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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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hier oder dort, vielleicht unter einem Hause, einer Kirche u. s. w. sei eine Mine zu finden, er ermächtiget wird, eines wie das andere wegreißen zu lassen, vorausgesetzt, daß er im Stande ist, den Schaden zu vergüten.

Vor ungefähr 15 Jahren entdeckte ein Eseltreiber auf eine sehr zufällige Weise eine ergiebige Silbermine. Er trieb mehrere Esel über die Gebirge, von welchen ihm eines Morgens einer entlief. Als er einen Stein aufhob, um ihn dem Thiere nachzuwerfen, strauchelte er und fiel zu Boden; der Stein entglitt ihm und rollte fort. Mit Ungestüm riß er einen zweiten aus der Erde, sprang auf und wollte eben zum Wurfe ausholen, als ihm der Stein durch seine ungewöhnliche Schwere auffiel; er besah ihn genauer und fand ihn von reinen, reichen Silberadern durchzogen. Wie einen Schatz verwahrte er den Stein, bezeichnete den Ort, zog mit seinen Eseln heim und theilte alsbald einem seiner Freunde, einem Bergmanne, die wichtige Entdeckung mit. Beide gingen nun zur Stelle, die der Bergmann untersuchte und für sehr reichhaltig erklärte. Jetzt fehlte ihnen nichts als ein Betriebskapital; aber auch dieses fand sich, indem sie den Herrn des Bergmannes in Gesellschaft nahmen, -- und in wenig Jahren waren alle drei reiche Leute.


Die sechs Tage waren verflossen und der Kapitän ließ mir sagen, daß ich am folgenden Tag mit Sack und Pack an Bord kommen möge, da er Abends in See zu gehen gedächte. Aber am selben Tage Morgens führte mein böser Dämon ein französisches Kriegsschiff herbei, dessen

hier oder dort, vielleicht unter einem Hause, einer Kirche u. s. w. sei eine Mine zu finden, er ermächtiget wird, eines wie das andere wegreißen zu lassen, vorausgesetzt, daß er im Stande ist, den Schaden zu vergüten.

Vor ungefähr 15 Jahren entdeckte ein Eseltreiber auf eine sehr zufällige Weise eine ergiebige Silbermine. Er trieb mehrere Esel über die Gebirge, von welchen ihm eines Morgens einer entlief. Als er einen Stein aufhob, um ihn dem Thiere nachzuwerfen, strauchelte er und fiel zu Boden; der Stein entglitt ihm und rollte fort. Mit Ungestüm riß er einen zweiten aus der Erde, sprang auf und wollte eben zum Wurfe ausholen, als ihm der Stein durch seine ungewöhnliche Schwere auffiel; er besah ihn genauer und fand ihn von reinen, reichen Silberadern durchzogen. Wie einen Schatz verwahrte er den Stein, bezeichnete den Ort, zog mit seinen Eseln heim und theilte alsbald einem seiner Freunde, einem Bergmanne, die wichtige Entdeckung mit. Beide gingen nun zur Stelle, die der Bergmann untersuchte und für sehr reichhaltig erklärte. Jetzt fehlte ihnen nichts als ein Betriebskapital; aber auch dieses fand sich, indem sie den Herrn des Bergmannes in Gesellschaft nahmen, — und in wenig Jahren waren alle drei reiche Leute.


Die sechs Tage waren verflossen und der Kapitän ließ mir sagen, daß ich am folgenden Tag mit Sack und Pack an Bord kommen möge, da er Abends in See zu gehen gedächte. Aber am selben Tage Morgens führte mein böser Dämon ein französisches Kriegsschiff herbei, dessen

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[144/0151] hier oder dort, vielleicht unter einem Hause, einer Kirche u. s. w. sei eine Mine zu finden, er ermächtiget wird, eines wie das andere wegreißen zu lassen, vorausgesetzt, daß er im Stande ist, den Schaden zu vergüten. Vor ungefähr 15 Jahren entdeckte ein Eseltreiber auf eine sehr zufällige Weise eine ergiebige Silbermine. Er trieb mehrere Esel über die Gebirge, von welchen ihm eines Morgens einer entlief. Als er einen Stein aufhob, um ihn dem Thiere nachzuwerfen, strauchelte er und fiel zu Boden; der Stein entglitt ihm und rollte fort. Mit Ungestüm riß er einen zweiten aus der Erde, sprang auf und wollte eben zum Wurfe ausholen, als ihm der Stein durch seine ungewöhnliche Schwere auffiel; er besah ihn genauer und fand ihn von reinen, reichen Silberadern durchzogen. Wie einen Schatz verwahrte er den Stein, bezeichnete den Ort, zog mit seinen Eseln heim und theilte alsbald einem seiner Freunde, einem Bergmanne, die wichtige Entdeckung mit. Beide gingen nun zur Stelle, die der Bergmann untersuchte und für sehr reichhaltig erklärte. Jetzt fehlte ihnen nichts als ein Betriebskapital; aber auch dieses fand sich, indem sie den Herrn des Bergmannes in Gesellschaft nahmen, — und in wenig Jahren waren alle drei reiche Leute. Die sechs Tage waren verflossen und der Kapitän ließ mir sagen, daß ich am folgenden Tag mit Sack und Pack an Bord kommen möge, da er Abends in See zu gehen gedächte. Aber am selben Tage Morgens führte mein böser Dämon ein französisches Kriegsschiff herbei, dessen

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/151>, abgerufen am 23.11.2024.