Heil den wahren Philologen! Sie wirken Göttliches, denn ppe_074.004 sie verbreiten Kunstsinn über das ganze Gebiet der Gelehrsamkeit. ppe_074.005 Kein Gelehrter sollte bloß Handwerker sein.
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Friedrich Schlegel.
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a) Kritik der Überlieferung
ppe_074.008 Jede Wissenschaft geht ebenso wie jede Kunst den Weg klärender ppe_074.009 Vereinfachung. Jede Gedankenarbeit beginnt mit dem Blick auf eine ppe_074.010 verwirrende Vielheit, die als Einheit begriffen werden soll. Alle ppe_074.011 Begriffe und alle Schlüsse zielen dahin, Ordnung zu stiften und ein ppe_074.012 Chaos zum Kosmos zu wandeln, wenn es auch nur ein Mikrokosmos ppe_074.013 ist. Wenn in Sammlung eines chaotischen Materials und Sichtung ppe_074.014 einer vielfältigen Überlieferung die ersten grundlegenden Schritte ppe_074.015 jedes planmäßigen Erkenntniswillens bestehen, so muß das letzte ppe_074.016 Ziel, auf das die Methode gerichtet ist, in der durchdringenden Sinndeutung ppe_074.017 des Gegebenen und Beobachteten gesehen werden.
ppe_074.018 Als nächste Zwischenstation dieser Strecke ist für die Wissenschaften, ppe_074.019 die es mit Fertigkeiten des menschlichen Geistes zu tun ppe_074.020 haben, die Kritik einzuschalten. Sowohl das Ganze wie seine Teile ppe_074.021 wie alle Einzelheiten der Überlieferung sind einer Echtheitsprüfung ppe_074.022 zu unterwerfen. Bei geschichtlichen Quellen regen sich Zweifel gegen ppe_074.023 die Glaubwürdigkeit des Berichts, bei philosophischen Darstellungen ppe_074.024 gegen die Reinheit der Begriffe und die Überzeugungskraft der Beweisführung; ppe_074.025 bei religiösen Offenbarungen kann die Wahrhaftigkeit ppe_074.026 des Erlebnisses und Bekenntnisses, bei Denkmälern irgendeiner Kunst ppe_074.027 die Folgerichtigkeit der Form, die als organischer Ausdruck der Idee ppe_074.028 betrachtet werden soll, in Zweifel gezogen werden.
ppe_074.029 So verschiedenartig diese Abwandlungen des Begriffes "Kritik" ppe_074.030 nebeneinander stehen, so laufen sie doch alle darauf hinaus, hinter ppe_074.031 dem geistigen Erzeugnis eine ausdruckgebende Individualität zu ppe_074.032 suchen, eine geschlossene Persönlichkeit, deren Wesenszüge und Absichten ppe_074.033 sich unverfälscht abspiegeln müssen. Wo dem angenommenen ppe_074.034 Urheber nicht die volle Verantwortung für jede Einzelheit aufgeladen ppe_074.035 werden kann, muß mit Störungsmomenten des Ausdrucks und des
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ZWEITER HAUPTTEIL
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TEXT UND VERFASSER
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Heil den wahren Philologen! Sie wirken Göttliches, denn ppe_074.004 sie verbreiten Kunstsinn über das ganze Gebiet der Gelehrsamkeit. ppe_074.005 Kein Gelehrter sollte bloß Handwerker sein.
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Friedrich Schlegel.
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ppe_074.008 Jede Wissenschaft geht ebenso wie jede Kunst den Weg klärender ppe_074.009 Vereinfachung. Jede Gedankenarbeit beginnt mit dem Blick auf eine ppe_074.010 verwirrende Vielheit, die als Einheit begriffen werden soll. Alle ppe_074.011 Begriffe und alle Schlüsse zielen dahin, Ordnung zu stiften und ein ppe_074.012 Chaos zum Kosmos zu wandeln, wenn es auch nur ein Mikrokosmos ppe_074.013 ist. Wenn in Sammlung eines chaotischen Materials und Sichtung ppe_074.014 einer vielfältigen Überlieferung die ersten grundlegenden Schritte ppe_074.015 jedes planmäßigen Erkenntniswillens bestehen, so muß das letzte ppe_074.016 Ziel, auf das die Methode gerichtet ist, in der durchdringenden Sinndeutung ppe_074.017 des Gegebenen und Beobachteten gesehen werden.
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. E74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/98>, abgerufen am 21.11.2024.
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