Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.in welcher viele Steine lagen, wurde ein tüchtiges Feuer gemacht. Man brachte hierauf eine Menge Brotfrüchte (Majore) die abgeschabt und mit einem sehr schneidigen, hölzernen Beil in zwei Theile gespalten wurden. Nachdem das Feuer abgebrannt und die Steine gehörig erhitzt waren, gab man das Schwein und die Früchte darauf, legte noch einige der erhitzten Steine darüber und deckte das Ganze mit grünen, belaubten Zweigen, mit dürrem Blätterwerke und mit Erde zu. Während die Speisen zwischen den Steine schmorten, machte man die Tafel zu recht. Eine Strohmatte wurde auf den Boden gebreitet und mit großen Blättern belegt. Für jeden Gast stellte man eine Cocosschale hin, die halb mit Miti gefüllt war, einem säuerlichen Getränke, das aus der Cocospalme gewonnen wird. Nach anderthalb Stunden grub man die Speisen aus. Das Schwein wurde zwar nicht kunstgerecht und auch nicht sehr appetitlich, dafür aber mit Blitzesschnelle zerlegt. Ein Messer und die Hand zerrissen das Thier in so viele Theile, als Gäste damit abzuspeisen waren. Jedem wurde dann sein Antheil nebst einer halben Brotfrucht auf einem großen Blatte gereicht. Außer dem Offizier, seinem Mädchen, dem alten Tati, seiner Frau und mir, saß niemand an unserer ländlichen Tafel, da es gegen die Landessitte ist, daß der Gastgeber mit dem Gaste ißt oder die Kinder mit den Eltern speisen. Außer dieser Ceremonie sah ich keinen weitern Beweis von Liebe oder Herzlichkeit zwischen dem Vater und dem Sohne. So mußte z. B. der neunzigjährige Greis, der noch dazu an einem heftigen Husten litt, unter einem leichten, luftigen Dache die Nacht zubringen, in welcher viele Steine lagen, wurde ein tüchtiges Feuer gemacht. Man brachte hierauf eine Menge Brotfrüchte (Majoré) die abgeschabt und mit einem sehr schneidigen, hölzernen Beil in zwei Theile gespalten wurden. Nachdem das Feuer abgebrannt und die Steine gehörig erhitzt waren, gab man das Schwein und die Früchte darauf, legte noch einige der erhitzten Steine darüber und deckte das Ganze mit grünen, belaubten Zweigen, mit dürrem Blätterwerke und mit Erde zu. Während die Speisen zwischen den Steine schmorten, machte man die Tafel zu recht. Eine Strohmatte wurde auf den Boden gebreitet und mit großen Blättern belegt. Für jeden Gast stellte man eine Cocosschale hin, die halb mit Miti gefüllt war, einem säuerlichen Getränke, das aus der Cocospalme gewonnen wird. Nach anderthalb Stunden grub man die Speisen aus. Das Schwein wurde zwar nicht kunstgerecht und auch nicht sehr appetitlich, dafür aber mit Blitzesschnelle zerlegt. Ein Messer und die Hand zerrissen das Thier in so viele Theile, als Gäste damit abzuspeisen waren. Jedem wurde dann sein Antheil nebst einer halben Brotfrucht auf einem großen Blatte gereicht. Außer dem Offizier, seinem Mädchen, dem alten Tati, seiner Frau und mir, saß niemand an unserer ländlichen Tafel, da es gegen die Landessitte ist, daß der Gastgeber mit dem Gaste ißt oder die Kinder mit den Eltern speisen. Außer dieser Ceremonie sah ich keinen weitern Beweis von Liebe oder Herzlichkeit zwischen dem Vater und dem Sohne. So mußte z. B. der neunzigjährige Greis, der noch dazu an einem heftigen Husten litt, unter einem leichten, luftigen Dache die Nacht zubringen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="168"/> in welcher viele Steine lagen, wurde ein tüchtiges Feuer gemacht. Man brachte hierauf eine Menge Brotfrüchte (<hi rendition="#aq">Majoré</hi>) die abgeschabt und mit einem sehr schneidigen, hölzernen Beil in zwei Theile gespalten wurden. 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Außer dem Offizier, seinem Mädchen, dem alten Tati, seiner Frau und mir, saß niemand an unserer ländlichen Tafel, da es gegen die Landessitte ist, daß der Gastgeber mit dem Gaste ißt oder die Kinder mit den Eltern speisen. Außer dieser Ceremonie sah ich keinen weitern Beweis von Liebe oder Herzlichkeit zwischen dem Vater und dem Sohne. So mußte z. B. der neunzigjährige Greis, der noch dazu an einem heftigen Husten litt, unter einem leichten, luftigen Dache die Nacht zubringen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0175]
in welcher viele Steine lagen, wurde ein tüchtiges Feuer gemacht. Man brachte hierauf eine Menge Brotfrüchte (Majoré) die abgeschabt und mit einem sehr schneidigen, hölzernen Beil in zwei Theile gespalten wurden. Nachdem das Feuer abgebrannt und die Steine gehörig erhitzt waren, gab man das Schwein und die Früchte darauf, legte noch einige der erhitzten Steine darüber und deckte das Ganze mit grünen, belaubten Zweigen, mit dürrem Blätterwerke und mit Erde zu.
Während die Speisen zwischen den Steine schmorten, machte man die Tafel zu recht. Eine Strohmatte wurde auf den Boden gebreitet und mit großen Blättern belegt. Für jeden Gast stellte man eine Cocosschale hin, die halb mit Miti gefüllt war, einem säuerlichen Getränke, das aus der Cocospalme gewonnen wird.
Nach anderthalb Stunden grub man die Speisen aus. Das Schwein wurde zwar nicht kunstgerecht und auch nicht sehr appetitlich, dafür aber mit Blitzesschnelle zerlegt. Ein Messer und die Hand zerrissen das Thier in so viele Theile, als Gäste damit abzuspeisen waren. Jedem wurde dann sein Antheil nebst einer halben Brotfrucht auf einem großen Blatte gereicht. Außer dem Offizier, seinem Mädchen, dem alten Tati, seiner Frau und mir, saß niemand an unserer ländlichen Tafel, da es gegen die Landessitte ist, daß der Gastgeber mit dem Gaste ißt oder die Kinder mit den Eltern speisen. Außer dieser Ceremonie sah ich keinen weitern Beweis von Liebe oder Herzlichkeit zwischen dem Vater und dem Sohne. So mußte z. B. der neunzigjährige Greis, der noch dazu an einem heftigen Husten litt, unter einem leichten, luftigen Dache die Nacht zubringen,
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