Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.anziehend ist die Ansicht des Landes, da sich hinter diesen Hügeln, höhere, kahle und häßliche Bergketten erheben, die jede weitere Aussicht beschränken. Die Hütten der armen Leute sind ganz erbärmlich schlecht, meist aus Lehm und Holz zusammen geklebt, und dem Einsturze nahe. Kaum wagte ich es einzutreten; ich dachte mir das Innere dem Aeußeren entsprechend und war daher sehr erstaunt, nicht nur gute Betten, Tische und Stühle, sondern auch häufig kleine, ganz nett mit Blumen geschmückte Hausaltäre vorzufinden. Auch die Bewohner waren nicht gar so schlecht gekleidet und die Wäsche, die vor vielen solchen Baracken hing, schien mir besser als manche, die ich in den belebtesten Straßen der Städte Siciliens vor den Fenstern eleganter Gebäude sah. Das Leben und Treiben des Volkes kann man auch sehr gut kennen lernen, wenn man an Sonn- und Festtagen in der Gegend Polanka's umherstreift und die Garküchen besucht. Ich will meine Leser in solch eine Garküche einführen. In einer Ecke auf dem Boden glimmt ein derbes Feuer, umstellt von vielen Töpfen, dazwichen hölzerne Spieße lehnend, an welchen Rind- und Schweinefleisch steckt. Es siedet, kocht und röstet da, daß man sich ein gar leckeres Mahl verspricht. Ein plumpes, hölzernes Gestell, worauf ein langes, breites Brett liegt, steht in der Mitte des Gemaches und ist mit einem Tuche überdeckt, dessen ursprüngliche Farbe zu erforschen wohl zu den Unmöglichkeiten gehörte. Dieß ist die Tafel, um welche sich die Gäste reihen. Beim Essen selbst herrschen die alten patriarchalischen Sitten, nur mit dem Unterschiede, daß nicht anziehend ist die Ansicht des Landes, da sich hinter diesen Hügeln, höhere, kahle und häßliche Bergketten erheben, die jede weitere Aussicht beschränken. Die Hütten der armen Leute sind ganz erbärmlich schlecht, meist aus Lehm und Holz zusammen geklebt, und dem Einsturze nahe. Kaum wagte ich es einzutreten; ich dachte mir das Innere dem Aeußeren entsprechend und war daher sehr erstaunt, nicht nur gute Betten, Tische und Stühle, sondern auch häufig kleine, ganz nett mit Blumen geschmückte Hausaltäre vorzufinden. Auch die Bewohner waren nicht gar so schlecht gekleidet und die Wäsche, die vor vielen solchen Baracken hing, schien mir besser als manche, die ich in den belebtesten Straßen der Städte Siciliens vor den Fenstern eleganter Gebäude sah. Das Leben und Treiben des Volkes kann man auch sehr gut kennen lernen, wenn man an Sonn- und Festtagen in der Gegend Polanka’s umherstreift und die Garküchen besucht. Ich will meine Leser in solch eine Garküche einführen. In einer Ecke auf dem Boden glimmt ein derbes Feuer, umstellt von vielen Töpfen, dazwichen hölzerne Spieße lehnend, an welchen Rind- und Schweinefleisch steckt. Es siedet, kocht und röstet da, daß man sich ein gar leckeres Mahl verspricht. Ein plumpes, hölzernes Gestell, worauf ein langes, breites Brett liegt, steht in der Mitte des Gemaches und ist mit einem Tuche überdeckt, dessen ursprüngliche Farbe zu erforschen wohl zu den Unmöglichkeiten gehörte. Dieß ist die Tafel, um welche sich die Gäste reihen. Beim Essen selbst herrschen die alten patriarchalischen Sitten, nur mit dem Unterschiede, daß nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0147" n="140"/> anziehend ist die Ansicht des Landes, da sich hinter diesen Hügeln, höhere, kahle und häßliche Bergketten erheben, die jede weitere Aussicht beschränken.</p> <p> Die Hütten der armen Leute sind ganz erbärmlich schlecht, meist aus Lehm und Holz zusammen geklebt, und dem Einsturze nahe. Kaum wagte ich es einzutreten; ich dachte mir das Innere dem Aeußeren entsprechend und war daher sehr erstaunt, nicht nur gute Betten, Tische und Stühle, sondern auch häufig kleine, ganz nett mit Blumen geschmückte Hausaltäre vorzufinden. Auch die Bewohner waren nicht gar so schlecht gekleidet und die Wäsche, die vor vielen solchen Baracken hing, schien mir besser als manche, die ich in den belebtesten Straßen der Städte Siciliens vor den Fenstern eleganter Gebäude sah.</p> <p> Das Leben und Treiben des Volkes kann man auch sehr gut kennen lernen, wenn man an Sonn- und Festtagen in der Gegend Polanka’s umherstreift und die Garküchen besucht.</p> <p> Ich will meine Leser in solch eine Garküche einführen. In einer Ecke auf dem Boden glimmt ein derbes Feuer, umstellt von vielen Töpfen, dazwichen hölzerne Spieße lehnend, an welchen Rind- und Schweinefleisch steckt. Es siedet, kocht und röstet da, daß man sich ein gar leckeres Mahl verspricht. Ein plumpes, hölzernes Gestell, worauf ein langes, breites Brett liegt, steht in der Mitte des Gemaches und ist mit einem Tuche überdeckt, dessen ursprüngliche Farbe zu erforschen wohl zu den Unmöglichkeiten gehörte. Dieß ist die Tafel, um welche sich die Gäste reihen. Beim Essen selbst herrschen die alten patriarchalischen Sitten, nur mit dem Unterschiede, daß nicht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0147]
anziehend ist die Ansicht des Landes, da sich hinter diesen Hügeln, höhere, kahle und häßliche Bergketten erheben, die jede weitere Aussicht beschränken.
Die Hütten der armen Leute sind ganz erbärmlich schlecht, meist aus Lehm und Holz zusammen geklebt, und dem Einsturze nahe. Kaum wagte ich es einzutreten; ich dachte mir das Innere dem Aeußeren entsprechend und war daher sehr erstaunt, nicht nur gute Betten, Tische und Stühle, sondern auch häufig kleine, ganz nett mit Blumen geschmückte Hausaltäre vorzufinden. Auch die Bewohner waren nicht gar so schlecht gekleidet und die Wäsche, die vor vielen solchen Baracken hing, schien mir besser als manche, die ich in den belebtesten Straßen der Städte Siciliens vor den Fenstern eleganter Gebäude sah.
Das Leben und Treiben des Volkes kann man auch sehr gut kennen lernen, wenn man an Sonn- und Festtagen in der Gegend Polanka’s umherstreift und die Garküchen besucht.
Ich will meine Leser in solch eine Garküche einführen. In einer Ecke auf dem Boden glimmt ein derbes Feuer, umstellt von vielen Töpfen, dazwichen hölzerne Spieße lehnend, an welchen Rind- und Schweinefleisch steckt. Es siedet, kocht und röstet da, daß man sich ein gar leckeres Mahl verspricht. Ein plumpes, hölzernes Gestell, worauf ein langes, breites Brett liegt, steht in der Mitte des Gemaches und ist mit einem Tuche überdeckt, dessen ursprüngliche Farbe zu erforschen wohl zu den Unmöglichkeiten gehörte. Dieß ist die Tafel, um welche sich die Gäste reihen. Beim Essen selbst herrschen die alten patriarchalischen Sitten, nur mit dem Unterschiede, daß nicht
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/147>, abgerufen am 16.07.2024. |