Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Thäler, Schluchten und Berge ohne Zahl (von letzteren besonders den romantischen Felskoloß "Diadem"), dichte Wälder von Palmen und andern gigantischen Bäumen, und darüber hinaus das gewaltige Meer, das sich an den Klippen und Rissen tausendfältig bricht und in weiter Entfernung in dem azurblauen Himmel verschwimmt. In der Nähe des Fort stürzt ein Wasserfall zwischen engen Schluchten über eine senkrechte Wand hinab; leider ist aber der Ausgang des Sturzes von vorspringenden Felsen und Hügeln verdeckt und die Wassermenge etwas geringe, -- sonst verdiente dieser Fall der Höhe des Sturzes nach (gewiß über 400 Fuß) zu den ausgezeichneten gezählt zu werden. Der Weg vom Fort zum Diadem ist höchst beschwerlich und währt volle drei Stunden. Die Aussicht ist hier noch großartiger, da man auf zwei Seiten über die Insel hinaus das Meer erblickt. Dies war mein letzter Auflug auf dieser schönen Insel; den folgenden Tag, am 17. Mai, mußte ich an Bord. Die Ladung war gelöscht und der Ballast eingenommen. Die europäischen Bedürfnisse für das französische Militair als: Mehl, gesalzenes Fleisch, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Wein u. s. w. müssen alle eingeführt werden, denn keinen dieser Artikel liefert die Insel*). Ich nahm ungern Abschied von diesem reizenden *) Taiti erzeugt bisher keine Ausfuhrartikel, darum nimmt man hier nur Ballast ein; die Insel ist für die Franzosen als Anhaltspunkt für ihre Schiffe im Weltmeere wichtig.
Thäler, Schluchten und Berge ohne Zahl (von letzteren besonders den romantischen Felskoloß „Diadem“), dichte Wälder von Palmen und andern gigantischen Bäumen, und darüber hinaus das gewaltige Meer, das sich an den Klippen und Rissen tausendfältig bricht und in weiter Entfernung in dem azurblauen Himmel verschwimmt. In der Nähe des Fort stürzt ein Wasserfall zwischen engen Schluchten über eine senkrechte Wand hinab; leider ist aber der Ausgang des Sturzes von vorspringenden Felsen und Hügeln verdeckt und die Wassermenge etwas geringe, — sonst verdiente dieser Fall der Höhe des Sturzes nach (gewiß über 400 Fuß) zu den ausgezeichneten gezählt zu werden. Der Weg vom Fort zum Diadem ist höchst beschwerlich und währt volle drei Stunden. Die Aussicht ist hier noch großartiger, da man auf zwei Seiten über die Insel hinaus das Meer erblickt. Dies war mein letzter Auflug auf dieser schönen Insel; den folgenden Tag, am 17. Mai, mußte ich an Bord. Die Ladung war gelöscht und der Ballast eingenommen. Die europäischen Bedürfnisse für das französische Militair als: Mehl, gesalzenes Fleisch, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Wein u. s. w. müssen alle eingeführt werden, denn keinen dieser Artikel liefert die Insel*). Ich nahm ungern Abschied von diesem reizenden *) Taiti erzeugt bisher keine Ausfuhrartikel, darum nimmt man hier nur Ballast ein; die Insel ist für die Franzosen als Anhaltspunkt für ihre Schiffe im Weltmeere wichtig.
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Thäler, Schluchten und Berge ohne Zahl (von letzteren besonders den romantischen Felskoloß „Diadem“), dichte Wälder von Palmen und andern gigantischen Bäumen, und darüber hinaus das gewaltige Meer, das sich an den Klippen und Rissen tausendfältig bricht und in weiter Entfernung in dem azurblauen Himmel verschwimmt.
In der Nähe des Fort stürzt ein Wasserfall zwischen engen Schluchten über eine senkrechte Wand hinab; leider ist aber der Ausgang des Sturzes von vorspringenden Felsen und Hügeln verdeckt und die Wassermenge etwas geringe, — sonst verdiente dieser Fall der Höhe des Sturzes nach (gewiß über 400 Fuß) zu den ausgezeichneten gezählt zu werden.
Der Weg vom Fort zum Diadem ist höchst beschwerlich und währt volle drei Stunden. Die Aussicht ist hier noch großartiger, da man auf zwei Seiten über die Insel hinaus das Meer erblickt.
Dies war mein letzter Auflug auf dieser schönen Insel; den folgenden Tag, am 17. Mai, mußte ich an Bord. Die Ladung war gelöscht und der Ballast eingenommen. Die europäischen Bedürfnisse für das französische Militair als: Mehl, gesalzenes Fleisch, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Wein u. s. w. müssen alle eingeführt werden, denn keinen dieser Artikel liefert die Insel *).
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*) Taiti erzeugt bisher keine Ausfuhrartikel, darum nimmt man hier nur Ballast ein; die Insel ist für die Franzosen als Anhaltspunkt für ihre Schiffe im Weltmeere wichtig.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/188>, abgerufen am 16.07.2024. |