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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Sinken drei Höhepunkte um 600, 1200 und 1800 heraushob. ppe_537.002
Aber gerade Scherers großzügige Gliederung, die über den Generationsrhythmus ppe_537.003
hinwegging, ließ mit der Festsetzung eines hypothetischen ppe_537.004
Höhepunktes, der wie eine urgermanische Sprachform ppe_537.005
ohne Beleg um 600 konstruiert wurde, und mit der Annahme zweier ppe_537.006
Tiefpunkte um 900 und 1500 die anfechtbarsten Blößen der positivistischen ppe_537.007
Konstruktion erkennen. So vermochte gerade dieser Beistand ppe_537.008
den Kredit der Generationslehre nicht zu erhöhen; in Ernst ppe_537.009
Tröltschs
"Geschichte des Historismus" wird sie als "reine Kabbala" ppe_537.010
abgetan.

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Von dem Glauben, daß nach 50 Jahren jedes Schulkind in Lorenzschen ppe_537.012
Generationen rechnen werde, hat sich bisher nur soviel erfüllt, ppe_537.013
daß wenigstens des Historikers Sohn Alfred Lorenz im Jahre ppe_537.014
1928 eine "Musikgeschichte im Rhythmus der Generationen" erscheinen ppe_537.015
ließ, die einen alle drei Jahrhunderte sich vollziehenden Wechsel ppe_537.016
des Übergewichts von Zeit- oder Raumgefühl, das in homophoner ppe_537.017
Rhythmik oder polyphoner Innenschau sich auswirkt, und eine alle ppe_537.018
sechs Jahrhunderte sich vollziehende Wiederkehr des gleichen Zustandes ppe_537.019
als Bilanz der Musikgeschichte in das väterliche Schema einzeichnete.

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Unterscheidet sich die deutsche Konstruktion von der französischen ppe_537.022
dadurch, daß an Stelle des Fortschrittes die Wiederkehr des ppe_537.023
Gleichen gesetzt ist, so haben beide Arten chiliastischer Geschichtsphilosophie ppe_537.024
zweierlei gemeinsam: 1. daß die Generation im wesentlichen ppe_537.025
als Zeitmaß der Gesamtentwicklung betrachtet wird und demgemäß ppe_537.026
mit wenig persönlichem Leben erfüllt ist, 2. daß im Verhältnis ppe_537.027
der aufeinanderfolgenden Generationen mehr der Zusammenhang als ppe_537.028
der Gegensatz betont wird. Dem ersten Mangel begegnet die biologische ppe_537.029
Betrachtungsweise, die den Zeitpunkt der Geburt entscheidend ppe_537.030
sein läßt und damit das Einzelleben individualistisch in den Vordergrund ppe_537.031
stellt, dem zweiten die phänomenologische Einstellung, die ppe_537.032
auf das Wesen der geistigen Kollektivbewegungen, die zu bestimmten ppe_537.033
Zeitpunkten in Erscheinung treten, gerichtet ist.

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b) Die biologische Richtung ist durch das Aufsehen erregende ppe_537.035
Buch Wilhelm Pinders über "Das Problem der Generation in ppe_537.036
der Kunstgeschichte Europas" (Berlin 1927) in den Vordergrund des ppe_537.037
Interesses gerückt worden. Es handelt sich dabei insofern um eine ppe_537.038
interne Angelegenheit der Kunstwissenschaft, als gegenüber dem neumodischen ppe_537.039
Ideal einer Kunstgeschichte ohne Namen hier das Recht ppe_537.040
und die Notwendigkeit der nicht-anonymen Kunstgeschichte mit ppe_537.041
neuen Gründen verfochten wird. Die geistreich formulierte "Ungleichzeitigkeit

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der Gegensatz betont wird. Dem ersten Mangel begegnet die biologische ppe_537.029
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b) Die biologische Richtung ist durch das Aufsehen erregende ppe_537.035
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/561>, abgerufen am 22.11.2024.