkt; für die andere die ppe_534.024 Chronologie der literarischen Erscheinungen, aus denen sich der Zeitpunkt ppe_534.025 des gleichzeitig auftretenden neuen Willens ergibt. Die eine ppe_534.026 ist also von vornherein mehr individualistisch, die andere mehr kollektivistisch. ppe_534.027 Astrologie und Mystik sind die sich berührenden Extreme ppe_534.028 der beiden Betrachtungsweisen, aber in der mittleren Linie ppe_534.029 wird die eine auf eine biologische, die andere auf eine phänomenologische ppe_534.030 Methode angewiesen sein. Außer ihnen besteht noch eine ppe_534.031 dritte Richtung (nach der Zeit ihres Auftretens ist sie die erste), die ppe_534.032 man universalistisch nennen kann, insofern sie individualistische Gesichtspunkte ppe_534.033 auf die Totalität überträgt, und chiliastisch, insofern sie ppe_534.034 das Generationsproblem zum Maßstab weltgeschichtlicher Periodisierungen ppe_534.035 erhebt.
ppe_534.036 3. Die Generationstheorien
ppe_534.037 Die Lage des Generationsproblems zeigt einerseits eine positivistische ppe_534.038 Fragestellung und anderseits eine romantisch-historische. ppe_534.039 Der Positivismus findet im biologischen Gesetz der begrenzten, in ppe_534.040 Altersstufen geteilten Lebensdauer ein willkommenes Mittel, menschliches
ppe_534.001 erzeugt wird. Für beides lassen sich Belege erbringen: die berühmte ppe_534.002 Duplizität der Fälle zeigt immer wieder, daß Menschen ppe_534.003 gleichen Alters ohne jede persönliche Berührung im gleichen Zeitpunkt ppe_534.004 auf dieselbe Fragestellung und gleichartige Lösung geführt ppe_534.005 werden; aber mindestens ebenso oft ist zu beobachten, daß der Funke ppe_534.006 überspringt, und daß das Neue als Ergebnis einer sich gegenseitig anregenden ppe_534.007 Gemeinschaft, als Bewußtwerden gleicher Ziele, als Inhalt ppe_534.008 gemeinsamer Offenbarung hervortritt.
ppe_534.009 Der geistesgeschichtliche Generationsbegriff, wie ihn etwa der spanische ppe_534.010 Philosoph José Ortega y Gasset formuliert hat, als „dynamische ppe_534.011 Verschmelzung von Masse und Individuum“, als „ein neuer, ppe_534.012 in sich geschlossener sozialer Körper mit seiner eigenen erlauchten ppe_534.013 Minderheit und seiner eigenen Masse, der mit vorgegebener vitaler ppe_534.014 Geschwindigkeit und Richtung in den Kreis des Daseins hineingeschleudert ppe_534.015 ist“, schließt beides in sich: Gleichaltrigkeit und Gleichrichtung. ppe_534.016 Aber es ist eine verschiedene Ursächlichkeit, ob die Gleichrichtung ppe_534.017 aus der Gleichaltrigkeit hervorgeht, oder ob die ungefähr ppe_534.018 Gleichaltrigen in eine bestehende Strömung hineinwachsen und dank ppe_534.019 ihrer Gleichaltrigkeit zur selben Zeit von ihr erfaßt werden. Es ist, ppe_534.020 mit einem Wort, die Frage, ob die Generationseinheit geboren wird ppe_534.021 oder sich bildet. Hier trennen sich zwei verschiedene Richtungen der ppe_534.022 Generationsforschung: für die eine ist, äußerlich gesehen, die Tabelle ppe_534.023 der Geburtsdaten Material und Ausgangspunkt; für die andere die ppe_534.024 Chronologie der literarischen Erscheinungen, aus denen sich der Zeitpunkt ppe_534.025 des gleichzeitig auftretenden neuen Willens ergibt. Die eine ppe_534.026 ist also von vornherein mehr individualistisch, die andere mehr kollektivistisch. ppe_534.027 Astrologie und Mystik sind die sich berührenden Extreme ppe_534.028 der beiden Betrachtungsweisen, aber in der mittleren Linie ppe_534.029 wird die eine auf eine biologische, die andere auf eine phänomenologische ppe_534.030 Methode angewiesen sein. Außer ihnen besteht noch eine ppe_534.031 dritte Richtung (nach der Zeit ihres Auftretens ist sie die erste), die ppe_534.032 man universalistisch nennen kann, insofern sie individualistische Gesichtspunkte ppe_534.033 auf die Totalität überträgt, und chiliastisch, insofern sie ppe_534.034 das Generationsproblem zum Maßstab weltgeschichtlicher Periodisierungen ppe_534.035 erhebt.
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Der geistesgeschichtliche Generationsbegriff, wie ihn etwa der spanische ppe_534.010
Philosoph José Ortega y Gasset formuliert hat, als „dynamische ppe_534.011
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/558>, abgerufen am 22.11.2024.
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